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Budgie: Auf gut Glück

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Budgie: Auf gut Glück

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Als Goddard die Band verließ, kündigten Shelley, Bourge und Phillips ihre Jobs und Budgie spreizten ihre Schwingen. Das war zu einem Zeitpunkt, als die Kohleminen prosperierten und mit ihnen die umliegenden Städte und Bezirke. In jeder Stadt gab es verschiedene Clubs für Arbeiter, es war immer etwas los. Shelley rief jeden einzelnen davon an. Die Clubs, die von einem bestimmten Ausschuss betrieben wurden, zeigten sich manchmal verächtlich ob der neuen Heavy-Rock-Ausrichtung der Band und so wurden Budgie regelmäßig aus Bars geworfen, weil sie zu laut waren. „Die Mitglieder der Ausschüsse riefen uns Dinge zu wie ‚Macht zwei Töne leiser!‘ Bis heute weiß ich nicht, was damit gemeint war. Aber wenn wir spielten, zum Beispiel im Llwynypia Youth Club, liebten uns die Kids. Wir hauten sie vom Hocker und bauten uns eine Fangemeinde auf.“ Budiges großer Durchbruch kam, als sie eine Audition vor Produzent Rodger Bain spielen konnten. Selbiger war gerade in den Rockfield Studios im nahegelegenen Monmouth. Das Trio zeigte ihm ein paar ihrer eigenen Songs. „Keine Ahnung, warum ich so selbstbewusst war“, erzählt Shelley. „Aber wir spielten ihm einfach vor und er meinte: ‚Genau nach euch habe ich gesucht. Ich habe bisher nur euch und eine andere Band unter Vertrag genommen. Wenn die anderen mit ihren Demos fertig sind, seid ihr dran.“ Die andere Gruppe war Black Sabbath. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum die Leute sagen, dass wir zu den frühen Heavy-Metal-Künstlern gehören.“

Ich hörte ›Communication Breakdown‹ in John Peels Radiosendung und dachte: ‚Mann, die klingen wie wir‘.“

Budgies selbstbetiteltes Debüt wurde 1971 veröffentlicht. Das bluesige ›Guts‹, das achtminütige ›Nude Disintegrating Parachutist Woman‹ und ›Homicidal Suicidal‹ (das später von Soundgraden gecovert wurde), brachten ihren großen, bluesigen Vorschlaghammer von einem Sound gut auf den Punkt, während die kurzen akustischen Interludes á la ›Everything In My Heart‹ und ›You And I‹ schon die emotionale und dynamische Tiefe skizzierten, die Budgies frühen Katalog charakterisierte. „Unsere Fans kauften die Platte sofort. Und [DJ] Kid Jensen von Radio Luxembourg liebte das Album, er spielte es in Endlosschleife, was enorm bei den Verkäufen half. Wir waren in unseren 20ern, wir taten, was wir wollten. Wenn ich daran denke, wie Ray, Tony und ich miteinander stritten! Wir beschimpften uns – einfach so – wir liebten das. Ein Außenstehender hätte sich gefragt, was da nur los war, aber so waren wir eben.“, erinnert sich Shelley zurück.

Viele Fans dachten anfangs, Metallica hätten ›Breadfan‹ geschrieben, dann erst fiel ihnen auf, dass es da diese Truppe namens Budgie gibt.“

Live wurden Budgie richtig gut und machten große Fortschritte. Sie kamen nach Deutschland, machten die Presse dort auf sich aufmerksam und veröffentlichten ihr zweites Album SQUAWK 1972. Sie nahmen Geld ein und zahlten ihre Schulden zurück. Die Gigs wurden größer, sie spielten in Universitäten, Hallen und namhaften Clubs. „Das Marquee war ein dickes Ding“, so Shelley. „Wir spielten sogar noch im Cavern Club, bevor die Idioten ihn abrissen. MCA kaufte uns aus Rodgers Vertrag heraus, jedes Album verkaufte sich besser als der Vorgänger.“ Neben einer neubearbeiteten Version des frühen Songs ›Parents‹ enthielt NEVER TURN YOUR BACK ON A FRIEND von ’73 auch den Song, der zu Budgies Signature-Track werden sollte: ›Breadfan‹. Das war schließlich der Track, nach dem die Fans riefen, er wurde immer bis zum Schluss als Zugabe zurückgehalten. Mal abgesehen von dem langsamen Zwischenteil konnte sich der großartige Bourge (und später sein Ersatz „Big“ John Thomas) ordentlich an der Gitarre austoben. 1988 nahmen Metallica ›Breadfan‹ für die B-Seite ihrer Single ›Harvester Of Sorrow‹ auf.

Da fiel Shelley auf, dass seine Band wohl Einfluss auf andere Künstler hatte. „Viele Fans dachten anfangs, Metallica hätten ›Breadfan‹ geschrieben, dann erst fiel ihnen auf, dass es da diese Truppe namens Budgie gibt. Uns hat das einen Aufschwung verliehen, es hat uns zu mehr Street Credibility verholfen. Tatsächlich rief mich Lars Ulrich in den 80ern mal an, weil er uns produzieren wollte. Ich meinte nur: ‚Danke Lars, aber diese Dinge nehme ich gerne selbst in die Hand.‘ Er ist ein guter Typ.“ Metallica coverten auch ›Crash Course In Brain Surgery‹ vom 1974 erschienenen IN FOR THE KILL und Van Halen spielten den Titelsong der Platte in ihren frühen Sets. (In einem körnigen Videomitschnitt auf Youtube beschreibt David Lee Roth, was ein Budgie ist – „Das ist eine Art Vogel, Mann. So einer, der auf Nilpferden herumsitzt.“ – außerdem beschwert er sich zurecht über den fehlenden kommerziellen Erfolg von Budgie in den Staaten.) Iron Maiden zollten Budgie 1992 Tribut, als sie ›I Can’t See My Feelings‹ von deren fünftem Album BANDOLIER coverten, welches auch die vielschichtige Suite ›Napoleon Bona Part 1 & 2‹ enthielt.

Wir schufen Songs, die uns gefielen, wir dachten nie darüber nach, ob sie gerade in eine angesagte Szene passten oder nicht.“

Damit fanden sie in der damaligen Prog-Rock-Szene großen Anklang, ebenso wie mit den verspielten Höhenflügen ihrer letzten beiden Alben der 70er: IF I WERE BRITTANIA I’D WAIVE THE RULES und IMPECKABLE. Zumindest sehen das manche so. „Du beschreibst diese Songs so, für mich sind das einfach nur Lieder. Wir schufen Songs, die uns gefielen, wir dachten nie darüber nach, ob sie gerade in eine angesagte Szene passten oder nicht. Ich habe eigentlich immer nach diesem Credo gelebt: Tu nichts, nur um eine Menge zu erfreuen. Glaub an dich und erfreue dich selbst. Nur so baut man sich ein Gefolge auf, dem ehrlich gefällt, was du tust. Damals kam Punk um die Ecke und alle Rock’n’Roller stellten plötzlich über Nacht ihre Haare mit Gel auf. Es ist erbärmlich, auf solche Trendzüge aufzuspringen.“ John Thomas aus Birmingham ersetzte Bourge in den 80ern, sein geradliniger, rockiger Stil mit verzerrten Gitarren verlieh POWER SUPPLY (1980), NIGHTFLIGHT (’81) und DELIVER US FROM EVIL (’82) eine neue Note. Trotzdem war Shelley nicht immer zufrieden mit Johns Ansatz. „Manchmal spielte er mir Demos vor und ich meinte nur: ‚John, das ist genau dasselbe wie letztes Mal, du hast nur die Akkordfolge umgedreht.‘ Ich versuchte immer, etwas Neues auszugraben, etwas Originelles zu schaffen.“

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