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Status Quo: Francis Rossi im Interview

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Status Quo: Francis Rossi im Interview

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„Mehr als Selbstbefriedigung“

„Ach, ich bin ungern unpünktlich, aber ich rede nun mal gerne viel, das wirst du gleich merken!“, mit diesen Worten begrüßt einen ein gut gelaunter Francis Rossi mit 15 minütiger Verspätung am Telefon, noch ehe man sich auch nur namentlich vorstellen kann. Grund für die unbefangene Plauderei ist eine neue Compilation namens QUO’ING IN – THE BEST OF THE NOUGHTIES, mit der vor allem Status Quos Schaffen der letzten zwei Dekaden gehuldigt werden soll. Neben der Platte selbst spricht der 73 jährige Quo-Kopf über die Pandemie, den Brexit, die Möglichkeit eines neuen Studioalbums, Pasta, Selbstbefriedigung und das Alter der Autorin dieses Interviews.

Wie hat dich die Pandemie beeinflusst?

Vor der Pandemie, auch als Rick noch lebte, waren wir ständig im Arbeitsmodus. Doch in den letzten Jahren gewöhnte ich mich daran, alles etwas langsamer anzugehen. Ich löste Kreuzworträtsel, hörte mal für eine Weile mit dem Sport auf – als es dann hieß, dass wir wieder auf die Bühne können, dachte ich nur: ‚Oh, fuck!‘ Es hat etwas gedauert, bis ich wieder drin war, mir alle Parts merken konnte und gut durchhielt. Es hat viel mit deiner körperlichen Verfassung zu tun, wie gut du in einer Band wie Status Quo spielst – viel Energie, hohes Tempo! Diesen Sommer habe ich wirklich Gas gegeben, ich schwimme oft und mache einige Übungen, auch wenn meine Knie kaputt sind. Zurück zu sein, mit der Band zu spielen, vor Leuten aufzutreten – nach all dieser Scheiße wie der Pandemie, dem fucking Brexit oder jetzt dem Krieg – macht mich zutiefst dankbar. Rein körperlich gesehen würde ich mir jedoch zehn Jahre weniger auf dem Buckel wünschen.

Achja, der Brexit…

Ich sag dir, was der Brexit und die Pandemie mit mir gemacht haben. Ich habe noch mehr Pasta als sonst gegessen. Wusstest du, dass Mussolini während des zweiten Weltkrieges auf den Trichter kam, dass Pasta die Italiener träge macht? Also propagierte er Risotto, weil er mehr Reis unter die Leute bringen wollte. Ich bleibe trotzdem bei der Pasta. Und nehme den Reis noch dazu. Scheiß drauf. (lacht)

Magst du den Gedanken, dass durch all diese Krisen hindurch Status Quo seit Jahrzehnten eine Konstante darstellt?

Wenn du das so sagst, klingt es nach einem schönen Kompliment. Doch von einer geschäftlichen Perspektive aus betrachtet ist das anders. Wir sind nie groß in Amerika rausgekommen, dieser Markt fehlt uns komplett. Hätten wir Erfolg in den Staaten gehabt, wären wir dort zwischendurch bestimmt mal zwei Jahre auf Tour gewesen, was uns wiederum hier bei uns gefragter gemacht hätte. Die meisten Leute denken sich: ‚Ach, die kommen nächstes Jahr doch eh wieder.‘ Das ist nicht die beste Strategie, um viele Tickets zu verkaufen. Trotzdem freuen mich deine Worte sehr.

Dieses Gefühl von Beständigkeit empfinde ich als angenehm. Da ist man als Fan dankbar.

Jetzt wo du es so ausdrückst, fällt mir auf, dass das viel wichtiger ist als das Business. Doch so funktioniert das Leben, alles steht in Relation zueinander, Höhen und Tiefen. Man kann diese Relativität spannend finden, ich hingegen empfinde sie als frustrierend. Ich suche nach dem Absoluten. Stell dir doch nur mal vor, alle wären sich endlich mal einig. Diesen verdammten Idioten in Russland gäbe es dann wahrscheinlich gar nicht!

Apropos Idiot in Russland und Chaos auf der Welt: Bist du optimistisch, was die Menschheit betrifft?

Man sagt mir oft nach, ich würde negativ denken. Aber eigentlich möchte ich wirklich an das Gute glauben, daran, dass die Menschen lieber in Frieden miteinander leben wollen. Die beschissene Wahrheit aber: es gibt Leute da draußen, die das nicht wollen. Genauso wie es ja auch tatsächlich Menschen gibt, die sich nichts aus Musik machen. Die hören einfach keine Musik, die mögen das nicht, das musst du dir mal vorstellen. Wie seltsam ist das denn? Die schalten das Radio nicht aus, die schalten es erst gar nicht ein! Um nochmal auf den Brexit zurückzukommen: Ich finde es seltsam, dass wir die EU verlassen haben. Was zur Hölle stimmt denn nicht mit den Leuten? Warum möchte man denn nicht zusammenhalten? Ein riesiger Fehler. Auch von den Menschen – zu denen auch ich zähle – die es nicht zur Wahl geschafft hatten, weil sie dachten: ‚Ach, das ist eine sichere Sache, das wird nicht passieren.‘ Wie sehr wir uns getäuscht haben! Was für ein Fehler! Die Briten beschweren sich, dass sie sich von der EU nichts vorschreiben lassen wollen, dabei sollten sie aktuell definitiv lieber halb Westminster ausblenden. Ach Gott, es kann frustrierend sein. Wie bei den Schotten würde ich mir gerade einen zweiten Volksentscheids wünschen, aber wie demokratisch das dann wiederum ist – ich weiß es nicht. Aber genug über Politik gesprochen, es geht hier ja eigentlich um etwas anderes! (lacht)

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