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Rückblende: Sweet – ›Fox On The Run‹

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Rückblende: Sweet – ›Fox On The Run‹

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Das Stück, das insgeheim aufgenommen wurde, als die üblichen Songwriter gerade im Ausland weilten, verhalf der Band zu einem Riesenhit. Und genoss dank „Guardians Of The Galaxy“ einen zweiten Frühling …

Es ist 1974 und die Mitglieder von Sweet haben die Nase voll. Auf dem Papier sieht ihre Hitsträhne inklusive der UK-Nr.-1 aus dem vorigen Jahr ›Block Buster!‹ und einer Reihe von Platz-2-Singles (›Hell Raiser‹, ›The Ballroom Blitz‹ und ›Teenage Rampage‹) beneidenswert aus. Die Wahrheit ist aber, dass sich die Band zunehmend eingeengt fühlt von der öffentlichen Wahrnehmung: Sie gelten als Marionetten ihrer Songwriter Mike Chapman und Nicky Chinn so­­wie ihres Produzenten Phil Wainman. Bis ›Wig Wam Bam‹ zwei Jahre zuvor hatten die Mitglieder sogar darum kämpfen müssen, überhaupt auf ihren eigenen Singles spielen zu dürfen.

Nachdem sie wenigstens die B-Seiten dieser Singles geschrieben hatten, wurden sie hier in Deutschland mit einigem Erfolg als glaubwürdige Hardrocker betrachtet – ihr Album SWEET FANNY ADAMS von 1974 hatte sogar kurzfristig BURN von Deep Purple in den Verkäufen hinter sich gelassen. Doch in ihrer Heimat galten sie nach wie vor, wie Schlagzeuger Mick Tucker es einst so denkwürdig formulierte, als „vier ausgelaugte alte Huren, die durch ‚Top Of The Pops‘ wackelten und Computerpop am Fließband produzierten“.

Sie hatten es satt, minderwertiges Material vorgesetzt zu bekommen und im Künstlerstab von Chinn und Chapman (zu dem auch Suzi Quatro und Mud gehörten) immer weiter nach unten durchgereicht zu werden. Diese Unzufriedenheit erreichte schließlich ihren Siedepunkt, als die beiden Songwriter, die auch als Manager für die Band fungierten, immer mehr Zeit in Kalifornien verbrachten. „Sie versuchten, uns mit ein paar schwachen Stücken abzuspeisen, darunter auch ›Dynamite‹“, erinnert sich Gitarrist Andy Scott an den Hit, den Mud dann in die Top 5 brachten. „Aber was wir wirklich brauchten, war mehr von dem, was wir damals ‚deutsche Marschmusik‘ nannten.“

Der Song, der es Sweet endlich erlaubte, sich aus den Fängen von ChinniChap (wie die Autoren genannt wurden) und Wainman zu befreien, war als Albumtrack schon auf DE­­SOLATION BOULEVARD versteckt, dem Nachfolger von SWEET FANNY ADAMS. Ihr Label RCA hatte dabei das Potenzial von ›Fox On The Run‹ schon erkannt, das, wie Scott feststellt, „[von Wainman] im Stil einer Live-Band aufgenommen worden war“.

„Was wir wirklich brauchten, war mehr von dem, was wir damals ‚deutsche Marschmusik‘ nannten.“

Das Magazin „Sounds“ feierte SWEET FANNY ADAMS später zwar als „die vielleicht beste Sammlung von Glam-Metal-Wahnsinn, die je auf Vinyl gepresst wurde“, doch die Platte, die größtenteils von der Band selbst ge­­schrieben worden war, brachte keine wirklichen Hits hervor – der Druck auf sie wuchs. „Kurz vor Weihnachten [1974]“, so Scott, „waren gerade alle bei mir zuhause, als der Geschäftsführer von RCA anrief und sagte: ‚Wir bekommen nicht die richtigen Antworten von Mike und Nicky, aber wir glauben wirklich, dass ›Fox On The Run‹ ein Hit werden könnte‘. Eine Woche später waren wir in Ian Gillans Studio, wo uns niemand kannte. Das alles unter strengster Geheimhaltung durchzuziehen, war äußerst wichtig.“

In den Credits wird zwar die gesamte Band angegeben, doch eigentlich war der Song Scotts Baby. Das Thema des Stücks war ein nicht näher genanntes Groupie, daher die Zeilen: „You talk about just every band/But the names you drop are second-hand“. „Der Text wurde eilig im Pub geschrieben, bevor wir das Stück für das Album aufnahmen. Deswegen fehlt auch eine letzte Strophe“, so Scott mit einem Lachen. „Wir schworen, dass wir den Text umschreiben würden, wenn wir den Song jemals neu aufnehmen sollten, aber das taten wir dann doch nie.“

Als „angehender Produzent“ leitete Scott die Session (auch wenn es auf der Platte wiederum nur heißt: „Produced by Sweet“). Sein oberstes Ziel dabei war es, den Track fürs Radio sexier zu machen. Letztendlich aber fügte der Gitarrist ihm ein Element hinzu, das sich als entscheidend erweisen würde: „Der Rest der Band war schon in den Pub gegangen, als ich diesen pulsierenden Synthesizer-Klang am Anfang einbaute und ihn auch noch am Ende hinzufügte. Alle liebten ihn.“

RCA veröffentlichten diese neue Version von ›Fox On The Run‹ eilig, ohne Chinn und Chapman davon in Kenntnis zu setzen. Die bestiegen daraufhin sofort ein Flugzeug Richtung England. „Mikes Worte, ‚jetzt habt ihr es wohl endlich geschafft‘, waren das beste Kompliment, dass man mir hätte machen können“, sagt Scott heute lächelnd. Auf den folgenden Alben genossen Sweet diese neue Unabhängigkeit, und obwohl sie mehr Hardrock in ihren Sound einbrachten, landeten sie eine ganze Zeitlang noch weitere Hits. Frontmann Brian Connollys immer schlimmer werdende Alkoholsucht führte allerdings 1979 zu seiner Entlassung.

Nach seinem Tod 1997 und dem von Tucker 2002 gibt es nun zwei konkurrierende Line-ups von Sweet. Das von Steve Priest ist in den USA beheimatet, während Scotts Truppe in Europa immer noch neue Musik macht und live spielt. Scott hat oft seinen Wunsch geäußert, sich wieder auf die Hardrock-Wurzeln der Band zu besinnen, da passt es natürlich perfekt, dass Sweet als Special Guests von Ritchie Blackmore‘s Rainbow im Juni beim Stone Free Festival in London auftreten werden. Falls sie je die Absicht hatten, Songs wie ›Windy City‹ oder ›Yesterday‘s Rain‹ zu entmotten und ›Little Willy‹ und ›Wig Wam Bam‹ mal außen vor zu lassen, ist das sicher die perfekte Gelegenheit. „Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass wir das tun werden. Wir haben ohnehin zu viele Hits, um sie alle in 45 Minuten oder einer Stunde unterzubringen.“

Damals in den 70ern hatte Blackmore mit Sweet im Santa Monica Civic gejammt, wo sie eine zwei Meter große Penisattrappe hatten, die von der Decke schwang und Konfetti über das Publikum ejakulierte. Das wird diesmal aber wohl nicht passieren, oder? „Ich vermute nicht“, sagt Scott lachend. „Niemand weiß, wo dieser Riesenschwanz gelandet ist, nachdem wir damit fertig waren.“

›Fox On The Run‹ wurde unterdessen u.a. von den Red Hot Chili Peppers, Girlschool, Sweet Savage und den Scorpions (auf Deutsch!) gecovert. Und durch diverse Film­einsätze sind die Sweet-Singles heute wieder beliebter als seit Ewigkeiten. Letztes Jahr war ›The Ballroom Blitz‹ in „Suicide Squad“ zu hören, und dass ›Fox On The Run‹ im Trailer zu „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“ vorkommt, hat es an die Spitze der amerikanischen iTunes-Rocksong-Charts katapultiert. „Die Zeiten ändern sich für Sweet, und ich bin begeistert davon, wie sich das auf die Auftritte auswirkt, die wir angeboten bekommen“, freut sich Scott abschließend.

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12 Kommentare

  1. Ich bin Baujahr `61 und kann mich noch gut an die Glam-Zeiten erinnern. Die „Sweet“ galten als „Weiberband“ und wurde damals beschmunzelt. Trotzdem wurde auf der Landschulwoche „Fox on run“ rauf und runter gespielt. Wenn ich heute „Sweet“ höre, schwelge ich in wehmütiger, nostalgischer Erinnerung.

  2. Damals hieß es entweder Sweet oder Suzy Quattro, wir Jungs standen natürlich wie eine 1 auf The Sweet mit Hits Blockbuster oder Stairways to the Stars.
    Doch Suzy Quattro war einfach eine heiße Rock Lady, die mit ihrer Band tollen Glam Rock zauberte. Irgendwie habeb sich all diese Bands aus unseren Leben geschlichen, womöglich wegen der Ankommenden Disco Neuzeit? Trotzdem bleibt diese Zeit Unvergessen aller 1960 Geborener! PS. Mit der Musik von heute und damals, sind Vergleiche unmöglich!

    • Nein, es hieß „Sweet“ oder „Bay City Rollers“ Suzi Quattro stand über solchen medialen Scharmützeln. Wahrscheinlich war da eh nix dran. Ich (Jg. 63) war Sweet – Fan No:1 und erinnere mich noch gut daran. Die Bravo hatte was zum schreiben, heute fallen wir natürlich auf so was nicht mehr rein.

  3. Hallo Tom`z !

    Du hast auch die Bay City Rollers vergessen….gggg Wäre ja allgemein interessant, einen Bericht über die Glam-Scene der 70er zu bringen. „Sweet“, „T.Rex“ , „Gary Glitter“ „Slade“…….mit Abstrichen der „early Bowie“, sowie „Roxy Music“ die damals anfangs als Glam-Gruppen galten. Sei es, wie es sei….damals war halt die Musikszene meiner Meinung nach bunter. Und wie schon Tom`z schreibt: Suzie Quatro war Extraklasse. Aber auch nicht „Girlschool“ oder die „Runaways“ vergessen….

  4. Es war eine Zeit der Liebe. Slade usw. Heimlich hörte ich Ozzy Ousbuorne und Udo Lindenberg vorallem aber led Zeppelin. Da ich selbst Gitarre spiele für alle heute ein stair Way to Heaven.

  5. Die 70er war meine Teenagerzeit und ich war verliebt in Brian Conolly von den Sweet. Hatte sie auch mal live gesehen als ich 14 war. Auch T-Rex gefielen mir. Habe sogar eine DVD und CD von Sweet, die ich immer noch gerne höre. Durch den Glam Rock kam ich zur Rockmusik und sie wurde immer härter. Dann verliebte ich mich in Alice Cooper und schockte meine Mutter, in dem ich ein Poster von ihm splitternackt mit Schlange an die Wand hing. War eine wunderschöne Zeit!

    • Ist und bleibt meine absolute Lieblings Band.
      Wurde von den Kritikern immer belächelt. Warum weiß niemand. Hatten 34 Nr.1 Hits weltweit. Das muss zuerst jemand nachmachen
      Der Starschnitt hängt inoch immer im „Partykeller“
      Sweet best eher

  6. Ja die 70er einfach das beste. Wir hatten ab 74 ne Band und auch von quo und queen lieder gecovert. Ich hatte auch starschnitte von slade, sweet, Alice cooper, beatles, immer eine schöne Erinnerung. Lg an euch 60er.

  7. Sweet oder Status Quo war für mich die Frage Ich mag beide, aber Quo wurden 40 Jahre meine Leidenschaft bis zum Tod von Rick Parfitt Die 70iger sind bis heute das beste Jahrzehnt der Rockgeschichte, danach sprangen wir natürlich auf den NWOBHM Zug auf und die Leidenschaft & Freunde halten sich bis heute. 250 Konzerte in halb Europa besucht , ich bin glücklich

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