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Deep Purple: Tauzeit im ewigen Eis?

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Deep Purple: Tauzeit im ewigen Eis?

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deep purple infinite

Oh ja, da sagst du was! Wie würdest du eigentlich den Titel aussprechen – du weißt, worauf ich hinaus will?
Ja, ich verstehe. (schmunzelt) Der Titel ist zweideutig. Darin steckt das Wort „finite“ (zu Deutsch „endlich“, „begrenzt“, Anm. d. Red.). Manch einer betont diesen Teil des Wortes. Ich aber sage „infinite“ (Englisch für „unendlich“)!

Da bringst du ja schon mal ein wenig Licht ins Dunkel, besonders nachdem Ian Gillan mit all seinen Äußerungen zum Titel, in denen er von Stephen Hawking und „metaphysischen Lösungen“ sprach, eher das Gegenteil bewirkt hat.
(lacht) Oh ja, so etwas macht er gerne. Mit Worten herumspielen, die Bedeutungen verändern und so: Ir­­gendwie ergibt das irgendwo schon Sinn, aber in Wirklichkeit tut es das überhaupt nicht! (schmunzelt)

Zu etwas Greifbarerem: Auf euren neuen Fotos, die aus dem 19. Jahrhundert zu stammen scheinen, macht ihr euch noch etwas älter, als ihr bereits seid. Aber im Ernst, ein sehr spannendes Konzept!
Ja, dafür haben wir uns auch die Är­­sche abgefroren. (lacht) Wir hatten all diese großen, pelzigen Dinger an, die allerdings aus einer Zeit vor hundertundsonstwievielen Jahren stammen. Das waren echte Teile aus einem Filmstudio. Nur sind die absolut wirkungslos, die haben keinerlei Wärme gespeichert. Es war schweinekalt! Kein Wunder, dass die gestorben sind, als sie damals auf ihre Expeditionen gegangen sind.

Wer hatte denn die Idee für diese ausgefallene Kulisse?
Nachdem wir das Artwork gesehen hatten und uns einig waren, dass das ein sehr starkes Bild ist, beschlossen wir, dass es dazu auch von uns Bilder geben müsste, um das Konzept zu komplettieren. Also sagten wir: „Lasst uns Fotos von uns in dieser arktischen oder antarktischen Einöde – oder wo zur Hölle das auch sein mag – schießen und ein bisschen Spaß haben!“ Und den hatten wir. Irgendwann glaubten wir wirklich, in einen Schneesturm zu stecken. Es ist einfach toll geworden.

Eines der Bilder, die in diesem Rahmen entstanden, ist eine Anlehnung an das „Mount-Rushmore-Cover“ eures großen Albums DEEP PURPLE IN ROCK von 1970. Nur sind eure Gesichter (nicht die der damaligen Mark-II-Mitglieder) diesmal nicht in Stein, sondern in einen Eisberg gemeißelt.
Ja! Das ist eine schöne, kleine Anlehnung an die Vergangenheit.

Kann es sein, dass hinter dem Motiv eine klar tiefere Bedeutung steckt? Immerhin strahlt es eine deutliche Vergänglichkeit aus!
Mag sein! Es mag sein, dass das in fünf Jahren alles einen Sinn ergibt. Ich weiß nicht. Noch schmilzt der Eisberg nicht, doch eines Tages wird er das. Das ist sicher. Wir befinden uns jetzt an einer Stelle, an der wir uns des Laufs der Zeit bewusst werden müssen. Wenn du 30 bist, machen drei Jahre keinen Unterschied. In dieser Zeit verändert sich nicht viel. Wenn du aber in meinem oder Rogers Alter bist, so um die 70, dann ist das eine lange, lange Zeit. Und in unseren Leben gibt es jetzt viele Dinge mehr, die von Bedeutung sind, als früher. Wenn du ein 21-jähriger Bursche bist, brauchst du dich um nichts anderes zu sorgen als um dein Instrument und um Möglichkeiten, damit aufzutreten. Du hast keine Familie, keine Kinder, du hast auch kein Haus – nichts, das deine Zeit in Anspruch nimmt. Deine Band ist alles. Heute ist das anders. Sechs Monate des Jahres einer Tour zu widmen, bedeutet, dass diese eine Sache in dieser Zeit dein gesamtes Leben beansprucht. Ja, das mag fein und prima sein, aber da gibt es eben auch andere Sachen, die du machen musst. Und außerdem: (Paice atmet schwer und tief) Es wird der Punkt kommen, an dem der Wille noch da sein mag, doch der Körper streiken wird. Dann müssen wir aufhören. Es kommt nicht infrage, dass irgendwann ein schwächlicher Schatten dessen, was Deep Purple darstellen, auf der Bühne steht, nur weil wir ein oder zwei Jahre zu lange weiter gemacht haben. Heute – so traurig das für uns in der Band auch sein mag – rückt dieser Zeitpunkt
immer näher.

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