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Cold Years: Musikalischer Pantheismus

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Cold Years: Musikalischer Pantheismus

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„Wenn ich nicht gerade selbst Songs schreibe, höre ich Platten an. Musik ist alles für mich. Ich liebe es, live zu spielen, auf Tour zu sein, Menschen zu treffen, Geschichten zu teilen.“, erklärt Ross Gordon leidenschaftlich im Interview. Der Sänger und Gitarrist von Cold Years ist mit der Musik einen untrennbaren Bund fürs Leben eingegangen. Seine Leidenschaft für sie durchdringt und bestimmt, ganz pantheistisch, jede Faser seines Daseins – und auch THE DIFFERENT LIFE, das sehr persönliche, dritte Album der schottischen Punkband. Auf der Platte verarbeitet der Künstler schwere Zeiten, sowohl auf makro- als auch auf mikrokosmischer Ebene. „Ich behandle viele Themen, u.a. psychische Gesundheit oder Sucht. Mir wurde klar, dass ich nicht zufrieden mit mir war. Ich musste wachsen, mich meinen Dämonen stellen und viel verändern. All das ist während der Entstehung dieses Albums passiert.“ Für Gordon funktioniert dieses Umstülpen seines Innersten wie eine Art Therapie: „Es macht mir nichts aus, Persönliches mit der Öffentlichkeit zu teilen, weil wir es immer so subtil gestalten, dass die Menschen es auf ihre eigene Situation übertragen können. Ich liebe Bands, die das machen, wie z.B. Alkaline Trio. Ich habe immer fest daran geglaubt, dass man ehrlich über sich selbst schreiben muss. Denn warum sollte man sonst Musik machen? Es soll nicht einfach sein, nichts Gutes geschieht einfach so.“

Wird hier etwa das uralte Klischee des leidenden Künstlers bedient? Nicht ganz: „Ich denke, dass man hart arbeiten muss für das, was man will. Uns als Band wurde bisher nichts geschenkt. Uns gibt es jetzt neun Jahre, das dritte Album ist am furchteinflößendsten, weil man sich übertreffen muss. Je mehr Platten man aufnimmt, desto höher wird der Anspruch an sich selbst. Es war nicht leicht, dieses Album zu machen. Z.B. mussten wir aus 30 Songs 12 auswählen – das war echt schwer. Doch ich bin stolz auf das Ergebnis, die Anstrengung war es wirklich wert!“, erklärt der Künstler und führt außerdem aus, warum Cold Years unter diesem Druck nicht zusammenbrachen, sondern aufblühten: „Wir betraten viel Neuland auf A DIFFERENT LIFE, was mir wichtig war. Als Band sollte man sich entwickeln. Das Ergebnis hat unsere hohen Erwartungen noch um Meilen übertroffen, weil Brett, unser Produzent, uns auf neue Pfade führte. ›Low‹ zum Beispiel ist fast schon ein Grunge-Song, ›Fuck The Weather‹ ein 50s-Buddy-Holly-Ding und ›Sick‹ eine große Ballade. Die meisten der Songs unterscheiden sich komplett von den ursprünglichen Demoversionen.“ Was daran liegt, dass Produzent Brett Romnes die Band aus Aberdeen mit einem völlig neuen Arbeitsmodus herausforderte: „Er wollte unsere Demos vorher nicht hören. Jeden Tag saßen wir mit unseren Instrumenten in einem Kreis und Brett veränderte die Arrangements. Dann nahmen wir gemeinsam live auf. Einen Song pro Tag. Brett lehrte mich, den Tod eines Songs aktiv zu betrauern. Bei manchen Teilen fiel es mir sehr schwer, loszulassen. Der Opener war ursprünglich sieben Minuten lang, eine Gesangsmelodie, die mir wichtig war, flog raus. Brett sagte: ‚Sie ist weg. Du bist jetzt sauer und betrauerst den Song, danach geht es wieder.‘ Das hat funktioniert, weil wir ihm vertrauten und er richtig Ahnung hat. Und weil er uns in solchen Situationen ein Eis spendierte.“, erinnert sich Gordon lachend an diesen schmerzhaften, doch lehrreichen Prozess zurück. Trotz der vielen Opfer, die Cold Years von den Beteiligten fordert, ist die Band Feuer und Flamme: „Ich habe Hochzeiten verpasst, Geburten, Beerdigungen. Wir alle arbeiten nebenher noch 40 Stunden die Woche, wir opfern sehr viel für diese Band. Doch das ist es wert, denn für mich ist Musik wie die Luft zum Atmen.“

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