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Titelstory: Led Zeppelin – Geerbte Freude

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Titelstory: Led Zeppelin – Geerbte Freude

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Led Zeppelin (3)Auch drei Jahrzehnte nach dem Tod von John Bonham und der anschließenden Auflösung der Band sind Led Zeppelin einer der bedeutendsten Rock-Acts der Welt. Die 2007er-Reunion mit Jason Bonham an den Drums ist als eines der glanzvollsten Riff-Ereignisse in die Geschichte eingegangen, und die Gerüchte um eine etwaige Welttournee haben für euphorische Aufruhr in den Musikforen gesorgt. Doch die drei verbliebenen Musiker lassen, vor allem auf Betreiben von Sänger Robert Plant, das Ganze nun doch auf sich beruhen, um das Erbe von John Bonham nicht zu beschädigen. Eine weise Entscheidung, die davon zeugt, wie viel Respekt sie vor ihrem verstorbenen Freund haben und wie sehr sie sein Talent noch heute schätzen. Einen Tribut der besonderen Art gibt es aber dennoch: Robert Plant hat seinem aktuellen Soloalbum den Titel BAND OF JOY gegeben – und erinnert damit an das gemeinsame Prä-Zep-Projekt mit John Bonham, das denselben Namen trug. Welche Neuigkeiten es sonst noch aus dem Led Zeppelin-Camp gibt, was Bonham an seinen letzten Tagen getan hat und wieso Plant das Erbe des Drummers auf seiner neuen Platte wiederaufleben lässt, lest ihr auf den folgenden Seiten.

Vor 30 Jahren haben wir eine der größten Rockbands aller Zeiten an den Alkohol verloren. In den frühen Morgen­stunden des 25. September 1980 erstickt John Bonham nach einer durchzechten Wodka-Nacht an seinem Erbrochenen. Der tragische Tod des britischen Drummers bedeutet zugleich auch das Aus für Led Zeppelin.

Doch Bonhams Erbe wirkt bis heute nach. Noch immer ist John Bonham das große Idol zahlloser Schlagzeuger – selbst wenn diese viel zu jung sind, um die Led Zep-Ikone noch live in Aktion bewundert haben zu können. Und auch in der eigenen Familie wird der Verstorbene geehrt: Insbesondere Jason Bonham wird nicht müde, wenn es darum geht, das Werk sein Vaters ins Hier und Jetzt zu retten. Ähnlich wie Dweezil Zappa, der jüngst mit Papas Songs auf Tour gegangen ist, will auch Bonham Junior mit einer Tribute-Truppe um die Welt reisen. Und er betont immerfort, wie wichtig und ergreifend es für ihn war, mit den verbliebenen Band-Mitgliedern Jimmy Page, John Paul Jones und Robert Plant die Bühne und die Songs seines Vaters teilen zu dürfen.

Umso härter muss ihn die Absage von Robert Plant getroffen haben, der sich – gefeierte Reunion hin oder her – standhaft dagegen wehrt, mit Led Zeppelin auf ausgedehnte Welttournee zu gehen. „Das wäre doch nichts Neues mehr“, so Plant in einem Interview mit dem britischen Magazin „Mojo“. „Wir haben das ein Mal durchgezogen. Und ja: Es war der beste Led Zeppelin-Gig seit 1975. Aber natürlich standen da nicht Led Zeppelin auf der Bühne. Das sollte man nicht vergessen.“ Daher konzentriert sich Plant nun lieber auf seine Solokarriere und reaktiviert mit dem Album BAND OF JOY sein gleichnamiges Prä-Zep-Projekt. Mitte September erscheint das Album (siehe auch Rezension auf Seite 84), parallel dazu tourt er – gerade war Plant für ein Dutzend Gigs im Süden der USA unterwegs, im Oktober wird er einige Shows in Großbritannien geben.

Und während Robert Plant damit auf seine ureigene Weise seinem ­Freund und Weggefährten John Bonham gedenkt – schließlich war der damals als Drummer von Band Of Joy aktiv -, versucht Jason Bonham nach wie vor, die Led Zeppelin-Maschine am Laufen zu halten. Vor wenigen Wochen hat er in einem Interview verkündet, dass er, Jimmy Page und John Paul Jones „sehr nahe dran waren, ohne Plant weiterzumachen und auf Tour zu gehen“. Die gemeinsamen Proben hätten das Trio eng zusammengeschweißt, so der 44-Jährige weiter. „Sogar noch mehr, als das jetzt bei Black Country Communion der Fall ist.“ Eine Aussage, die Page und Jones ehrt, seinen Supergroup-Kollegen Glenn Hughes, Joe Bonamassa und Derek Sherinian aber gar nicht schmecken dürfte.

Fakt ist aber, dass – zumindest im Moment – wohl ohnehin niemand von der Originalbesetzung Zeit für eine Reunion hätte. Plant plant Live-Soloaktivitäten, Jones rockt mit Them Crooked Vultures, und Page muss die Schlappe vor Gericht verdauen, wo er jüngst einen Streit um die Rechte an ›Dazed And Confused‹ verloren hat.

Fakt ist jedoch auch, dass die Frage, ob die Band wieder zusammenkommen wird, noch immer die Gemüter bewegt – und das, obwohl in den vergangenen 30 Jahren nur wenig Neues passiert ist. Das macht deutlich, wie hoch die Leistung von Led Zeppelin einzuschätzen ist. Dies ist vor allem John Bonham zu verdanken. So werden seine Band- und Musikerkollegen bis heute nicht müde, die Qualitäten des verstorbenen Trommlers zu prei­sen. Jimmy Page ist der Ansicht, dass „es seit Johns Tod keinen einflussreicheren Drummer mehr gab.“ Bonhams Bruder Mick betont, dass John nur ein Ziel hatte, nämlich „die anderen Schlagzeuger schnellstmöglich von der Bühne zu fegen!“ Für jüngere Musiker, die den Led Zep-Kesselpeitscher nie selbst live sehen konnten, ist es vor allem der spezielle Sound, den Bonham prägte, der sie nachhaltig beeindruckt und beeinflusst hat. „Es ist sehr wichtig, dynamisch zu spielen“, betont beispielsweise Foo Fighter Dave Grohl. „John Bonham hat das perfektioniert. Er ist niemand gewesen, der ständig auf sein Kit eingeprügeln musste. Doch wenn er richtig loslegte, dann brach das Inferno los. Genau darum geht es: Man muss den richtigen Moment abpassen, in denen sich das Gasgeben lohnt. Wer das berücksichtigt, hat es viel leichter, denn dann gibt es genug Raum für Variation.“

Eine Einschätzung, die auch Grohls aktueller Them Crooked Vultures-Partner John Paul Jones teilt. Und mehr noch: Er betont auch, dass Bonham diese Fähigkeit nicht erst im Laufe der Zeppelin-Jahre entwickelt hat, sondern bereits besaß, als er ihn zum ersten Mal traf. Bei der Debütprobe zeigte Bonham laut Jones schon „das Talent, selbstbewusst aufzutreten, zugleich aber nie überheblich zu sein. Er wusste stets, was er tat – und er konnte sich auf den Punkt konzentrieren. Außerdem hörte er auf die Texte. Das ist etwas, das jeder gute Drummer tut.“

Was besonders Robert Plant gefreut haben dürfte, der in Bonham den perfekten Partner für seine musikalischen (und natürlich auch alle anderen) Schandtaten gefunden hatte. Das war bei Led Zeppelin der Fall, aber auch schon in der Zeit davor. Die beiden wussten intuitiv, dass sie eine gemeinsame Vision teilten – und wollten diese auch unbedingt in die Tat umsetzen. Geld und Ruhm spielten dabei eine untergeordnete Rolle, wie Plant heute betont: „John und ich waren die treibende Kraft hinter Band Of Joy, aber wir wurden von Musikern unterstützt, denen es ähnlich wichtig war wie uns, unabhängig zu sein und kompromisslos unser Ding durchzuziehen. Niemand von uns hatte Interesse daran, US-Bands wie den Tremeloes oder den Dreamers nachzueifern. Wir hatten nichts zu verlieren – oder zumindest dachte ich, dass das so wäre. Daher nahmen wir uns andere Vorbilder als die anderen Acts, die damals anfingen. Wir wollten so klingen wie die britischen Psychedelic-Bands, nicht wie die damals angesagten amerikanischen Gruppen.“

Eine Einstellung, die Bonham und Plant weit gebracht hat. Denn in Kombination mit der gefühlvollen Kraft von John Paul Jones und dem kompositorischen Genie von Jimmy Page ist es den Musikern gelungen, mit Led Zeppelin zu Weltruhm zu gelangen. Dabei wollten sie im Grunde nur eines: sich nicht einschränken lassen, sondern ihren eigenen Weg verfolgen.

Und das ist etwas, das sich alle verbliebenen Bandmitglieder bis heute erhalten haben. John Paul Jones geht mit Them Crooked Vultures jugendliche Wege, und Robert Plant versucht mit Band Of Joy, den Geist der Anfangstage wieder aufleben zu lassen. Dass dies gerade jetzt passiert, da sich der Todestag seines Freunds John zum 30. Mal jährt, ist sicherlich kein Zufall. Und so spricht Plant im Interview auf den folgenden Seiten auch nicht nur über sein aktuelles Werk und dessen Wurzeln, sondern auch über den Einfluss von John Bonham auf sein heutiges Schaffen.

 

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