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Humble Pie: Der Strudel des Erfolgs

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Humble Pie: Der Strudel des Erfolgs

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So ist es in London, und so ist es auch wenige Tage später in New York: Am 9. Juli brechen Grand Funk Railroad zwar den Einnahmerekord der Beatles – doch Humble Pie sind die Gewinner des Abends, zumindest aus ihrer Sicht. „Es war nicht einfach für Grand Funk, die Stimmung aufrecht zu erhalten“, so Peter Frampton. „Wir kamen gut an – wie so oft auf großen Bühnen. Schon bei unserem 1970er Gig im Madison Square Garden war es unglaublich voll. Die Leute schrien so laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstand. Wir fanden das einfach großartig – denn Humble Pie hatten für einige Minuten die Macht über diese vielen, vielen Menschen. Wir konnten es selbst kaum glauben, dass uns das gelungen war. Es war auch nicht so, dass ich mir groß etwas auf meine Gitarrenkünste einbildete. Nein, ich ging einfach auf die Bühne und rockte los. Die Posen, das Heroische, all dieser Kram, das kam erst später bei FRAMPTON COMES ALIVE! (einem Livealbum, das er 1976 veröffentlichte – Anm.d.Red.). Aber in New York und besonders bei der Show im Hyde Park ging es uns nur um das Erlebnis an sich. Hey, wir spielten in der besten Band, die dieser Planet je hervorgebracht hatte!“

Die Euphorie hält nicht lange an. Nur wenige Monate später steigt Frampton aus. Er überwirft sich mit mit Marriott, und zwar noch bevor die Band mit Eddie Kramer den Mix des für November ge­planten Livealbums PERFORMANCE – ROCKIN’ THE FILLMORE fertig gestellt hat.

Von diesem Moment an befinden sich Humble Pie im freien Fall. Es dauert nur sieben Jahre, bis aus dem einstigen Rockstar Steve Marriott, einem Mod mit Leib und Seele, der stets größten Wert auf sein Äußeres legt, ein Mann geworden ist, der ein ärmliches Dasein in Santa Cruz fristet und seinen Lebensunterhalt mit dem Sammeln von leeren 7-Up- und Coca-Cola-Dosen verdient. Von dem Geld kauft er Zigaretten.

ANRUF MIT FOLGEN

Dabei sieht zu Beginn von Humble Pies Karriere alles vielversprechend aus: In der Silvesternacht von 1968 auf 1969 macht Steve Marriott einen denkwürdigen Anruf. Aus einer Telefonzelle meldet er sich bei Drummer Jerry Shirley. Der ist damals zarte 17 und wohnt noch bei seinen Eltern in Nazeing, Essex. Shirley hat keine große Lust, den Hörer abzunehmen, denn er ist müde. Gerade hat er einen Gig mit Tim Renwick gespielt und will ins Bett. Doch er überwindet sich und geht ran. Steve Marriott meldet sich. Er und Jerry kennen sich seit zwei Jahren, und Shirley hat ihm einiges zu verdanken. Steve hat seiner Band Apostolic Intervention den (eigentlich für seine damalige Band The Small Faces gedachten) Track ›(Tell Me) Have You Even Seen Me‹ überlassen und ihm zudem einen Deal mit Andrew Loog Oldhams Immediate Records verschafft. „Hey, ich bin’s, Steve!“, dröhnt es Shirley entgegen. „Ja, ja, dir auch ein frohes Neues Jahr. Hör zu, ich rufe von unterwegs an. Ich hatte gerade eine Show mit den Small Faces im ‚Alexandra Palace‘. Es hat überhaupt keinen Spaß gemacht. Ich glaube, ich höre auf. Hast du nicht Bock, mit mir eine neue Band zu starten?“

Weniger Minuten später stopft Marriott weitere Münzen in den Schlitz und wählt eine zweite Nummer: die von Peter Frampton. Doch der ist nicht zu Hause. Nach mehreren Rundrufen bei Freunden macht er den Gitarristen schließlich ausfindig. Frampton ist in London, feiert mit dem Produzenten Glyn Johns Neujahr. Die beiden sitzen in Johns’ Wohnung und hören sich das Debüt einer Band namens Led Zeppelin an.

Auch Frampton hat einiges übrig für Marriott, denn er mag die Small Faces. Zudem findet er den Sänger toll. Er ist so anders als das, was Frampton gewohnt ist. Denn als Mitglied von The Herd muss er sich mit seinem Image als Teenie-Idol herumschlagen, will aber viel lieber als Rocker respektiert werden. Umso mehr freut sich Frampton, dass sich Marriott an der Produktion der Herd-Single ›Sunshine Cottage‹ beteiligt und zudem noch ein gutes Wort für den Gitarristen bei den Small Faces einlegt. Allerdings scheitert Marriott mit seinem Vorstoß am vehementen Widerstand seines Songwriting-Partner Ronnie „Plonk“ Lane.

PRÄGENDE SOUNDS

Doch in der Silvesternacht wendet sich das Blatt. „Wir hatten gerade eine Flasche Champagner geköpft und die A-Seite der Platte durchgehört, als Steve anrief“, erinnert sich Frampton. „Ob ich mit ihm und Jerry eine Band gründen wolle? Aber sicher doch! Wir haben dann gemeinsam entschieden, Greg Ridley von Spooky Tooth zu fragen, ob er nicht mitmachen wollte. Er war damals zweifellos einer der besten Bassisten der Szene. Zudem konn-te er hervorragend singen und hatte ein fantastisches Gespür für R’n’B. Diese Nuance war genau das, was uns noch fehlte. Einige Tage später klingelte bei mir das Telefon. Ronnie Lane war dran. Er bot mir an, bei den Small Faces einzusteigen – als Ersatz für Steve. Mit einer gewissen Genugtuung antwortete ich: ‚Tut mir leid, Ronnie, aber da bist du ein bisschen zu spät dran!‘ Er war nicht gerade erfreut, als er die Details erfuhr…“

Doch die Gründung von Humble Pie lässt sich nicht mehr verhindern. Dabei startet die junge Band keinesfalls sofort durch. Sechs Monate lang proben die Vier im Wohnzimmer von Shirleys Elternhaus, entwickeln nach und nach ihren eigenen Sound: harter, kantiger Blues mit Boogie-Flair und einer Prise Soul. Sie studieren noch einige R’n’B-Cover ein und fühlen sich schließlich bereit für größere Aufgaben. Eine aufregende Zeit für alle Beteiligten, insbesondere für Marriott: „Ich fühle mich das erste Mal wirklich als Teil einer Band, einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten“, gesteht er Frampton. Es wird viel Musik gehört. Das Debüt von The Band steht hoch im Kurs, Steve bringt auf Empfehlung von Mick Jagger GRIS-GRIS von Dr. John, The Night Tripper mit. Dadurch erwacht Humble Pies Liebe zur New Orleans-Hymne ›I Walk On Guilded Splinters‹, die später auf PERFORMANCE – ROCKIN’ THE FILLMORE für die Ewigkeit konserviert wird.

Im 1969 stehen jedoch zunächst die Aufnahmen zum Debüt AS SAFE AS YESTERDAY IS an. Es geht in die „Olympic Studios“ in Barnes, hinter den Reglern sitzt Glyn Johns’ Bruder Andy. Die Humble Pie-Mannschaft ist in dem Studio, das damals eine ernstzunehmende Konkurrenz zum „Abbey Road“-Soundtempel ist, bestens bekannt. Marriott geht hier seit Jahren ein und aus. Und er schleift Jerry Shirley des Öfteren mit. Bereits 1967 darf er sich das erste Mal dort hinters Kit setzen. „Als ich aufblickte, sah ich durch die Glasscheibe, dass Steve und Jimi Hendrix mich beobachtet hatten. Sie lachten beide. Ich war wie gelähmt. Doch schließlich schaffte ich es, aufzustehen und raus-zugehen. Jimi hielt mich am Arm fest und sagte: ‚Hey, Mann, das war gut!‘ Ich konnte es nicht fassen. Steve war immer sehr nett, er behandelte mich wie seinen kleinen Bruder, stellte mich allen Leuten vor, zum Beispiel Mick Jagger und Charlie Watts. Einige Monate später bekam mein Ego aber einen ziemlichen Dämpfer. Ich trat im ‚Speakeasy‘ auf und bemerkte, dass mir Ginger Baker von Cream zusah. Er achtete auf jede Bewegung. Nach der Show saß ich an der Bar. Baker lief an mir vorbei und raunzte mich an: ‚Total beschissen!‘ Ohne mich eines Blickes zu würdigen, versteht sich…“

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2 Kommentare

  1. Seit 1969 bin ich Fan dieser Gruppe und habe mir sämtliche Alben zugelegt. Vor allem die ersten sechs Alben
    sind hervorragend. Noch heute lege ich sie regelmäßig mit großer Freude auf.
    Für mich neben anderen Gruppen wie Purple oder Zeppelin die „Heroes“ der damaligen Zeit.

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