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Unplugged-Special: Die 25 besten Akustik-Alben aller Zeiten

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Unplugged-Special: Die 25 besten Akustik-Alben aller Zeiten

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5
Tesla
FIVE MAN ACOUSTICAL JAM

tesla-five-man-acoustical-jamEigentlich fing alles als glücklicher Zufall an, doch Teslas Live-Akustik-Album war
nicht nur eine Neudefinition ihrer gesamten Karriere, sondern läutete ganz nebenbei auch die „MTV Unplugged“-Ära ein. Wenn‘s sonst nichts ist…

Text: Paul Elliott

Es war der größte Hit, den Tesla je landeten: ein Live-Akustik-Album, das in den USA über eine Million Käufer fand, mit dem Cover eines Klassikers aus den frühen 70ern eine Top-10-Single ablieferte und von ganz oben – Jimmy Page – gelobt wurde. „Das Lustige an FIVE MAN ACOUSTICAL JAM“, so Tesla-Bassist Brian Wheat, „ist dass es eigentlich mehr oder weniger zufällig entstand.“ Am lustigsten war aber, was der Co-Manager der Band Peter Mensch zu ihnen sagte, um den Ball ins Rollen zu bringen: „Ihr müsstet wirklich gute Musiker sein, um das zu schaffen, und wahrscheinlich seid ihr nicht gut genug …“ Heute sagt Wheat dazu: „Peter forderte uns heraus. Gott sei Dank!“

Dieser glückliche Zufall war das Ergebnis einer Reihe kleiner Dinge, die sich alle fügten. Ende der 80er war die Band aus Sacramento, Kalifornien vom Fleck weg erfolgreich. Ihr Debüt MECHANICAL RESONANCE – durch und durch amerikanischer Testosteron-Rock – hatte gleich Platin eingeheimst. Sie tourten durch große Hallen, eröffneten für Poison, David Lee Roth und Def Leppard (die ebenfalls von Peter Mensch und Cliff Burnsteins Firma Q Prime gemanagt wurden). Im Sommer 1990, nach dem zweiten Platinalbum THE GREAT RADIO CONTROVERSY, waren sie für eine weitere Riesentournee mit Mötley Crüe gebucht.

Doch das Problem für die junge Truppe war, dass sie immer noch einen Haufen Schulden bei ihrer Plattenfirma Geffen hatte. „Mötley Crüe spielten drei Tage die Woche“, so Wheat, „aber wir konnten es uns nicht leisten, zuviele freie Tage zu haben. Allein aus wirtschaftlichen Gründen mussten wir diese Tage nutzen.“ Mensch bot ihnen eine Lösung an. Anfang 1990 hatten Tesla bei den Bammys – die Antwort der Bay Area auf die Grammys – eine akustische Version ihrer Ballade ›Love Song‹ gespielt, einem US-Top-10-Hit. Ein paar Tage später erhielt Mensch einen Brief vom Besitzer des Clubs Slim‘s in San Francisco, der anfragte, ob sie dort eine komplette Akustik-Show spielen würden. Als Mensch der Band von diesem Vorschlag berichtete, war deren Reaktion ziemlich eindeutig, wie sich Wheat erinnert: „Fuck no! Wir sind eine Hardrockband, Mann!“

Doch Menschs Antwort darauf war ein Paradebeispiel für umgedrehte Psychologie. Wheat erklärt: „Als er behauptete, wir seien nicht talentiert genug, dachten wir nur, ‚fuck you!‘. Doch was er uns wirklich sagen wollte, war ‚ihr glaubt nicht, dass ihr das draufhabt, aber ich weiß, dass ihr das könnt‘. Wir dachten damals, dass er uns verarscht, aber er wusste genau, was er tat. Er war sehr gut darin, einen zu motivieren.“

Tesla wussten, dass ihre Musik gut für das akustische Format geeignet war, das hatte ja allein schon die Reaktion auf ›Love Song‹ bei den Bammys gezeigt. Manchmal auf Tour gingen drei der Mitglieder – die Gitarristen Frank Hannon und Tommy Skeoch sowie Sänger Jeff Keith – zu Radiosendern und spielten Unplugged-Versionen diverser Songs, u.a. ›Signs‹, ein Hit von 1971 der Kanadier Five Man Electrical Band. Außerdem, so Wheat, „hatten wir schon immer akustische Gitarren in unserer Musik“. Das traf auf zwei der wichtigsten Stücke auf MECHANICAL RESONANCE zu – das von Led Zeppelin beeinflusste ›Modern Day Cowboy‹ und eine Coverversion von ›Little Suzi‹, das der kurzlebige UK-Pop-Act PhD 1981 veröffentlicht hatte – sowie auf ›Love Song‹ und ›The Way It Is‹ von THE GREAT RADIO CONTROVERSY.

Doch wie Tesla Mensch klipp und klar vermittelten, wollten sie keine komplette Show in diesem Format spielen. „Die Idee fühlte sich einfach nicht wie Rock‘n‘Roll an“, so Wheat. „Trotzdem stellten wir eine 90-minütige Setlist zusammen. Zum Teil einfach nur, um Peter zu ärgern. Und es lief wunderbar. Letztlich klang das so gut, dass wir tatsächlich ein halbes Dutzend Konzerte buchten.“

Die ersten beiden in besagtem Slim‘s in San Francisco fanden kurz vor Beginn der Tour mit Mötley Crüe statt. Die Band probte drei Tage lang eine Setlist, die ihre eigenen Stücke mit diversen Covers kombinierte, die jedes der fünf Mitglieder ausgewählt hatte. Jeff Keith entschied sich für ›Signs‹, einen Protestsong, in dem der Hippie-Protagonist gegen das System rebelliert. Im Original lautet es im Refrain: „Sign, sign, everywhere a sign/Blockin‘ out the scenery/Breakin‘ my mind“ (Werbetafel, Werbetafel, überall eine Werbetafel/Sie verstellt den Blick auf die Landschaft/und macht meinen Geist kaputt). Tesla änderten den Mittelteil in „fuckin‘ up the scenery“. „Das“, lacht Wheat, „war unsere rebellische Seite.“

Frank Hannons Wahl fiel auf ›Truckin‘‹ von Grateful Dead, das in eine langsame Boogie-Version ihres eigenen Stücks ›Cumin‘ Atcha Live‹ eingebaut wurde. Tommy Skeoch pickte sich ›Mother‘s Little Helper‹ heraus, die Ode der Rolling Stones an alle Pillenschlucker. Schlagzeuger Troy ­Luccketta suchte sich ein Lied über seine kalifornische Heimatstadt aus, ›Lodi‹ von Creedence Clearwater Revival. Für Wheat musste es schließlich eine Nummer von seiner Lieblingsband sein: den Beatles. In diesem Fall ›We Can Work It Out‹. Laut Wheat beeinflussten die Fab Four aber auch das eigene Material der Band, nämlich in Form eines neuen Arrangements von ›Paradise‹, das im Stil von ›Golden Slumbers‹ von ABBEY ROAD vereinfacht wurde.

Von Wheat kam dann auch der Vorschlag an Mensch, eine der sechs Shows aufzunehmen und zu filmen. „Ich dachte gar nicht an ein Album, ich fand nur, wir sollten das fürs Archiv festhalten. Also sahen wir nach, was in den Terminplan passen würde, und das war Philadelphia am 2. Juli.“ Rückblickend wünscht sich Wheat, sie hätten ihre allererste Akustik-Show aufzeichnen können, den ersten Abend im Slim‘s, denn das war „die beste der sechs“. Auf jeden Fall besser als der zweite Auftritt, bei dem die komplette Band „fucking besoffen“ war, wie Wheat zugibt. Und seiner Meinung auch besser als das Konzert in Philadelphia, das zwischen zwei Mötley-Crüe-Gigs in New York und Pennsylvania gequetscht wurde.

„Die Halle in Philly war das Trocadero. Ein kleiner Club, ein bisschen heruntergekommen. Nicht besonders schön und auch nicht sehr groß. Da gingen vielleicht 1000 Leute rein. Das Publikum war großartig, aber unsere Performance war von all diesen Shows wohl am wenigsten tight. Wir fanden sogar alle, dass es die schlechteste war.“ Erst als sie sich die Aufnahme später anhörten, begriffen sie, was sie da hatten. Das, was sie an jenem Abend in Philadelphia auf Band eingefangen hatten, hatte, so Wheat, „einen unglaublichen Vibe“.

Zwei Monate rührte niemand das Material an, bis Cliff Burnstein einen Anruf vom Rockradiosender WAAF in Boston erhielt. Teslas akustische Version von ›Signs‹, die live in dessen Studio aufgenommen worden war, war unter den WAAF-Hörern zu den fünf meistangefragten Songs avanciert. Als Burnstein Geffen davon erzählte, gaben sie grünes Licht für eine EP, die aus den Bändern von der Show in Philadelphia zusammengeschnitten werden sollte. Nachdem die Band sich die Sachen noch mal angehört hatte, kam ihr aber eine andere Idee. „Das klang so cool“, sagt Wheat. „Nicht technisch brillant, aber es hatte diese Energie und Rohheit. Also dachten wir, lasst uns das komplette Konzert abmischen und ein ganzes Album daraus machen.“

Die Meinungen darüber gingen auch bandintern auseinander. „Jeff und ich waren dafür. Tommy und Frank sagten, es klang nicht gut. Aber ich erwiderte: ‚Es klingt genauso gut wie LIVE! BOOTLEG von Aerosmith, und das lieben wir doch alle‘. Damit habe ich sie dann überzeugt.“ Geffen gab die Anweisung, die Aufnahmen u.a. mit Overdubs aufzupolieren, wie das bei erfolgreichen Live-Alben wie etwa LIVE AND DANGEROUS von Thin Lizzy eben so gemacht wurde. Doch Tesla weigerten sich strikt. „Sie fragten, ob wir ein paar der Vocals ausbessern würden, doch wir sagten Nein. Wenn man das macht, ist es doch kein Live-Album mehr.“ Letztlich kam die einzige zusätzliche Passage von Brian Wheat selbst: „Es gab ein Problem mit dem Bass.

Als wir die Show aufzeichneten, fehlte er aus irgendeinem Grund. Beim Abmischen schnappte ich mir also meinen Hofner, den ich an jenem Abend gespielt hatte, und sagte: ‚Ich mache das nur einmal. Ihr lasst das Band laufen, wir halten es nicht an und starten es wieder. Ich werde das wie einen Live-Auftritt am Stück spielen‘. Ich holte mir ein paar Drinks, sie schalteten das Tape an, ich spielte komplett durch und sagte: ‚Da habt ihr eure Bassspur. Bang‘.“

Damit war sie vollendet – die Platte, die Tesla zu Ehren der Five Man Electrical Band benannten und die ihnen mehr durch Zufall als Planung zu ihrem größten Erfolg verhalf. FIVE MAN ACOUSTICAL JAM erschien am 13. November 1990 und erreichte schließlich 1991 Platz 12 in den USA. Eine leicht abgewandelte Version von ›Signs‹ – ohne das F-Wort – kam in die Top 10. „Viele Leute dachten damals, das sei ein Song von uns. Einige tun das immer noch.“

Für den Erfolg des Albums und der Single gab es dabei durchaus Präzedenzfälle. Auch vor Tesla hatten schon viele Rockbands mit akustischen Stücken Hits gelandet, etwa Poison mit ›Every Rose Has Its Thorn‹ oder Guns N‘ Roses mit ›Patience‹. Doch in einer Zeit, als das „MTV Unplugged“-Konzept noch in den Kinderschuhen steckte – und Jahre, bevor die entsprechenden Alben von Nirvana und Alice In Chains zu Bestsellern wurden –, schafften es Tesla ohne die Unterstützung der mächtigen Marke MTV.

Wheat kann allerdings nur über die Behauptung lachen, dass sie in dieser Hinsicht Pioniere waren: „Mir haben schon einige Leute gesagt, dass wir die ganze Sache überhaupt erst ins Rollen gebracht haben. Doch ‚MTV Unplugged‘ gab es schon vor FIVE MAN ACOUSTICAL JAM. Wir haben also einen Scheiß ins Rollen gebracht.“ Dafür spricht er mit großem Stolz über eine Unterhaltung, die er kurz nach der Veröffentlichung der Platte mit Jimmy Page hatte. „Es war das erste Mal, dass ich ihn traf. Das war eine große Sache für mich, denn ich war ein Riesen-Led-Zeppelin-Fan. Er sagte: ‚Ich liebe euer Akustik-Album‘. Und ich: ‚Mann, ich dachte nicht, dass du überhaupt weißt, wer ich bin!‘ Darauf erwiderte er: ‚Ihr habt nicht das erste Akustik-Album gemacht, aber das erste Akustik-Live-Album‘. Wenn Jimmy Page etwas cool findet – der Typ, der so viele grandiose akustische Songs geschrieben hat, vor allem auf LED ZEPPELIN III –, ist das so ziemlich das größte Kompliment, das man bekommen kann, you know?“

Für Wheat ist es die Energie in der Darbietung der Band, die dieses Werk wirklich auszeichnete. Eine Energie, die auch auf dem begleitenden Video FIVE MAN VIDEO BAND offensichtlich ist. „Man sieht uns auf diesen Barhockern sitzen und wir sind alle ziemlich zappelig. Es war nicht so, dass wir alle nur stoned waren und da rumhingen. Wir gehen richtig mit. Ein Teil davon ist nervöse Energie, denn wenn man akustisch spielt, muss alles zählen, was man spielt. Man hat da nicht den fetten Marshall-Turm hinter sich mit lauter Verzerrung. Man ist in gewisser Weise nackt da draußen.“

Was das Album in dieser rohen Form ebenfalls bewies, war dass Tesla eine der großen amerikanischen Rockbands ihrer Zeit waren. Ihre besten Songs – ›Modern Day Cowboy‹, ›The Way It Is‹, ›Love Song‹ – hatten dieselbe klassische Ausstrahlung wie die alten Hits, die sie spielten. Und Jeff Keith sang sie alle grandios, am allerbesten auf dem Intro zu ›Gettin‘ Better‹.

„Ende der 80er, Anfang der 90er gab es viele Bands, denen es hauptsächlich um ihr Image ging“, so Wheat. „Bands, die viel Haarspray benutzten. Viele stecken Tesla in dieselbe Schublade, aber so waren wir nicht. Erstens mal sahen wir nicht besonders gut aus! Das, was mich an dieser akustischen Platte am stolzesten macht, ist dass wir uns damit von all diesen Bands abgrenzen konnten. Die Leute begriffen so: ‚Hey, diese Typen können ja richtig spielen!‘“

Im Rückblick auf FIVE MAN ACOUSTICAL JAM bereut Wheat nur eines: „Wir hätten ein Stück von Zeppelin spielen sollen“. Davon abgesehen erwies sich dieser glückliche Zufall in all seinem zerzausten Glanz als so ziemlich perfekt. „Wir hatten gar nicht die Absicht, dieses große Statement abzugeben, doch diese Platte hatte etwas Besonderes an sich, einen Charme, der die Leute eroberte. Es war so eine coole Sache, und es wurde zu diesem klassischen Akustik-Album.“

Schlüsselsong: ›Signs‹

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