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Unplugged-Special: Die 25 besten Akustik-Alben aller Zeiten

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Unplugged-Special: Die 25 besten Akustik-Alben aller Zeiten

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4
Bob Dylan
THE FREEWHEELIN‘ BOB DYLAN

bob-dylan-freewheelin-bob-dylanDylans zweites Album war der Wendepunkt. Sein selbstbetiteltes Debüt enthielt nur zwei Eigenkompositionen bei 13 Tracks, der Rest waren seine Interpretationen von Folk- und Blues-Standards. Auf THE FREEWHEELIN‘ BOB DYLAN war das Verhältnis umgekehrt. Hier lieferte er mit 22 die Songs ab, die die Welt erreichten.

In einer Zeit voller gesellschaftlicher Turbulenzen, in der Amerika in den Kalten sowie den Vietnamkrieg verwickelt war und der Kampf um Bürgerrechte tobte, stieg Dylan als die Stimme seiner Generation empor, mit Protestsongs, die auf große Resonanz stießen: ›Blowin‘ In The Wind‹, ›Masters Of War‹ und ›A Hard Rain‘s A-Gonna Fall‹.

Er spielte sie in der klassischen Folk-Tradition, nur mit einer akustischen Gitarre und einer Mundharmonika als Begleitung zu einer Stimme, die scharf wie ein Messer war. 1965 jedoch, zwei Jahre nach Erscheinen dieser Platte, erzürnte er die Folk-Puristen, als er das Album BRINGING IT ALL BACK HOME mit einer kompletten, elektrischen Rockband beim Newport Folk Festival spielte und ausgebuht wurde.

Über mehrere Jahrzehnte sollte er eine ganze Reihe weiterer Klassiker abliefern, doch THE FREEWHEELIN‘ BOB DYLAN war das Werk, das ihn als einen der großen Songwriter dieser Welt etablierte.

Paul Elliott
Schlüsselsong: ›Masters Of War‹

3
Jimmy Page & Robert Plant
NO QUARTER: UNLEDDED

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Moroccan Roll

Vor allem mit den inspirierten Neubearbeitungen einiger Led-Zep-Songs bewiesen Page und Plant ihren Willen, ihre Musik weiterzuentwickeln. Und lieferten damit einen echten Klassiker ab.

Text: Mark Blake

Im Frühling 1994 fuhren Jimmy Page und Robert Plant nach Marrakesch in Marokko, um mit örtlichen Musikern auf dem alten Hauptplatz der Stadt aufzutreten, dem Djemaa el Fna. Die Kollaboration wurde aufgezeichnet und ein Teil davon für das Album und den VHS/DVD-Release NO QUARTER: UNLEDDED verwendet. Die neuen Stücke, die hier zu hören waren – ›City Don‘t Cry‹ und ›Wah Wah‹ –, liefen zwar keine Gefahr, ›Whole Lotta Love‹ oder ›Black Dog‹ den Rang abzulaufen, doch ein akustischer Jam mit den marokkanischen Schlagzeugern und Guembri-Spielern (eine Basslaute) zeigte, dass Page und Plant experimentieren und Neues ausprobieren wollten.

Nach Einbruch der Dunkelheit kehrte das Duo zurück, um noch einen neuen Song zu spielen. Diesmal jedoch waren es nur Page, Plant, eine E-Gitarre, ein Drum-Loop und jede Menge Strom. Die gefilmte Darbietung dieser Nummer (›Yallah‹, später umbenannt in ›The Truth Ex­plodes‹) unterstrich perfekt die widersprüchliche Natur von NO QUARTER: nämlich dass Page und Plant immer am besten klangen, wenn sie eingestöpselt waren.

Page feuert ein fettes, fieses Riff ab und stolziert kurz über den Platz, als sei er die Bühne des Madison Square Garden 1972. Währenddessen schmollt und heult Plant und tanzt diesen Ampel-Handsignaltanz – wie ein Polizist in einer Frauenperücke, der den Verkehr lenkt.

Immer wieder fährt die Kamera von den beiden paradierenden Rockstars zu der kleinen Menschenschar, die sich um sie versammelt hat – ein Kind hält sich schockiert die Ohren zu, ein grinsender alter Mann spielt Luftgitarre –, und zu Männern mit Palästinensertuch und Frauen in Hijabs. Das einzige, was noch fehlt, ist die Standardaufnahme eines Kamels. Moment, das stimmt nicht ganz: Die einzigen beiden, die fehlen, sind John Paul Jones und John Bonham.

Doch 13 Jahre vor dem Reunion-Konzert von Led Zeppelin waren Page & Plant das Beste, das man erwarten konnte. Und wenn sie gut waren, waren sie verdammt gut.

1994 hatte Robert Plant mehr als zehn Jahre damit verbracht, Musik zu machen, die viel zu verzweifelt versuchte, nicht wie Led Zeppelin zu klingen. Jimmy Page hingegen hatte gerade mit David Coverdale ein Album voller pompös-aufgeblasenem Hardrock aufgenommen. Alles, was die Leute wollten, war dass die beiden wieder zusammen eine Platte machen.

Ende November 1993 legte Page auf dem Weg zu Shows mit Coverdale in Japan einen Zwischenstopp in Boston ein, wo Plant zwei Abende im Orpheum Theater spielte. Page behauptete, der Sänger habe gewusst, dass er vorbeischaut. Plant sagte schelmisch, er sei unangekündigt reingeschneit.

Tatsächlich hatten Plants damaliger Manager Bill Curbishley und der A&R-Mann seines Labels, Dave Bates, geholfen, eine Annäherung in die Wege zu leiten. Das Verlangen, den anderen zu übertreffen, und die schwelenden Antipathien zwischen den beiden Musikern blieben, doch als sie abwägten, wieder miteinander zu arbeiten, traten sie in den Hintergrund.

Als Plant gefragt wurde, ob er für die „MTV Unplugged“-Reihe auftreten würde, stimmte er zu, das mit Page zu tun. „Ich habe zwar ein gewisses Problem mit meinem Ego“, erklärte der Sänger, „aber es wäre lächerlich, zu versuchen, den ganzen Ruhm für all diese [Led Zeppelin-]Songs alleine einzustreichen.“

Dem „Rolling Stone“ erzählte er: „Es war offensichtlich, dass ich entweder sagen konnte: ‚Fuck off, ich mag MTV sowieso nicht. Ihr spielt mich nicht, weil ich zu alt bin, warum sollte ich mich also jetzt mit euch abgeben?‘. Oder ich konnte darüber nachdenken, wie ich mich mit dem einen Kerl zusammentun konnte, der wusste, worum es mir ging, und sehen, ob wir das durchziehen konnten.“

Das Duo hatte aber einen Einspruch: Die Show würde überhaupt nicht „unplugged“ sein. Sie würden Stücke aus dem Zeppelin-Backkatalog bearbeiten, von denen einige weitgehend akustisch sein würden, und nicht nur „die Hits“ spielen. Plants damals aktuelles Soloalbum FATE OF NATIONS (1993) beinhaltete schon einiges von dem, was er als „das marokkanische Ding“ bezeichnete, und diesen Einfluss wollte er weiter erkunden. Eine weitere Inspiration war eine Reise nach Indien, die Page und Plant 1972 machten. Dort, so Plant, dröhnten sie sich total zu und nahmen mit dem Bombay Symphony Orchestra Versionen der Led-Zep-Songs ›Four Sticks‹ und ›Friends‹ auf.

Natürlich war die Frage, die die meisten Leute sofort stellten: Wo ist John Paul Jones? Plant sagte bei einer Pressekonferenz schnippisch: „John Paul parkt gerade den Wagen“.

Tatsächlich schien es, als müssten sich Robert und Jimmy erst wieder aneinander gewöhnen. Mit einem dritten Ego konnten sie schlicht nicht umgehen. Eine Teilnahme von Jones hätte zudem fast eine Led-Zeppelin-Reunion daraus gemacht – und vor allem Plant wollte das nicht. „Das ist nichts Persönliches“, bekräftigte Plant. Doch das war nur schwer zu glauben. „Ich habe nie wirklich verstanden, warum sie das taten“, stellte Jones fest, vor allem, dass sie das Album NO QUARTER nannten wie seinen bekannten Song.

Im Februar 1994 schließlich waren Page und Plant in einem Proberaum im Londoner Stadtteil King‘s Cross, wo sie zu nordafrikanischen Drum-Loops jammten, die der französische Komponist Martin Meissonnier für sie aufgenommen hatte. Bald darauf brachte Plant den Schlagzeuger Michael Lee und den Bassisten (und Schwiegersohn) Charlie Jones aus seiner Soloband mit.

Im April spielten die vier dann bei einem Gedenkkonzert für den Blueser Alexis Korner in Buxton, Derbyshire. Doch erst nach der Reise nach Marokko und mit der Ankunft von Arrangeur Hossam Ramzy sowie seinem Egyptian Ensemble aus Streichern und Perkussionisten setzten Page und Plant ihre Idee in die Tat um.

Am Ende fanden sich auf NO QUARTER: UNLEDDED drei Songs aus Marrakesch (›City Don‘t Cry‹, ›Wah Wah‹ und ›Yallah‹), zwei, die in Wales aufgenommen wurden (›No Quarter‹ und ›Nobody‘s Fault But Mine‹) und der Rest, inklusive eines weiteren neuen Stücks (›Wonderful One‹), der vor geladenen Gästen an zwei Abenden im August in den Studios von London Weekend Television entstanden war.

Die Neufassungen von ›Nobody‘s Fault But Mine‹ und ›No Quarter‹ kamen dem „Unplugged“-Prinzip noch am nächsten. Mit ihrer Backing-Band und weiteren Musikern, darunter Leierkastenspieler Nigel Eaton und Ex-The-Cure-Gitarrist Porl Thompson am Banjo, interpretierten sie Ersteres als eine Art mittelalterlichen Folk mit zusätzlichem psychedelischen Dröhnen neu – was sich als wahrhaft inspiriert erwies. ›No Quarter‹ hingegen spielten die beiden auf Hockern mitten in einem Wald in Wales. Page klampfte auf einer Akustischen, während Plant sang und seine Stimme mit einem Effektgerät in seinem Schoß manipulierte. Anders als auf dem Original von Led Zeppelin war hier weit und breit kein Keyboard zu hören.

Für Jimmy Page waren das Originelle und die Unvorhersehbarkeit dieser neuen Arrangements Teil des Reizes. „Mit Led Zeppelin improvisierten wir jeden Abend und gingen Risiken ein“, sagte er. „Ansonsten wäre es jedes Mal Note für Note perfekt, und das ist langweilig.“

Bei dem Studiokonzert schlossen sich Page, Plant, den Leierkasten- und Banjospielern noch das Egyptian Ensemble sowie das London Metropolitan Orchestra auf einigen der Stücke an. Hossam Ramzy gab später zu, dass die Proben für diesen Auftritt schwierig gewesen waren, denn die Streicher aus Ägypten hatten so ihre Probleme damit, ihren Platz in dieser unvertrauten Musik zu finden. Ramzy befürchtete, der Klang einer Rockband mit arabischen Streichern könnte zu dicht sein – „als wäre zuviel Falafel in einem Gericht“, wie er dem Zeppelin-Biografen Barney Hoskyns erzählte. „Die Sache ist nun mal die, dass es arschtreten muss“, insistierte Plant.

„Das darf nicht wie die verdammten Moody Blues klingen.“ Und das tat es auch nicht. Stattdessen fügte das Ensemble den Neuinterpretationen von ›Friends‹ und ›Four Sticks‹ ein paar großartige neue Kanten hinzu.

Nach der Reunion-Show von 2007 vergisst man leicht, was für ein Ereignis NO QUARTER damals war. Coca-Cola, Pepsi und American Express waren nur drei der Großkonzerne, die ihr Sponsoring anboten. Alle wurden abgelehnt. Aber gerade weil es so ein großes Ereignis war, waren einige der besten Momente jene, in denen die Band ohne Begleitung spielte wie auf ›Thank You‹, ›That‘s The Way‹ und ›What Is And What Should Never Be‹, einfach, weil es am nächsten daran hinkam, 1994 Led Zeppelin zu sehen und zu hören.

Doch weder Page, der gerade 50 geworden war, noch der 46-jährige Plant wollte sein eigener Tribute-Act werden. Auf NO QUARTER kombinierten sie die Nostalgie mit gewagten und oft wunderschönen neuen Arrangements. Eine besonders gelungene Entscheidung war es etwa, auf ›The Battle Of Ever­more‹ die verstorbene Sandy Denny, die auf dem Zep-Original gesungen hatte, durch die indische Sängerin Najma Akhtar zu ersetzen (die bald Plants Freundin wurde). Das London Metropolitan Orchestra ergänzte ›The Rain Song‹ perfekt (auf dem Originalalbum unterschlagen, wurde es richtigerweise auf der Reissue von 2004 veröffentlicht), während das Orchester und das Ensemble mit ihren gewaltigen Streicherpassagen dem Abschluss ›Kashmir‹ eine bedrohliche Reibung verliehen.

Und wenn es einen Zeppelin-Song gibt, der für diese Art von dramatischem Arrangement bestimmt war, dann diesen. NO QUARTER: UNLEDDED wurde im Oktober 1994 ausgestrahlt und erreichte die höchsten Einschaltquoten aller „MTV Unplugged“-Sendungen. Kurz darauf nahmen Page und Plant diese erweiterte musikalische Familie mit auf Tour. Doch mit der nächsten Zusammenarbeit des Duos, WALKING INTO CLARKSDALE von 1998, kehrten sie zum konventionellen Bandformat zurück, was seltsam unaufregend geriet.

Kaum ein Jahr später tourte Page mit den Black Crowes und Plant war wieder solo unterwegs. Sein nächstes Soloalbum mit Eigenkompositionen, MIGHTY REARRANGER von 2005, berief sich immerhin auf NO QUARTER, indem es Rock- und Weltmusik-Einflüsse verband.

Die Reunion 2007 hat dieses Comeback Mitte der 90er natürlich überschattet. Die 80er und 90er, mit den fragwürdigen Solowerken des Duos und dem vermasselten Led-Zeppelin-Auftritt bei Live Aid, sind diskreditiert und sogar vergessen worden. Was ungerecht ist. Wie die Show im Londoner O2 schenkte uns der MTV-Auftritt einen faszinierenden Blick auf das, was hätte sein können.

„Egal wie weit sich Jimmy und ich voneinander entfernen, wir wissen, dass wir uns auf einander verlassen können, um die Musik in Dimensionen zu entwickeln, in denen noch nie jemand war“, sagte Robert Plant damals. NO QUARTER: UNLEDDED ist bis heute der Beweis dafür.

Schlüsselsong: ›Kashmir‹

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