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Queen: Keine Zeit für Verlierer

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Queen: Keine Zeit für Verlierer

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Vorhang auf für die gefürchtetste Management-Figur der Londoner Mu­­sik­szene der 60er und 70er: Don Ar­­den. Arden (Vater von Sharon, die bald Ozzy Osbourne heiratete) be­­schrieb mir einmal, wie er mit Queen in Kontakt kam: „Sie waren damals in ihrem Zenit, aber bettelarm“, sagte er. „Keiner von ihnen besaß auch nur ein Auto. Freddie und die anderen Jungs waren mit Sharon befreundet, also baten sie um [meinen] Rat. Ich sagte, mein Rat wäre es, sich ihre Mäntel zu schnappen und sich zu verpissen! Doch sie sagten, das könnten sie nicht tun, weil sie Riesenschiss vor den Sheffield-Burschen hatten – die hatten sie glauben machen, dass sie auf den Straßen von Soho das Sagen hatten. Na ja, das sollten wir ja dann se­­hen.

Queen waren bei EMI unter Vertrag, doch der Deal war durch die Produktionsfirma der Brüder zustande gekommen. So war das mit all ihren Deals: Nichts war direkt in ihrem Namen, sondern wurde der Produktionsfirma der Brüder zugeschrieben. So gehörte denen nicht nur ihr Mana­gement-Vertrag, sondern auch der Aufnahmevertrag und die Verlagsrechte.“

Das Ergebnis, so Don, war, dass „die Queen-Jungs ein Dach über dem Kopf hatten und einen alten Lieferwagen, in dem sie auf Tour gingen. Ich konnte es nicht fassen. Es war, als hätten sie nie eine einzige Platte verkauft. Ich sagte zu ihnen: ‚Nun, was kann ich für euch tun?‘ Und sie sagten: ‚Wir wollen, dass du unser Manager wirst, Don.‘ Meine Antwort lautete: ‚Okay, lasst euren Anwalt einen Brief an mich schicken, in dem eure Absicht bestätigt wird, zu mir zu kommen, dann ziehe ich los und regle das mit diesen Arschlöchern.‘ Wir besiegelten es mit einem Handschlag und am nächsten Tag fuhr ich nach Soho, um die Sheffields zu treffen.

Dabei machte ich erst gar keinen Termin, ich kreuzte einfach auf. Ich wusste, dass sie Betrüger waren. Und klare Sache, als ich in ihr Büro lief und mich vorstellte, bekamen sie richtig Angst. Sie fingen an, sehr schnell zu re­­den und plapperten ir­­gendwas davon, dass sie ge­rade mit ihren Frauen Schmuck kaufen gewesen wären. Sie machten mich langsam richtig krank, also sah ich auf meine Uhr und sagte: ‚Nun, das war’s mit den Nettigkeiten. Jetzt hört ihr mir sehr genau zu. Ich bin nicht hier, um über eure fucking Frauen zu reden. Ich bin hier, um euch darüber zu informieren, dass ihr nicht länger Queen repräsentiert. Es ist vorbei, okay? Finito.‘

Queen Pressebild CMS

Sie sahen einander an. Sie konnten vielleicht Queen Angst machen, aber hatten sie die Eier, um sich tatsächlich mit Don Arden anzulegen? Nein, hatten sie verfickt noch mal nicht. Sie konnten mir nicht mal in die Augen sehen. Sie hatten Angst, was als Nächstes kommen würde. Würde ich sie angreifen? Vielleicht. Aber ich war nicht böse zu ihnen! Das musste ich gar nicht sein. Ich sagte ihnen einfach nur, für wie dumm ich sie hielt. Tatsächlich gab ich ihnen sogar so etwas wie eine Standpauke. ‚Wenn ihr ihnen wenigstens allen ein verdammtes Auto gekauft und ihnen ein bisschen Taschengeld gegeben hättet, wäre es wahrscheinlich nie so weit gekommen‘, sagte ich. ‚Wieso habt ihr nicht zuerst all das getan und erst dann darüber nachgedacht, wie ihr sie abzocken könnt? Nun, jetzt habt ihr den Karren an die Wand gefahren. Sie sind weg.‘

Sie ließen die Köpfe beschämt hängen. Ich sagte ihnen, dass wenn sie zu­­stimmten, hier und jetzt das Handtuch zu werfen, sie einen Scheck über 100.000 Pfund für ihre Bemühungen bekommen und mich nie wieder sehen würden. Und ich machte ihnen klar, dass wenn sie nicht zustimmten, die Band immer noch weg wäre, sie kein Geld bekommen und immer noch mit mir zu tun haben würden. Sie waren vernünftig und nahmen das Angebot an. Als ich an jenem Tag zurück ins Büro kam und Queen erzählte, was ich getan hatte, weinten sie tatsächlich vor Freude. Sie umarmten und küssten mich. Und als sie dann endlich an ihr Geld kamen, hörte ich nie wieder von ihnen.“

Wie Sharon Osbourne mir später erklärte, hatte sich die Band stattdessen entschieden, zu Elton Johns Manager John Reid zu gehen. Der Grund? „Freddie“, sagte sie. „John war auch schwul und ich denke, Freddie fühlte sich bei ihm einfach sicherer.“

Reid war ein cleverer Guru im Mu­­sikbusiness und stellte seine Kompetenz umgehend unter Beweis durch eine Entscheidung, die das Leben der Band für immer verändern würde. Es war Reid, der resolut und unbeirrbar darauf bestand, dass die nächste Queen-Single ein Stück sein sollte, das auf dem Papier die unkommerziellste Nummer von all dem Material zu sein schien, an dem sie arbeiteten. Eine Mini-Oper, wenn man so will, teils Ballade, teils Walzer, teils rocktastischer Headbanger. Sie hieß ›Bohemian Rhapsody‹, und als die Anzugträger bei EMI sie zum ersten Mal hörten, fielen sie fast in Ohnmacht. Das war ein Witz, oder? Keineswegs. Das war ein Geniestreich. Und wir wissen alle, was dann passierte.

Roy Thomas Baker, der Pop-Perfektionist, der bis dato alle Queen-Alben produziert hat­te, erinnerte sich später daran, wie er mit Freddie zusammenarbeitete und mit offener Kinnlade zuhörte, wie der Sänger ihm am Klavier eine „Song­idee“ vorspielte, die er gehabt hatte. „Es sollte zunächst nur ein kurzes Interlude mit ein paar Galileos sein, bevor wir wieder zum Rockteil des Stücks zurückkehrten. Als wir dann aber anfingen, am opernhaften Teil zu arbeiten, wurde der immer länger.“ Die Tage vergingen, und jedes Mal, als der perplexe Baker dachte, sie seien fertig, „kam Freddie mit noch mehr Text rein und sag­te: ‚Ich habe da noch ein paar Galileos hinzugefügt, Schätzchen‘, und es wurde einfach im­mer größer und größer.“

Es gab natürlich schon zuvor be­­rühmte „Reise“-Songs auf Alben, Tracks, die aus scheinbar nicht zu­­sammenpassenden Elementen konstruiert waren und auf ein monumentales Crescendo zuliefen. An erster Stelle denkt man an ›A Day In The Life‹ von den Beatles auf SGT. PEPPER oder ›Stairway To Heaven‹ von Led Zeppelin. In Freddie Mercurys Erinnerung war die dreiteilige Pop-Operette ›Une nuit à Paris‹ von 10ccs 1975er-Sommeralbum THE ORIGINAL SOUNDTRACK am frischesten.
Doch keine dieser Nummern war je als Single veröffentlicht worden. Als der DJ Kenny Everette von Capital Radio ›Bohemian Rhapsody‹ dann 14-mal in zwei Tagen spielte, gab EMI das heute legendäre Video in Auftrag, basierend auf Bildern aus der legendären Fotosession mit Mick Rock aus dem Jahr zuvor.

Das Ergebnis war nicht nur der größte Hit des Jahres, sondern der bis dato größte Hit – und ganz sicher der denkwürdigste – der britischen Musikgeschichte überhaupt. Und einer, der perfekt all das einfängt, was uns in den Sinn kommt, wenn wir heute an Queen denken: Rock-Pomp, Pop-Flamboyanz, mehrspurige musikalische Prahlerei, ein vielfach interpretierbarer Text, Spaß, Spannung und diese ganz spezielle Art von „Du willst mich wohl verarschen? Nein, ich mein’s absolut fucking ernst“-Genie. Verpackt in einen einzigen Song, der, wie später verraten wurde, überraschend autobiografisch war.

Queen - Pressebilder - CMS Source

Freddie mag außerordentlich selbstbewusst gewirkt haben, doch 1975 war er psychisch und emotional in einer Zwickmühle. Er war schon seit Jahren, noch vor den Queen-Zeiten, in einer Liebesbeziehung mit der Boutique-Besitzerin Mary Austin, doch hatte schon seit seiner Zeit im Internat auch mit Männern experimentiert. Als er ›Bohemian Rhapsody‹ schrieb, lebte er noch mit Mary zusammen, war zudem mit Musikverleger David Minns involviert, genoss aber auch ungezwungenen Sex auf Tour.

Wie mir Brian May später erklärte: „Das Thema von Freddies Sexualität kam nie auf. Im Wesentlichen, weil keiner von uns ahnte, dass er anders war als wir. Darf man das so sagen? Ich meine, wir haben lange zusammengewohnt und ich sah oft, wie Freddie mit haufenweise Mädchen in Zimmern verschwand, dann hörte man Schreie, von daher, na ja, gingen wir davon aus, dass es bei ihm so ziemlich genauso war, wie es uns ge­­läufig war. Erst später wurde uns klar, dass da bei Freddie auch noch anderes passierte. Wir waren auf Tour in den USA und plötzlich folgten ihm Jungs auf sein Hotelzimmer statt Mädchen. Da dachten wir, ‚Hmmm…‘ Und das war’s dann auch schon wieder. Natürlich war das auch damals kein Problem. Ich hatte schon immer viele schwule Freunde, aber ich be­­griff erst viel später, dass Freddie auch einer von ihnen war.“

In diesem Kontext kann man den Text von ›Bohemian Rhapsody‹ beinahe schon als Hilferuf interpretieren. Oder jedenfalls eine Flaschenpost, die jemand ins Meer geworfen hat, der sich isoliert, verwirrt, verloren fühlt. Der arme Junge, unsicher, was real ist und was nur Einbildung: „Because I’m easy come, easy go, little high, little low/Any way the wind blows, doesn’t really matter to me…“

Doch Mitte der 70er fiel das keinem Außenstehenden auf, denn ab diesem Zeitpunkt waren Queen wirklich in den Rang des Rockadels aufgestiegen. A NIGHT AT THE OPERA war ebenso gewagt, intelligent und faszinierend wie der berühmteste Song darauf und wurde gleichermaßen zu einem Bestseller: Ihre erste Nr. 1 in Großbritannien, ihr erster Mehrfach-Platin-Nr.-5-Hit in den USA, plus Gold und Platin in zahlreichen weiteren Ländern rund um den Globus.

Ab da fand alles, was mit Queen zu tun hatte, nur noch in epischem Maßstab statt. Nicht nur ihr Erfolg. Alle folgenden Alben erreichten weltweit höchste Chartregionen, die meisten Singles auch, bis hin zu THE GAME, das 1980 sowohl in Großbritannien als auch den USA Platz 1 erreichte – die letzte Platte, mit der ihnen das gelang. Doch genauso galt das für die Art ihres Erfolgs und die schiere Größe ihrer Unternehmungen. Nicht nur die immer bombastischeren Songs, sondern auch die Videos, die Live-Shows, die Album-Release-Partys und natürlich der Lebenswandel der Bandmitglieder.

Bei der berüchtigten Party zur Veröffentlichung von JAZZ 1978 in New Orleans standen 500 Leute auf der Gästeliste: Rock- und Filmstars, Straßenfreaks und Medienpartner. Es gab Austern, Hummer, den edelsten Kaviar, Champagner. Kleinwüchsige liefen mit Tabletts auf dem Kopf umher, von denen die Gäste Koks schnupfen konnten. Dazu traten Schlangenmenschen, Feuerspucker, Drag-Queens und nackte TänzerInnen in Käfigen auf, die von der Decke hingen. In pompösen Marmor-Toiletten boten Prostituierte beider Geschlechter ihre Dienste an. „Die meisten Hotels bieten ihren Gästen Zimmerservice an“, kicherte Freddie. „In diesem hier bekommen sie Lippenservice.“


Als 1979 die Single ›Crazy Little Thing Called Love‹ Platz 1 in den USA erreichte (von der Freddie behauptete, er habe sie in nur zehn Minuten ge­­schrieben), gab er seinen besten Elvis, indem er in seiner pro Nacht 3.000 DM teuren Suite im Münchner Luxushotel Bayerischer Hof in einem Schaumbad kokste. Wie man das eben so tut.

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2 Kommentare

  1. Also ich mochte das Lied „We are the Champions“ noch nie besonders und zwar genau wegen dieser Aussage, daß da welche meinen, sie seien die Größten und sie brauchten keine Zeit für Verlierer zu verschwenden. Diese Selbstgerechtigkeit ist meines Erachtens ein Grundübel der menschlichen Gesellschaft, genau deswegen ist diese Welt in so einem katastrophalen Zustand, darum hören die Kriege nicht auf, weil die einen meinen, ihnen gehöre alles und sie müßten auf niemand Rücksicht nehmen. Diese Demütigung stachelt die anderen zum Aufstand und zur Rache an. Diesbezüglich war nach dem 2. Weltkrieg der Marschall-Plan goldrichtig. Die Sieger halfen den Verlierern, ihr Land und ihre Wirtschaft wieder aufzubauen. Gleichzeitig habe es die Pflicht, anderen zu helfen. So sollte es auch nach Gottes Willen mit dieser Welt sein. Darum hat meines Erachtens den wertvollsten Song von Queen, wenn nicht überhaupt, Roger Taylor geschrieben: „Heaven for everyone“. So ist es und so sollte es von Anfang an sein. Ein ebenfalls wertvoller Titel, eigentlich sind es mehrere, dieses Album „Made in Heaven“ trägt meines Erachtens diesen Titel zurecht. Es scheint mir zumindest zum Teil göttlich inspiriert. Auch Brian’s Song „Two much Love …“ paßt gut dazu

  2. In den 70ern hörte ich im Radio die damals neu erschiene Single „Killer Queen“, die ich mir unbedingt zulegen musste. Queen waren damals wirklich die Hoffnung, das Erbe von Led Zeppelin zu übernehmen. Queen war bis zur LP „Jazz“ sehr gut, dann gings meiner Meinung nach bergab. „Radio gaga“ ist eine Scheibe auf Kindergartennieveau (kein Wunder, dass sie bald aus den Charts verschwand, das Video dazu war allerdings gelungen) und bei „I want to break free“ ist das Syntheziersolo, das schlimmste, was ich je gehört habe, allerdings finde ich das Video dazu „witzig“. Leider waren da Queen bereits am Ende.

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