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Rückblende: Metallica mit ›Enter Sandman‹

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Rückblende: Metallica mit ›Enter Sandman‹

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Mit ein bisschen Hilfe von Ice-T, Heart und der Astrophysik erschufen Metallica nicht nur ihren bekanntesten Song überhaupt, sondern auch einen der ganz großen Klassiker des Heavy Metal.

Es ist ihr berühmtestes Stück und eine der größten Metal-Hymnen. Und wie sich Schlagzeuger und Mitbegründer Lars Ulrich erinnert, erlebte er bei der Entstehung von ›Enter Sandman‹ tatsächlich so etwas wie eine göttliche Eingebung: „Die Planeten standen günstig“, sagt er. „Das ist, als würde man von einer Art kosmischer Energie bewegt, die einen führt.“

1991 war der Song in jeder Hinsicht ein Gamechanger für Metallica. In den 80ern hatten sie den Thrash Metal definiert, doch dies hatte eine andere Art von Heaviness, eine maßvollere Kraft und eine epische Stimmung, die an AC/DCs ›Hells Bells‹ erinnerte. Und mit diesem künstlerischen Durchbruch ging auch kommerzieller Erfolg von ungeahntem Ausmaß einher. ›Enter Sandman‹ war die Hitsingle, die das Fünftwerk der Band – offiziell METALLICA betitelt, aber allgemein als „Black Album“ bekannt – auf den Weg zu mehr als 30 Millionen Verkäufen weltweit brachte. Dieser Track machte mehr als jeder andere Metallica von Kultstars zur größten Metalband des Planeten.

„Ich bin der Schlechteste darin, Metallica-Songs zu analysieren und intellektualisieren“, so Ulrich, „aber den Hut muss ich mir wohl aufsetzen. Ich denke, es war einfach der richtige Song zur richtigen Zeit.“ Und seiner Ansicht nach machte die Not erfinderisch. Das letzte Metallica-Album der 80er, … AND JUSTICE FOR ALL, war ihr komplexestes und stellenweise auch verkopftestes gewesen. „Ich betrachte es sehr pragmatisch. Die ersten vier Platten waren eine Reise, die in gewisser Weise immer progressiver wurde, immer verrückter, durchgeknallter und überzogener. Es wurde einfach immer wahnwitziger. Als wir dann die JUSTICE-Tour beendet hatten, dachten wir: ‚Okay, wir brauchen einen Neustart, denn wir können nicht immer noch länger, verrückter und progressiver werden‘. Wir hatten das ausgereizt. Als wir uns dann also trafen, um neue Songs zu schreiben, lautete das Motto, alles zu vereinfachen. Und der erste Song, den wir schrieben, schon am ersten Tag, war ›Enter Sandman‹.“

Die Autoren waren dabei Ulrich, Gitarrist/Sänger James Hetfield und Leadgitarrist Kirk Hammett. Das Hauptriff hatte Hammett allein eines Nachts bei einer Übernacht-Session kreiert. Der finstere Ton und die schwermütige Stimmung waren inspiriert vom 88er Soundgarden-Album LOUDER THAN LOVE. In krassem Gegensatz zu dem komplizierten Material auf … AND JUSTICE FOR ALL war ›Enter Sandman‹ in Ulrichs Worten ein „Ein-Riff-Song“. „Es ist so schwer, kurz und knapp zu schreiben“, fährt er fort. „Aber wir trafen da komplett ins Schwarze, weil es völlig instinktiv war. Dieser Moment war einfach etwas ganz Besonderes, und man kann dieses Gefühl reproduzieren, komplett bei null anzufangen, oder das Gefühl, zu 100 % dem Instinkt zu folgen und jegliche Gedanken und Vorstellungen davon, was man erschaffen will, auszublenden.“

Auch für sein Solo ließ sich Hammett vom Seattle-Rock inspirieren, wenngleich über zwei Ecken – ein Sample eines Lead-Breaks von Hearts 1975er Klassiker ›Magic Man‹ auf Ice-Ts Album POWER. „Ich hörte das“, so Hammett, „und dachte: ‚Das muss ich klauen!‘“ Doch so leicht die Musik von ›Enter Sandman‹ zu entstehen schien, erwies sich der Text als weitaus problematischer. Der erste Song, der für die Platte geschrieben worden war, wurde als letzter fertig. In Hetfields erstem Entwurf ging es um plötzlichen Kindstod. Wie er es später lapidar umriss: „Baby stirbt plötzlich, getötet vom Sandmännchen“. Als Ulrich und Produzent Bob Rock eine Überarbeitung vorschlugen, war Hetfield erzürnt. Doch er beruhigte sich wieder und brachte einen neuen Text mit, in dem seine Visionen von Kindheits-Albträumen die sinistre Atmosphäre der Musik reflektierten. Und statt der etwas unbeholfenen Zeile „Disrupt the perfect family“ lieferte er den Klassiker ab: „Off to never never land“.

Ulrich sagt über die Macht von ›Enter Sandman‹: „Da kamen eine Reihe von Dingen zusammen. Das Riff ist natürlich supereingängig. Und wenn diese Toms einsetzen, wackelt das ganze Gebäude. Und dann ist da noch dieses Staunen im Text“. Viele eingefleischte Metallica-Fans, die Thrash-Freaks, hatten „Ausverkauf“ geheult, als Bob Rock als Produzent engagiert wurde, bekannt für seine Arbeit mit Hair-Metal-Posern wie Bon Jovi und Mötley Crüe. Doch Ulrich, beeindruckt vom fetten, wuchtigen Klang auf Crües DR. FEELGOOD, hatte darauf gedrängt, Rock einzustellen. Wie er heute sagt, wurde dieses Vertrauen in ihn von dem monumentalen Sound auf ›Enter Sandman‹ mehr als bestätigt. „Je simpler der Song ist, desto simpler ist es, ihn gut klingen zu lassen. ›Highway To Hell‹ ist wohl der simpelste Song von AC/DC, und derjenige, der am besten klingt. Denn je weniger da ist, desto mehr kann man den Klang für sich sprechen lassen. Wenn man das, was man sagen will, vereinfachen kann – ob ›Jumpin’ Jack Flash‹, ›Rock And Roll‹ oder ›Smoke On The Water‹ –, können sich mehr Leute damit identifizieren.“

Es war auch Ulrich, der sich für ›Enter Sandman‹ als Albumopener und Flaggschiff-Single einsetzte, während andere im Metallica-Lager ›Holier Than Thou‹ bevorzugten, einen Vollgas-Thrasher, der eindeutig in der Vergangenheit der Band verwurzelt war. Ulrich gewann diese Diskussion und der Erfolg gab ihm erneut Recht. 1991 war ein Jahr der Revolution in der Rockmusik, angeführt von drei Platinsellern der Seattle-Grunge-Bands – NEVERMIND von Nirvana, TEN von Pearl Jam und BADMOTORFINGER von Soundgarden. Mit ›Enter Sandman‹ hatten Metallica einen neuen Sound für eine neue Ära gefunden. Ulrich fasst zusammen: „Wäre ›Enter Sandman‹ fünf Jahre früher oder fünf Jahre später erschienen, wäre es ganz anders geworden. Ich sage immer wieder, dass man den Moment aus etwas nehmen kann. ›Enter Sandman‹ war ein Moment, und dieser Moment sprach zufällig sehr viele Menschen an“.

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