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Marilyn Manson im Interview: Himmel und Hölle

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Marilyn Manson im Interview: Himmel und Hölle

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marilyn manson 2017Seit über 20 Jahren ist er ein verlässlicher Dorn im Auge des Establishments, legt genüsslich Finger in klaffende Wunden und reißt mit Vorliebe die Fassaden nieder, hinter denen sich unsere Unterdrücker feige verstecken. Doch hinter all der gewollten Hässlichkeit, dem Willen zur Provokation und der plakativen Lust an der Zerstörung steckt nicht nur die kreative Triebfeder einer gepeinigten Seele, sondern tatsächlich ein gesunder, absolut positiver Idealismus.

Dass das neue Album von Marilyn Manson HEAVEN UPSIDE DOWN heißt, erscheint irgendwie programmatisch für den Ort, an dem dieses Interview stattfindet: die Hölle. Oder genauer gesagt: die Hipster-Hölle. In diesem Berliner Etablissement gibt es Speise- und Getränkekarten grundsätzlich nur auf Englisch und Männer nur in zwei Varianten: bärtig, mit standardmäßig graumeliertem 50-Euro-T-Shirt und Fallobst-Notebook unterm Arm, oder aber im zwanghaft andersartigen, gerne aufgesetzt androgynen „Ich bin so ICH!“-Look. Auf hellem Holzboden wandeln sie durch einen großen, luftigen Raum, der scheinbar willkürlich Tische neben Kleiderständer und Regale stellt, die belanglose Klamotten, irgendwie „stylishe“ Bücher, House- und Electro-Vinyls oder krass überteuerte Bio-Kosmetika feilbieten.

Ebenso passend ist, dass der Maestro sich ins Kellerverließ zurückgezogen hat, vom gleißend hellen Schaulaufen der Eitelkeit in einen kaum wahrnehmbar beleuchteten, auf gefühlt 14°C gekühlten Raum, den er statt mit Image­sucht, Selbstdarstellungswahn und prätentiöser Nabelschau mit Charme, Charisma, unvergleichlicher Präsenz, Haken schlagender und gerne mal monologisierender Eloquenz und reichlich Witz (sowie unter Umständen ein paar Promille) füllt. Egal wie viele „Berühmtheiten“ man in diesem Beruf auch schon getroffen haben mag – eine Begegnung mit Brian Warner ist ein Erlebnis.

HEAVEN UPSIDE DOWN ist dein zehntes Album …
Ich war mir dessen nicht bewusst, bis mich jemand darauf hingewiesen hat. Einige Leute glaubten ja auch, der Song ›Say10‹ würde sich darauf beziehen, aber das hat damit gar nichts zu tun. Für mich war es ein bisschen wie bei meinen Helden, Bowie und den Beatles. SCARY MONSTERS war eine der ersten Platten, die ich in meinem Leben gehört habe. Und ich bin jetzt auch an einem Punkt, wo ich absolut keine Angst davor habe, Risiken einzugehen. Was ziemlich genau dieselbe Einstellung ist, die ich damals hatte, als ich ANTICHRIST SUPERSTAR gemacht habe. Und vor allem bei MECHANICAL ANIMALS. Damals dachten nämlich alle, ANTICHRIST SUPERSTAR würde mich definieren. Tja, Überraschung, motherfuckers, nehmt das!

Man hatte nie den Eindruck, dass du Angst vor irgendetwas hast!
Nun … in gewisser Weise war THE PALE EMPEROR [2015] meine Art, mich der Welt wieder vorzustellen. Davor war ich nicht unbedingt das gewesen, was ich sein wollte. Und das muss man sich erst mal selbst eingestehen, um ein Comeback in Angriff zu nehmen. Man muss zu sich selbst sagen: Ich bin nicht so gut, wie ich es sein sollte. Das ist eine ziemlich bittere Pille, die man schlucken muss. Wenn man Pillen schluckt. Womit ich nicht sagen will, dass ich das tue. Aber ich tue es. In diesem Fall war es aber gar nicht so schwer, sie zu schlucken. Dafür war es aber sehr schwer, es auszusprechen. Aber dann hatte ich ein sehr gutes Gefühl dabei, diese Platte zu machen. Und ich liebe diese Platte. Die Neue nun ist ein Nachfolger und ein Vorgänger.

Und vor allem die Platte, die ich schon immer machen wollte. Sie hat etwas Filmisches an sich, sie erzählt eine ro­­mantische Geschichte, die ebenso apokalyptisch ist. Sie hat ein offenes Ende, so wie jedes große Gedicht oder Buch, die je geschrieben wurden. Sie beschreibt mich wahrscheinlich besser als alles andere, was ich je gemacht habe. Das ist wohl ziemlich narzisstisch, aber man steckt ja immer etwas von sich selbst in seine Kunst. Wenn ich jemanden male, gebe ich ihm immer meine Nase. Das haben viele Maler getan. Dieser Drang, sich selbst in dem zum Ausdruck zu bringen, was man tut. Damit legt man sich sehr offen. Das bin ich gegen die Welt. Das bin ich, der die Liebe findet. Und wenn ich das tue, gibt es dafür einen Preis zu zahlen. Es ist wie eine Herausforderung. Wenn du sie an­­nimmst, werde ich dich beschützen, bis ans Ende. Das ist vielleicht auf einige Verluste über die Jahre zurückzuführen, von Familienmitgliedern, wie das jeder durchmachen muss. Aber ich werde nicht darüber klagen oder sagen, das sei der Grund für diese Platte.

Wenn mir Menschen wichtig sind, sei es die Familie oder meine Freunde – und ich habe einen sehr engen Freundeskreis –, dann werde ich sie beschützen. Ich werde nicht für sie ins Gefängnis gehen, aber ich bin bereit, furchtbare Dinge zu tun, wenn es nötig ist. Ich werde Leute, die meinen Freunden Unrecht tun, nicht mehr so leicht davon kommen lassen, wie ich das in der Vergangenheit getan habe. Du lässt ihnen was durchgehen und wirst dafür irgendwann bezahlen. Wie ein altes chinesisches Sprichwort besagt: Wenn du nur auf die Schlange trittst, wird sie irgendwann zurückkommen und dich töten. Das ist auf jeden Fall in die Platte eingeflossen.

Sie klingt jedenfalls wieder sehr energetisch, kraftvoller, weniger getragen.
Es ist kein wütendes Album. Es hat auf jeden Fall Eier, aber als wütend würde ich es nicht bezeichnen. Es ist nicht hoffnungslos oder verzweifelt. Es stellt keine Fragen. Ich hasse es, wenn Bands Fragen stellen. Warum liebst du mich nicht? Nein. Ich sage einfach: Ich würde für dich töten, du würdest für mich töten. Daher der Song ›KILL4ME‹. Die Plattenfirma wollte einen Single-Edit und eine „clean version“ von mir. Meine Antwort? Fuck you, das wird nie passieren. Ich habe ihnen den Song ge­­schickt, und es ging „Fuck fuck fuck fuck fuck fuck fuck fuck“. Jedes Wort darin wurde mit „fuck“ ersetzt. Das war ein großer Spaß, aber ich meine es schon ernst: Wenn du eine saubere Version meiner Platte willst, dann will ich dein Geld nicht. Gib es für etwas anderes aus, vielleicht eine Schusswaffe. Aber ich würde gerne neue Schimpfwörter erfinden. Vielleicht bestimmte Zahlenfolgen, aber es sind keine mehr übrig. Das ist traurig. „Fuck“ ist so alt, so vorhersehbar.

Schon erstaunlich, dass manche Leute keine anderen Probleme haben als ein kleines böses Wort …
Wenn du eine Handvoll Scrabble-Teile auf den Boden wirfst und sie ein unanständiges Wort ergeben, ist das dann deine Schuld oder einfach Zufall und Schicksal? So sehe ich mich als Songwriter. Ich weiß zwar, was ich tue, wenn ich Songs schreibe, aber manchmal lasse ich mein Unterbewusstsein das Ruder übernehmen. Und so habe ich schon den ganzen Tag in den Interviews verschiedenen Leuten zugehört, die das alles unterschiedlich interpretieren. Das macht mich glücklich, denn das klingt für mich wie ein Gedicht oder Buch, das ich lesen wollen würde. Womit ich nicht sagen will, dass ich da etwas Großartiges gemacht habe, nur, dass es mich glücklich macht, dass jeder etwas anderes darin sieht, das Ende so offen ist.

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