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UFO: Nicht von dieser Welt

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UFO: Nicht von dieser Welt

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STRANGERS IN THE NIGHT zeigte eine großartige Rockbandauf dem Zenit ihres Könnens und gilt als eines der besten Live-alben aller Zeiten. Doch als es veröffentlicht wurde, waren UFO schon nicht mehr die Band, die es aufgenommen hatte.(Text: Michael Hann)

Aus heutiger Sicht ist es unglaublich, dass ein Konzertmitschnitt das definierende Statement einer Band sein könnte – ein Relikt aus den 70ern wie Pril-Blumen und nur drei Fernsehkanäle zur Auswahl. Doch so war es nun mal. Für Bands, die auf ihren Studiowerken nie die richtige Beständigkeit erzielten oder sich im Aufnahmeraum nie so wohl wie auf der Bühne fühlten, war ein Livealbum das perfekte Vehikel: teils Greatest Hits, teils Einführung für Neuhörer, teils der Beweis, dass sie wirklich so gut sein konnten, wie ihre Anhänger behaupteten. Und es funktionierte. Man frage nur Thin Lizzy, um ein treffendes Beispiel zu nennen. Oder eben UFO, für die STRANGERS IN THE NIGHT genauso wichtig war wie LIVE AND DANGEROUS für Lizzy. „Wir waren immer mehr eine Live-Band“, sagt UFO-Sänger Phil Mogg. „Unsere Setlist war ziemlich cool. An den Punkt kamen wir allerdings mit dem Livealbum.“ Und das ist wichtig. Denn STRANGERS IN THE NIGHT war nicht nur eine Platte, die dokumentierte, wie UFO im Oktober 1978 auf der Bühne klangen. Es war auch ein Beleg für den Wandel, den sie durchlaufen hatten, seit Michael Schenker fünf Jahre zuvor als Leadgitarrist eingestiegen war – eine Veränderung als Musiker, Song-writer und Arrangeure. Ein Beleg dafür, wie sie, wenigstens zeitweise, eine wirklich großartige Rockband wurden. Die UFO, bei denen Schenker einstieg, waren eine völlig andere Gruppe als die UFO, zu denen er sie sich entwickeln half. „Im Wesentlichen waren sie eine Psychedelic-Rockband“, sagt er. „Technisch war da nicht viel los, es war eher atmosphärisch. Doch [mit dem neuen Line-up] herrschte eine ganz andere Chemie. Man entfernt ein Teil, fügt ein anderes hinzu und man erhält verschiedene Ergebnisse.“

„Damals wohnten wir, glaube ich, alle in einem Haus in Bounds Green, nahmen LSD und gingen ins Roundhouse“, erzählte Mogg letztes Jahr. „Aber dann rissen wir uns wohl am Riemen und dachten: ‚Wollen wir das wirklich durchziehen? Wie ernst ist es uns?‘ Und dann fingen wir eben an, es ernstzunehmen. Aber nicht zu ernst. “Im Laufe von fünf Alben – PHENOMENON, FORCE IT, NO HEAVY PETTING, LIGHTS OUT und OBSESSION – wurden sie von einer Band, die ihren Weg zu finden versuchte, zu einer, die auf diesem Weg angestürmt kommt. Sie tourten unablässig und bauten so Begeisterung und einen Hype auf, doch schafften nie ganz den Sprung in die Oberliga. In den USA waren sie oft als Vorgruppe unterwegs, doch das passte zu ihrer Dynamik und gab ihnen die Chance, richtig hart zuzuschlagen. „Wir hatten das große Glück, stets gute Opener-Slots zu bekommen“, sagt Schlagzeuger Andy Parker. „So spielten wir immer vor einem großen Publikum. Wenn man da einen guten Job macht, werden viele dieser Leute in Zukunft zu deiner Show kommen. Für uns funktionierte das gut. Ich liebte es ,‚Special Guests‘ zu sein, die zweite von drei Bands an einem Abend. Man musste nicht solange spielen, das Publikum war schon aufgewärmt und man kam früh nach Hause. Man konnte die Leute mit einem kurzen Set richtig umhauen.

Ein kürzeres Set und keine Headliner-Verantwortung gab der Band auch mehr Freiraum für andere Ver-gnügungen. Etwa 1976 bei drei Shows mit Fleetwood Mac in Kalifornien. Auf dem Weg zu einer davon, wie Mogg 2012 berichtete, stellten sie fest, dass ihnen gewisse Stimulanzien ausgegangen waren, also verabredeten sie sich mit dem Tourtross von April Wine an einem Truckstop. „Wir kamen dort an und dieser Typ kommt mit einem Aktenkoffer randvoll mit Zeug zu mir. ‚Oh, das ist super‘, sagten wir. Das war ein bisschen wie eine dieser Filmszenen, wo sie eine Line von hier bis nächste Woche legen. Wir waren so übermütig und sagten: ‚Yeah!‘ Doch als wir dann zum Gig kamen, konnte keiner mehr sprechen. Wir waren stocksteif. Dann kamen wir an die Reihe und konnten uns nicht bewegen. Wir waren auf der Bühne und bewegten uns keinen Zentimeter.“

Die Droge wirkte so lähmend, dass Mogg kaum seinen Mund aufmachen konnte, um zu singen. Auch der Alkohol floss in Strömen. „Heute klingt es lustig“, so Parker. „Zum Soundcheck gab es Weißwein, dann Bier, und abends dann die hoch-prozentige Sachen. Das war das Gute an dem Special-Guest-Slot: Es war immer noch Alk übrig, wenn man die Garderoben der anderen plünderte.Wir nahmen Kokain und Gras. Das wirklich harte Zeug, die richtig bösen Sachen kamen erst später. Davon habe ich immer die Finger gelassen. Ich habe ziemlich viel gekokst, aber dann starrte man immer um drei Uhrmorgens an die Decke, obwohl man in drei Stunden aufstehen musste.“ Die Ankunft von Paul Raymond im Juli 1976 als Keyboarder und Rhythmusgitarrist gab UFO schließlich die zusätzliche Tiefe, die ihnen gefehlt hatte. „Er vervollständigte die Chemie“, so Schenker. „Er war sehr gut darin, die Zwischenräume auszumalen, und das machte es perfekt. Außerdem war er ein hervorragender Songwriter. Er konnte allerdings nicht die ganzen Lorbeeren für sein Songwriting einheimsen, weil er da eine vertragliche Situation hatte.“

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