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Die wahren 100 besten Alben der 70er

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Die wahren 100 besten Alben der 70er

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40 SONGS FROM THE WOOD
Jethro Tull
CHRYSALIS, 1977

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Es mag für immer im Schatten der beiden Überwerke AQUALUNG und THICK AS A BRICK stehen, doch dies war Ian Andersons wunderbar ungeschminkter Salut an das Leben in der englischen Provinz. Im selben Monat veröffentlicht, in dem Sid Vicious bei den Sex Pistols einstieg, klingt die ganze Platte, als würde Anderson Vivienne Westwoods Laden „SEX“ mit einem Bulldozer plattmachen. Dargeboten auf Flöten, Mandolinen und einer Orgel, besitzen diese fröhlichen Oden an das Landleben, heidnische Rituale und Freiluft-Kopulationen mit „hochwohlgeborenen Jägermädchen“ eine melodische Unmittelbarkeit, die vielen der früheren und verehrteren Jethro-Tull-Alben ab­­geht.
Mark Blake

Zeitzeugen:
„Jethro Tull haben ihr altes mittelalterliches Image überarbeitet. Leider klingt das Ganze nun wie die Hintergrundmusik zur Fernsehserie ‚Robin Hood‘.“
Sounds

39 TOM PETTY AND THE HEARTBREAKERS
Tom Petty And The Heartbreakers
SHELTER, 1976

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Tom Petty mag lange blonde Haa­re gehabt haben, aber sein Debüt baute auf New-Wave-Werte: kurz und bündig de­­monstrierte Musikalität und melodische Präzision nach Jahren der Jams und Boogies. ›Anything That‘s Rock‘N‘Roll‹ war eine erneute Ab­­sichtserklärung der Grundprinzipien. ›Rockin‘ Around (With You)‹ kochte über vor lauter Energie, Popharmonien und Country-Flair. ›Fooled Again (I Don‘t Like It)‹ kam an die langsam schwelende Intensität von Bruce Springsteen heran. Das Highlight ›American Girl‹ schließlich hatte den freigeistigen Spirit der Byrds in ihrem Zenit, gepaart mit dem zeitgenössischen Sturm und Drang des Punk. Ein Star war geboren.
Paul Lester

Zeitzeugen:
„Schlicht und einfach das beste Mainstream-Rockdebüt einer amerikanischen Band in diesem Jahr.“
Sounds

38 INFINITY
Journey
CBS, 1978

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Nach drei Jazz-Rock-Alben bogen Journey in eine komplett neue Richtung ab. Mit Frontmann Steve Perry entschieden sie sich für den Melodic Rock, der sie direkt in Konkurrenz zu Boston und Foreigner brachte. Und es sollte sich auszahlen. INFINITY quoll fast über vor radiofreundlichen Hits wie ›Wheel In The Sky‹ und ›Lights‹ und wurde zu einem Bestseller in den USA. Roy Thomas Bakers kompetente Produktion tat ihr Übriges, um Journey ihren ganz eigenen Sound zu verleihen. Ein Erfolg, der zur richtigen Zeit kam, wie Gitarrist Neal Schon erklärt: „Wir waren alle am Verhungern. Es wurde Zeit, Geld damit zu verdienen, oder ich hätte als Schuhverkäufer arbeiten müssen.“
Malcolm Dome

Zeitzeugen:
„Guter Rock‘n‘Roll ist schon immer Risiken eingegangen. Journey haben sich ihnen mit einem ganz neuen Sound gestellt.“
Circus

37 MOTÖRHEAD
Motörhead
CHISWICK, 1977

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Eine gewisse Märchenhaftigkeit um­­weht das Debüt, das den Defibrillator an Motörheads schnell verfallende Leiche ansetzte, nachdem United Artists beschlossen hatte, dessen erste Inkarnation – später als ON PAROLE bekannt geworden – auf Eis zu legen. Ted Carroll, Chef von Chiswick Records, stimmte zu, die meisten Songs so billig wie möglich zu überarbeiten. Speedy Keen von Thunderclap Newman sorgte für eine rudimentäre Produktion, der es nicht gelang, die schiere Qualität des Materials zu verstecken, von ihrer donnernden Darbietung
ganz zu schweigen.
Dave Ling

Zeitzeugen:
„Unerträglich laut und heftig. Motörhead haben der dunkleren Seite des Heavy Metal eine ganz neue Dimension hinzugefügt – ein bisschen wie Steppenwolf-meets-Sabbath und darüber hinaus.“
Trouser Press

36 MOTT
Mott The Hoople
CBS, 1973

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Auch wenn es die Band auseinander ge­­hen ließ (Mick Ralphs verabschiedete sich kurz nach der Veröffentlichung Richtung Bad Company), ist MOTT vielleicht das definitive Hoople-Album. Es entstand auf einer Welle längst überfälligen Erfolgs und konnte sowohl mit euphorischen Hits als auch introspektiven, autobiografischen Balladen dienen. Zudem bewies es, dass Ian Hunter beschwingte Instant-Klassiker wie ›All The Way From Memphis‹ und ›Honaloochie Boogie‹ schreiben und dir dann das Herz mit der Sanftheit von ›I Wish I Was Your Mother‹ brechen konnte. Glamourös UND dreckig, standen diese Jungs in Flammen.
Chris Roberts

Zeitzeugen:
„MOTT ist das Album, das ALL THE YOUNG DUDES hätte sein sollen … arrogant, angriffslustig … sie haben sich verbrannt, aber sind immer noch bei Verstand und machen die beste Musik ihrer Laufbahn.“
Let It Rock“

35 RED
King Crimson
ISLAND, 1974

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Nachdem er fünf Jahre lang die Vorlage für den Breitwandsound des Prog geliefert hat­­te, steuerte Robert Fripp seine Band in eine dunklere Richtung, als Bill Bruford Yes verließ, um sich Bassist John Wetton in der heftigsten Rhythmussektion des Rock anzuschließen (die Fripp mit einer „fliegenden Mau­er“ verglich). Das Power-Trio-Line-up von RED schmiedete hämmernde, monolithische Riffs, etwa auf dem brutal fiesen Titeltrack und dem Ruhe-vor-dem-Sturm-Song ›Starless‹. Für die Fans war das alles zu düster, weswegen RED als erstes Crimson-Album die britischen Top 30 verfehlte. Fripp löste die Band daraufhin für fünf Jahre auf, während RED seinen eigenen Kult erschuf, dem auch Kurt Cobain anhängen sollte.
Kris Needs

Zeitzeugen:
„Großspurig, kraftvoll, provokant und überraschend lyrisch … diese Platte tut das für die Fusion aus Rock und Klassik, was John McLaughlins DEVOTION einst für den Jazz-Rock tat.“
Village Voice

34 L.A.M.F.
Heartbreakers
TRUCK, 1977

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Als die Heartbreakers von Johnny Thunders (Ex-New York Dolls) 1976 in London landeten, transformierten sie die Punkszene. So klang und sah echte attitude aus. Nicht alle, die sie sahen, konnten auch so wie sie spielen – einige begnügten sich einfach mit der Heroinsucht. Nach reichlich Problemen mit der Produktion er­­schien ihr Debüt LIKE A MOTHER FUCKER mit einiger Verspätung, fehlerhaft und konfus. Doch das war egal. Ihre Fanbase, die sich das Ganze auf billigen Dansette-Plattenspielern reinzog, bemerkte es nicht mal. L.A.M.F. ist der Soundtrack zu guten Drogen und schlechten Entscheidungen. Unendlich inspirierend, ist es ein nachhaltiger Triumph absoluter jugendlicher Verkommenheit.
Ian Fortnum

Zeitzeugen:
„Das Cover sagt alles: Outlaws aus der großen Stadt, kompromisslos, angeschlagen, aber nicht kleinzukriegen – der ganze Habitus. Musik, zu der man abstürzt, nicht intellektuell, komplex oder dezent.“
Sounds

33 STUPIDITY
Dr. Feelgood
UNITED ARTISTS, 1976

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Die rotzige Kürze der dritten LP der Feelgoods war das perfekte Gegengift zu all der schwabbeligen Selbstgefälligkeit des kalifornischen Softrock. Die knackige Symbiose aus Lee Brilleauxs harten Vocals und der angespannten Knarzigkeit von Wilko Johnsons Gitarrenläufen war außerdem das erste Live-ALbum, das je an der Spitze der britischen Charts einstieg. „Es war der Gipfel der Revolution gegen die High-Heel- und Plateauschuh-Brigade“, sagte Brilleaux. „Wir zeigten denen den Stinkefinger und sagten: So geht eine Live-Band an die Arbeit.“
Rob Hughes

Zeitzeugen:
„Wenn es so etwas wie schwere Körperverletzung in musikalischer Form gibt, sollte STUPIDITY die Feelgoods für lange Zeit ins Kittchen bringen.“
Melody Maker

32 PILEDRIVER
Status Quo
VERTIGO, 1972

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Titel und Cover von Status Quos Fünfter sprachen Bände. Gitarrist Rick Parfitt hatte ihr den Namen verliehen: „Unsere Musik war wie eine Handramme [engl. piledriver].“ Das Artwork war ebenso symbolisch – eine Aufnahme der Band auf der Bühne, Parfitt, Frontman Francis Rossi und Bassist Alan Lancaster eng zusammenstehend, mit gesenkten Häuptern und wehenden Haaren. Nach ihren Anfängen als Pop-Dandies in den 60ern definierte PILEDRIVER mit Songs wie dem dampfwalzigen ›Big Fat Mama‹ oder der Kiffer-Ode ›Paper Plane‹ sie als räudige Heavy-Boogie-Maschine neu. Nicht zu vergessen die pulsierende Version des Stücks, das ihre Besessenheit vom Zwölf-Takt-Shuffle losgetreten hatte: ›Roadhouse Blues‹ von den Doors.
Paul Elliott

Zeitzeugen:
„Eine fast komplette Absage an jegliche musikalische Subtilität … repetitiv, total vorhersehbar – weswegen die Musik von Status Quo so unmittelbar befriedigend ist.“
Let It Rock

31 ALL THINGS MUST PASS
George Harrison
APPLE, 1970

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Frei vom Druck und der Politik der Beatles startete George Harrison seine Solokarriere mit einem glorreichen Dreifach-Al­bum. In seiner Ecke: Eric Clapton, Ringo Starr, Peter Frampton und ein junger Phil Collins. Das Ergebnis hatte den aufregenden Klang von jeder Menge Talent, das plötzlich entfesselt wird, gehört wohl zur besten Musik, die er je erschuf und kann mit Fug und Recht als das beste Soloalbum aller Beatles bezeichnet werden. Als Reflexion sowohl Georges spiritueller Überzeugungen als auch des Endes der berühmtesten und großartigsten Band aller Zeiten war der Titel perfekt gewählt: ALL THINGS MUST PASS. 28 Songs von unglaublicher Tiefe und Einsicht, gespielt mit maximaler Grazie von genialen Musikern und gesungen von Harrison in Tönen, die ein neues kreatives Selbstbewusstsein mit echter Emotion und Verletzlichkeit verbanden. Der Ex-Beatle brachte es anders auf den Punkt: „Ich habe ALL THINGS MUST PASS immer als je­­manden betrachtet, der jahrelang Verstopfung hatte und dann endlich Durchfall bekommt“. Auch ein Weg, ein monumentales Kunstwerk zu beschreiben.
Matthias Jost

Zeitzeugen:
„Ein Rausch von Frömmigkeit, Opferbereitschaft und Freude, dessen schiere Größe und Ambition es zum ‚Krieg und Frieden‘ des Rock‘n‘Roll machen.“
Rolling Stone

30 REAL LIFE
Magazine
VIRGIN, 1978

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Diese Platte brachte den „NME“ dazu, Magazine-Sänger Howard Devoto als „wichtigsten lebenden Mann“ zu be­­zeichnen. Er hatte eben diese messianische Aura, während die Musik über die passende Gravitas und Masse verfügte, auch wenn normalerweise das dritte Album THE CORRECT USE OF SOAP die Lorbeeren bekommt. REAL LIFE hingegen markierte den Schritt vom Punk zum Post-Punk, den Moment also, in dem die Szene ihren Blick von Wohnblöcken auf komplexere Themen richtete und anfing, zu experimentieren. Mit seinen frostigen Keyboards und seiner misstönigen Musikalität positionierte dieses Werk Magazine aber eher als verirrte Prog-Band oder sogar späte Nachzügler von Roxy Music.
Paul Lester

Zeitzeugen:
„Magazine schieben hier ein für alle Mal jeglichen Vergleichen mit den Buzzcocks den Riegel vor. Ein kommerzielles, hochwertiges Rockalbum von täuschendem Tiefgang.“
Sounds

29 EVERY PICTURE TELLS A STORY
Rod Stewart
MERCURY, 1971

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„Die Sterne standen günstig“, erinnerte sich Rod an sein drittes Solowerk, das bewies, dass der Mann mit der Reibeisenstimme nicht nur ein toller Interpret war (vom harten Soul auf ›I Know I‘m Losing You‹ zum Country-Blues von ›That‘s All Right‹), sondern auch ein guter Songwriter. EVERY PICTURE punktete damals bei den Kritikern ebenso wie in den Charts, doch je tiefer sein Status mit jedem weiteren GREAT AMERICAN SONGBOOK sinkt, desto weniger wird es in Kneipendebatten erwähnt. Was eine Schande ist.
Henry Yates

Zeitzeugen:
„Mit seiner fantastischen Gabe, Melodien zu interpretieren und zu heulen … webt Stewart einmal mehr ein wissendes musikalisches Netz. Hier ist jeder Song sein bester.“
Billboard

28 LOADED
Velvet Underground
COTILLION, 1970

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Bei all den Avantgarde-Spielereien wie ›Sister Ray‹ oder ›European Son‹ bestand Lou Reed doch immer darauf, dass Velvet Underground im Grunde genommen eine Rock‘n‘Roll-Band waren. Auf ihrem vierten und letzten Werk schienen sie das unbedingt beweisen zu wollen. Ob die Songs nun als Reaktion auf das Label entstanden, das nach Hitsingles verlangte, oder nicht – sie waren vollgepackt mit tollen Melodien und Hooks, vom klassischen Riff auf ›Sweet Jane‹ zur schmutzigen Schönheit von ›Lonesome Cowboy Bill‹ oder dem majestätischen ›Rock And Roll‹.
Rob Hughes

Zeitzeugen:
„Dies könnte möglicherweise die wichtigste Pop-Platte seit Jahren sein.“
Melody Maker

27 THE WILD, THE INNOCENT & THE E STREET SHUFFLE
Bruce Springsteen
COLUMBIA, 1973

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Bruce Springsteen mag die Zukunft des Rock‘n‘Roll gewesen sein, sei­ne Gegenwart war er allerdings noch nicht. Diese zweite Platte, die erstmals so richtig die E Street Band glänzen ließ, bekam tolle Kritiken, war aber ein kommerzielles Desaster (bis BORN TO RUN ihn in die Stratosphäre katapultierte). Reich an selbstmythologisierenden Ge­­schichten der frustrierten Jungs und Mädels von Asbury Park und ihren lauen Sommernächten und -tagen an der Strandpromenade, beschenkte es uns mit einer filmartigen, atemberaubenden zweiten Seite. Auf ›Incident On 57th Street‹ vollzog Springsteen den Schritt vom Träumer zum kreativen Koloss.
Chris Roberts

Zeitzeugen:
„Der Titel deutet die Größe und den Stil von Springsteens Talent an, und streckenweise ist dies ein sehr gutes Album – es hängt nur nicht richtig zusammen.“
Creem

25 GIVE ‘EM ENOUGH ROPE
The Clash
CBS, 1978

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Als sie noch existierten, waren The Clash bei Weitem nicht so unantastbar wie die Helden, als die man sie heute sieht. Punk-Puristen attackierten sie, und als Blue-Öyster-Cult-Mastermind Sandy Pearlman ihr passend betiteltes zweites Album produzierte, wurde ihnen der Ausverkauf vorgeworfen. Doch von Vollgas-Salven wie ›Safe European Home‹ und ›Tommy Gun‹ bis zu Mick Jones‘ treffendem ›Stay Free‹ ist dies eine Volldröhnung täuschend subtiler Bomben, eingerahmt in grandiosem Sound. GIVE ‘EM brachte sie außerdem nach Amerika und Schlagzeuger Topper Headon ins klassische Line-up, während das Wissen, das sich Jones von Pearlman aneignete, direkt zu LONDON CALLING führte.
Kris Needs

Zeitzeugen:
„Ein triumphaler Kampfschrei der Sieger, der zu der Handvoll von Rockalben gezählt werden muss, die den Begriff ‚Klassiker‘ verdient haben.“
Zigzag

24 WHO DO WE THINK WE ARE
Deep Purple
EMI/PURPLE, 1973

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Das letzte komplette Album des Mk-II-Line-ups (bis zur Reunion 1984) gilt allgemein als ihr schwächstes. Tatsächlich befand sich die Band schon im Zustand fortgeschrittener Auflösung, als sie es aufnahm … aber war das jemals anders? Und wie schlecht kann eine Platte sein, auf der sich ›Woman From Tokyo‹ findet, sicher einer ihren zehn besten Songs überhaupt? ›Mary Long‹, bis heute ein Standard in ihrem Live-Set, und ›Rat Bat Blue‹ sind ebenso nicht zu verachten. In Großbritannien schaffte es WHO DO WE THINK WE ARE bis auf Platz 4. Nicht schlecht für einen angeblichen Karriere-Tiefpunkt.
Geoff Barton

Zeitzeugen:
„Es ist nicht so gut wie MACHINE HEAD (ihr bestes und eines der größten Alben aller Zeiten), weil es mehr wie FIREBALL ist (das nur die Kritiker mochten).“
Creem

23 MACHINE GUN ETIQUETTE
The Damned
CHISWICK, 1979

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Zu dieser Zeit hatten The Damned schon ihr erstes Abschiedskonzert gespielt, sich wiedervereinigt, um­­besetzt, neu erfunden, ihren zweiten Vertrag unterschrieben und den vierten Bassisten ins Boot geholt. Ihr Zweitling MUSIC FOR PLEASURE, produziert von Nick Mason, war gut genug gewesen, um sie ihren Deal mit Stiff Records zu kosten. Aber MACHINE GUN ETIQUETTE war nicht nur ein ungebremster, psychedelisierter, punkbefeuerter Tritt in die Eier – es hatte auch Hits. Und zwar keine be­­schissenen Eintagsfliegen, sondern ›Love Song‹ und ›Smash It Up‹, monolithische Klassiker, die auch die Nachwelt noch anerkennen würde. Jede andere Band hätte man danach ernstgenommen. Es muss an Captain Sensibles Baskenmütze gelegen haben.
Ian Fortnum

Zeitzeugen:
„Ein verblüffender Mix aus Genie, Müll, Geschmack, Idiotie, Lärm, Fehlurteilen, Alkohol, Aggression, Verarschungen, Groteske, Psychose und schrecklichen Klamotten.“
Sounds

22 SIN AFTER SIN
Judas Priest
CBS, 1977

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Die „New Wave Of British Heavy Me­­tal“ gab Judas Priest den wohlverdienten Auftrieb. Ihre musikalische Theatralik und ihr Provinz-Sexshop-Image hatten schließlich das gesamte Genre inspiriert. Doch es war auf SIN AFTER SIN, nicht dem öfter genannten SAD WINGS OF DESTINY (1976), dass Rob Halfords Hexengeschrei und die doppelte Gitarrenspitze von Glenn Tipton und KK Downing so richtig in die Spur fanden. Genau hier wurden Priest von der Heavy- zur Metal-Band. Von der veralteten Produktion mal abgesehen, klingen ›Sinner‹ und ›Dissident Aggressor‹ bis heute wie eine Gebrauchsanweisung für jede Metal-Truppe von Iron Maiden bis Metallica und darüber hinaus.
Mark Blake

Zeitzeugen:
„Musik mit Vorschlaghammer-Effekt auf ihr headbangendes, gefesseltes Publikum.“
Daily Express

21 BUCKINGHAM NICKS
Buckingham Nicks
ANTHEM/POLYDOR 1973

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Ein Jahr nach ihrem gemeinsamen De­­büt stiegen Lindsey Buckingham und Stevie Nicks bei Fleetwood Mac ein und überzeugten Amerika mit dem selbstbetitelten weißen Album. BUCKINGHAM NICKS verkaufte sich schlecht und wurde nie offiziell auf CD veröffentlicht – was schade ist. Es strotzt nur so vor charmantem Folk-Rock und Westcoast-Pop, und Nicks‘ Hippie-Aura wurde dabei perfekt konterkariert von Buckinghams legendärer Gitarre. ›Don‘t Let Me Down Again‹ und ›Frozen Love‹ klingen schon wie ein Trailer für RUMOURS, während Fleetwood Mac ›Crystal‹ neu einspielten und das Intro von ›Lola (My Love)‹ für ›The Chain‹ umschrieben. Die beste Platte, die Fleetwood Mac nie gemacht haben.
Mark Blake

Zeitzeugen:
„Dies könnte eines der besten amerikanischen Alben der letzten drei, vier Jahre sein.“
Rock Magazine

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10 Kommentare

  1. Natürlich kann man es keinem recht machen. Aber Bands wie Steely Dan kommen viel zu kurz. Von der Anfangszeit als „normaler Rockband“ bis zur Weiterentwicklung als zu einem etwas „Speziellem“. Großartig dieses Spektrum an Vielfältigkeit und musikalischem Können. Man könnte die Liste erweitern ohne auf die altbekannten Namen zu verzichten aber die sind oft zu viel überbewertet.

  2. Meiner Meinung nach eine völlig überflüssige weil nicht objektiv machbare Bewertung von Alben diverser unterschiedlicher Interpreten/ Musikstile.
    Als gute Redaktion hätte ich den Titel – Eine Auswahl der von uns als die besten Alben der Siebziger-Jahre des vergangenen Jahrhunderts- gewählt.
    Beste Grüsse…….

  3. Natürlich ist die Liste subjektiv, aber es hat Charme, Alben von Bands zu nennen, die viele bestenfalls als deren zweit- oder drittbeste einstufen würden. Bei Yes, Supertramp, Styx, Pink Floyd, Roxy Music, Boston, Neil Young oder auch Queen finde ich die Auswahl goldrichtig. „Real Life“ von Magazine gehört zu den Scheiben, mit denen ich mich heutzutage am Schrottwichteln beteiligen würde. Bei Deep Purple habt ihr vergessen, in eurer Kurzkritik „Place in Line“ zu erwähnen, eins der am meisten unterschätzten Stücke von „Who do we think…“. Was Led Zeppelin angeht, hätte ich „Houses of the Holy“ in die Liste aufgenommen. Musik bleibt eben immer vor allem eins: Geschmacksache.

  4. Who’s next zu „vergessen“ ist fur mich völlig unverständlich. Die LP gehört vor Quadrophenia. Es fehlen mehrere LZ 2 oder Genesis „Selling England by the pound“ gehört mit Sicherheit auch dazu. Es fehlen eine Menge guter Alben.

  5. Geschmäcker sind halt immer sehr unterschiedlich.
    Das ist auch gut so. Sicher fehlen einige Meilensteine.
    Für mich müssten z.B. The Doors vertreten sein.

  6. Wo ist bitte Rory Gallagher der in den 70er Jahren 6 !!!geniale Alben rausgebracht hat
    Rory Gallagher,Deuce,Blueprint,Against the Grain,Calling Cars,Photo Phinish and Top Priority
    Warum und wann bekommt der beste Gitarrist aller Zeiten endlich die Ehre die ihm gebührt ?

  7. Ich mag ja solche Listen , aber sie sind halt immer subjektiv . Für Gesprächsstoff und für Anregung (oder Aufregung) sorgen sie auf jeden Fall . Pink Floyd’s “Dark Side..,“ oder “ Wish you were here „ und Black Sabbath’s “Master of Reality“ oder “Vol.4“ zu ignorieren zeugt von Mut ( oder Provokation ).

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