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Humble Pie: Der Strudel des Erfolgs

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Humble Pie: Der Strudel des Erfolgs

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RASANTER AUFSTIEG

Dennoch lässt er sich nicht entmutigen. Bereits wenige Monate nach Veröffentlichung des Debüts spielt er mit Humble Pie das zweite Album ein: TOWN AND COUNTRY erscheint im November 1969. Und während der Rolling-Stone-Autor Mike Saunders die Platte noch verreißt (und in seiner vernichtenden Kritik nebenbei den Terminus „Heavy Metal“ mitprägt), sieht das die restliche Musikwelt anders. Humble Pie haben Erfolg – schon ihre erste Single ›Natural Born Bugie‹ wird ein Hit. „Es ging alles rasend schnell“, erinnert sich der Drummer an den raschen Aufstieg. „Steve und Peter waren zum Glück ungemein kreativ und hatten viele Ideen für Songs. Und ich liebte es, mit Greg zusammenzuspielen. Es ist eine Schande, dass er nicht mehr lebt (Ridley starb 2003 im spanischen Alicante an den Folgen einer Lungenentzündung – Anm.d.Red.). Er war ein lustiger Zeitgenosse, und er konnte fantastisch singen. Aber ich vermute, dass er älter war, als er es zugab!“

Die ersten zwei Humble Pie-Alben erscheinen beide bei Immediate, dem Label von Oldham und Tony Calder. Dort sind auch die Small Faces unter Vertrag. Die Firmenchefs sind geschäftstüchtig und veröffentlichen alles, das sich irgendwie zu Geld machen lässt, mischen sich jedoch nicht in die kreativen Belange ein. Humble Pie dürfen ihren eigenen Stil entwickeln, und das tun sie auch: Sie stehen für eine quicklebendige Mischung aus elegischem, akustischem Blues und krachendem Rock. So muss sich die Band mit ihrer Variante von Steppenwolfs ›Desperation‹ nicht verstecken, und in Sachen Harmonien können sie durchaus mit Acts wie Buffalo Springfield konkurrieren. Doch die Musik kann noch so gut sein – wenn eine Band strategische Fehlentscheidungen trifft, hilft alles nichts. „TOWN AND COUNTRY verschwand zu schnell aus dem Blickfeld der Fans“, gibt Shirley zu. „Das lag daran, dass wir uns entschlossen hatten, zuerst in den USA zu touren (mit David Bowie im Vorprogramm – Anm.d.Red.). Dort war das Album aber noch gar nicht auf dem Markt. Aufgrund der Shows in den Staaten konnten wir keine UK-Tour machen. Und ohne Promotion keine Verkäufe, damals schon.“

Nichtsdestotrotz zahlt sich das Engagement in Nordamerika aus – wenn schon nicht finanziell, dann zumindest für sie persönlich. Denn insbesondere Steve Marriott liebt die USA. Für ihn geht ein Traum in Erfüllung, als er Ende 1969 zunächst mit der Butterfield Blues Band und Santana im New Yorker Fillmore East und wenige Tage später mit Grateful Dead im Fillmore West in San Francisco auftreten darf. Drei Shows gehen glatt über die Bühne, doch am 6.12.1969 ist kaum jemand da, auch die Headliner nicht: Die Frisco-Rockgemeinde pilgert zum Altamont-Festival, während Humble Pie mit ein paar versprengten Figuren in der Stadt bleiben. Dennoch schafft es die Band, sich einen Namen zu machen. Sie ergattert ein Engagement im Whisky A Go-Go in Los Angeles und tritt dort regelmäßig mit Grand Funk Railroad auf. „Die Leute mochten uns – wir haben ihren Geschmack getroffen“, freut sich Shirley.


Danach sind Humble Pie quasi Dauergäste in den Staaten. Ihr Terminkalender ist rappelvoll. Die Band wechselt nach der Pleite von Immediate zu A&M Records, die mit fetten Vorschüssen winken. Endlich ist auch ein vernünftiges Management am Start: Dee Anthony ist der Mann für Humble Pie. Er hat bereits mit Tony Bennett und Frank Sinatra gearbeitet. „Dee war großartig!“, lobt Shirley den Mann – obwohl er der Band stilistisch einen härteren Kurs verordnen will und sich damit ins Hoheitsgebiet der Musiker begibt. „Er wusste, was er tat. Einige Leute streuten zwar Gerüchte, dass er Kontakte zur Mafia hätte. Aber das ist übertrieben. Er kannte vielleicht einige zwielichtige Gestalten, aber das ging damals gar nicht anders, denn diese Leute betrieben die Clubs. Er redete mit ihnen, traf Absprachen, aber das war’s dann auch schon.“

Und er hilft der Band, ihre Forderungen bei A&M durchzubringen. Humble Pie unterschreiben als einer der ersten Rockbands einen hochdotierten Plattenvertrag. „Wir bekamen eine halbe Million US-Dollar“, berichtet der Drummer. „Verteilt auf drei Jahre und monatlich ausgezahlt. Ich habe meinem Kumpel Dave Gilmour davon erzählt, und er war ziemlich neidisch: ‚Weißt du eigentlich, dass du mehr Geld verdienst als unser Premierminister?‘, fragte er mich. Ich fühlte mich wie ein echter Rockstar, unermesslich reich. Mein erster Kauf war ein Rolls Royce, Greg nahm einen Bentley, Pete einen Aston Martin, und Steve besorgte sich einen Aston Martin und einen goldenen Alvis.“

KREATIVES HOCH

Parallel zu ihren Shoppingtrips nehmen die Musiker ihr drittes Album auf, praktischerweise HUMBLE PIE betitelt. Marriott ist in bester stimmlicher Verfassung, wie sich Frampton noch heute lebhaft erinnert: „Ich bin auf die Knie gefallen, nachdem Steve ›Live With Me‹ eingesungen hatte und aus dem Aufnahmeraum herauskam. ‚Das sind die gefühlvollsten Vocals, die ich je gehört habe!‘, sagte ich zu ihm, völlig überwältigt. Er antwortete nur: ‚Danke, freut mich.‘ Aber obwohl er so nüchtern und distanziert rüberkam, weiß ich doch, dass er sich sehr über mein Lob gefreut hat. Steve respektierte meine Meinung, und es muss ihn wirklich verletzt haben, als ich die Band verließ. Jeder von uns nahm die Musik ernst, denn sie bedeutete uns alles.“

Doch trotz der Begeisterung für die Sache läuft nicht alles rund. Glyn Johns produziert erstmals selbst, und das verändert die Zuständigkeiten innerhalb des Bandgefüges. „Glyn wollte, dass jeder nur einen bestimmten Aufgabenbereich übernimmt“, erklärt Frampton. „Steve sollte singen, ich Gitarre spielen. Sonst nichts. Doch das funktionierte nicht. Unsere Persönlichkeiten waren komplett konträr. Doch weil Steve ein so großartiger Frontmann war und so viel Leidenschaft an den Tag legte, sah ich über manche Dinge hinweg, die mich eigentlich störten. Das war alles andere als gut.“

Eine Einschätzung, die auch Shirley teilt: „Viele Leute glauben, dass Peter die Band verlassen hat, weil ihm Humble Pie musikalisch zu hart wurden. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit. Steve hatte sich verändert. Er wollte in den USA durchstarten. Doch im Zuge dessen bekam er Angst, traute sich selbst nichts mehr zu und verlor seinen Blick fürs Wesentliche. Und er entwickelte Charakterzüge, die abstoßend waren. Er konnte so aggressiv zu Leuten sein, dass es keine fünf Sekunden dauerte, bis sie ihn zutiefst hassten. 1970 ging das alles noch halbwegs, denn damals war seine Beziehung zu Jenny (Rylance, Marriotts erste Ehefrau – Anm.d.Red.) noch in Ordnung. Doch die ausufernden Touren und die vielen Drogen führten nach und nach zu größeren Problemen. Er und Peter stritten sich immer häufiger, denn Frampton rauchte nur ab und an einen Joint, das war’s dann auch schon.“


Doch noch geht alles gut. Anfang 1971 spielen Humble Pie ihre vierte Platte ein: ROCK ON. „Es ist ist mein Lieblingsalbum“, sagt Frampton, obwohl es sein letzter Studio-Einsatz für die Band ist. „Ich war damals allerdings nicht gerade glücklich darüber, wie die Sache ablief. Wir hatten nicht geprobt, mussten die Songs also schreiben und direkt aufnehmen. Doch zumindest kamen wir gut miteinander aus, jedenfalls ab und zu.“ Was sich aber rasch ändert. Als die Band im Mai in New York weilt, um die Aufnahme von PERFORMANCE – ROCKIN’ THE FILLMORE vorzubereiten, kommt Marriott auf die glorreiche Idee, sich in einem Schrank in Framptons Hotelzimmer zu erleichtern. „Der Gestank war nicht auszuhalten, unerträglich! Ich musste einige Klamotten wegwerfen“, erinnert sich der 60-Jährige mit Grauen zurück.

Dem Gitarristen reicht’s. Als Manager Dee Anthony eines Tages zu ihm kommt und ihm das Cover des Fillmore-Albums zeigt, sagt er trocken: „Oh, schön. Aber ich bin raus.“ Die Reaktion von Marriott fällt erwartungsgemäß drastisch aus, wie Frampton berichtet: „Ich hatte keine Kraft mehr, musste eine Entscheidung treffen. Als ich Steve anrief und ihm sagte, dass ich die Band verlassen würde, flippte er total aus. Er überhäufte mich mit allen erdenklichen Beschimpfungen. Sicher: Ich hatte ihn verletzt. Das war sicher nicht die feine Art. Das gilt aber für beide Seiten.“

Nicht nur Marriott, auch Frampton ist enttäuscht. Denn er hat versucht, die Band nach vorne zu bringen. Sein Song ›Shine On‹, der Opener von ROCK ON, ist eine klare Single – das sieht auch Produzent Glyn Johns so. Dennoch verweigert Steve seine Zustimmung zur Auskopplung. „Zu poppig“, so sein Kommentar. Dabei haben Humble Pie einen Hit bitter nötig. Eine neue Ausrichtung könnte die Band voranbringen, denn in den USA stagniert die Entwicklung. Die Fans wollen die Band zwar live sehen, aber nur in Kombination mit einem weiteren Act. Für eine Headliner-Tour reicht es nicht. Frampton weiß das und ist umso frustrierter, dass der verbohrte Marriott sich sperrt. Sein Ausstieg ist die logische Konsequenz.

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2 Kommentare

  1. Seit 1969 bin ich Fan dieser Gruppe und habe mir sämtliche Alben zugelegt. Vor allem die ersten sechs Alben
    sind hervorragend. Noch heute lege ich sie regelmäßig mit großer Freude auf.
    Für mich neben anderen Gruppen wie Purple oder Zeppelin die „Heroes“ der damaligen Zeit.

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