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Greta Van Fleet im Interview: Almost Famous?

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Greta Van Fleet im Interview: Almost Famous?

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Denkt ihr, dass es der Rock’n’Roll aktuell schwer hat?
J: In dem Sinne, dass Rockfans eher eine Minderheit sind, schon.
D: Schaut man sich die aktuelle Musiklandschaft an, ist jede Rockband theoretisch im Nachteil.
J: Trotzdem will jeder Rock spielen, weil es die freieste Form von Musik ist und es einfach keine Begrenzungen gibt. Manche scheuen aufgrund sozialer Konventionen davor zurück, weil sie denken, sie müssten sich gut verkaufen und ständig beliebt sein. Jedoch denke ich auch, dass wir gerade wieder an einen Punkt kommen, wo ein Umdenken stattfindet und man eher drauf pfeift, was sich verkauft. Es geht da­­rum, etwas zu schaffen, das rein und stark ist, und da kommt der Rock’n’Roll unweigerlich wieder ins Spiel. Er ist nicht tot…
D: Zu sagen, die Rockmusik sei tot, ist für mich eher eine Ausrede.
J: Ich habe tatsächlich vor ein paar Tagen genau darüber nachgedacht. Es ist wohl so, dass es in den 60ern und 70ern einfach sehr geläufig war, es war das neue Ding, aber nur, weil er heute weniger verbreitet ist, ist er nicht tot…

Trotz dieses Minderheitenstatus habt ihr ja einen Traumstart hingelegt. Irgendeine Ahnung, wie ihr das gemacht habt?
D: Nicht wirklich, wahrscheinlich werde ich das in zehn Jahren retro­spektiv beurteilen können. Wir haben ›Highway Tune‹ und die EP herausgebracht… Das war einfach das Material, das wir hatten, und wir wollten auf uns aufmerksam machen, mussten also etwas veröffentlichen. Wir hatten einfach Glück in dem Sinn, dass alles sehr schnell ging und wir sofort anfangen konnten. Es gab nicht viel Überbrückungszeit, was uns total in die Karten spielte, weil wir nicht sehr gerne warten.

Ihr seid ja be­­reits vor dem Release eurer ersten Platte sehr erfolgreich, wie viel Druck baut sich da auf?
J: Schon ein bisschen, aber eher wechselwirkend. Das erste Album ist ein wichtiges Statement. Alles, was wir in den letzten sechs Jahren tun wollten, war es, diese Platte zu machen. Deswegen ist das für uns von innen heraus einfach sehr wichtig, viel wichtiger als der Druck von außen, weil jeder darauf wartet. Um ehrlich zu sein waren wir aber nicht sehr be­­sorgt, wir sahen auf die zwei EPs zurück und dachten: Das können wir besser. Das Album ist reifer, es ist sehr gut durchdacht und dadurch, dass wir ständig auf Tour sind, sind wir als Musiker gewachsen.

Und wie ist es, von so einem großen Label so stark gepusht zu werden? Habt ihr genügend Freiheiten?
D: Es ist ein großes Label, aber wir hatten Glück, wir haben eine gute Beziehung zu den Leuten dort und der Rock’n’Roll wird gut behandelt, niemand will da zu sehr Hand anlegen, weil er ja gerade von der Freiheit lebt. Klar pushen sie dich, weil das Label sich einfach ständig nach vorne bewegt, aber das ist ganz natürlich und total okay.
J: Ich würde behaupten, wir haben zu 100 Prozent die Kontrolle über unsere Kreativität behalten.

Ihr wisst ja, dass ihr sehr jung seid. Deswegen könnte man meinen, irgendwer wolle das vielleicht zu seinem Vorteil nutzen…
J: Klar, die Industrie kann sehr manipulativ sein, aber so ist das hier nicht.

Ihr seid übrigens die ersten, die ich für CLASSIC ROCK interviewe, die jünger sind als ich…
D: Yeah, das ist ja fast schon eine Sensation! (lachen)

Ihr habt sehr viele klassische Elemente in eurer Musik: den Classic Rock, den Blues, ein paar psychedelische Einsprengsel. Was macht euch trotzdem zu einer neuen Band?
J: Wir sind ein Produkt unserer Generation. Wir sind in dieser Zeit und in dieser Welt aufgewachsen, haben die aktuellen politischen und sozio-kulturellen Ereignisse als Hintergrund und das beeinflusst unsere Musik. Einfach, ein Teil dieser Welt zu sein, hat bei uns dazu beigetragen, eine Stimme unserer Generation zu werden.
D: Ja und ich meine, wir spielen Musik, die heute so nicht gehört wird. Klar sind da eindeutig die Wurzeln auszumachen, aber wir gehen jetzt nicht zu­­rück und nehmen genau so auf wie früher.
J: Unser Ding ist, dass wir total fasziniert davon sind, neue Territorien zu erkunden. Und Evolution funktioniert nun mal oft so, dass man, um voranschreiten zu können, zurückblicken muss. Damit man wirklich in ein neues Kapitel vordringen kann, muss man auf das schauen, was die Meister zurückgelassen haben. Das ist ein Zyklus, jede neue Generation muss in den Lehrbüchern der alten Meister stöbern und daraus lernen. Und weil wir diese Regeln kennen, können wir sie auch brechen.

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