Alte Helden, radikal neu erfunden
Das dänische Roskilde Festival in der Nähe von Kopenhagen ist in vielerlei Hinsicht besonders. Nicht nur, dass es fast ausschließlich von knapp 30.000 Freiwilligen organisiert und veranstaltet wird und dass der Gewinn sozialen und politischen Initiativen gespendet wird – auch ein solches Line-up wird man auf deutschen Festivals lange suchen.
Denn Roskilde bietet neben jungen angesagten Acts eben auch zahlreiche alte Helden. So spielen dieses Jahr neben Rappern wie Travis Scott oder Cardi B. auch Robert Plant, Tears For Fears oder The Cure. Und Bob Dylan. Bereits zum fünften Mal tritt der 78-Jährige in Roskilde auf.
„Die jüngsten Alben mit Standards haben seiner Stimme gut getan, Dylan akzentuiert nun noch präziser und emphatischer.“
Schon der Einstieg ist imposant: Nach einem kakophonischen Lärm fängt der Nobelpreisträger das Set mit einem fordernden ›Things Have Changed‹ an – ein Song, den man als Aussage Dylans zur Welt interpretieren kann, der aber auch seine Konzerte perfekt beschreibt. Denn wer heute zu einer Dylan-Show geht, sollte wissen, dass ihn keine gefällige Oldies-Revue erwartet, sondern radikale, aber immer hochmusikalische Neuerfindungen der Songs – selbst der aktuelleren Stücke wie ›Pay In Blood‹, ›Cry A While‹ oder ›Early Roman Kings‹.
Die drei jüngsten Alben mit Standards haben dabei dem Phrasierungsreichtum seiner Stimme gut getan, Dylan akzentuiert nun noch präziser und emphatischer. Das ist auch in Roskilde der Fall, wobei die rund 60.000 Zuschauer ihn offensichtlich antreiben: Man sieht auf den Videoleinwänden, wie er mit kleinen Zeichen die Band dirigiert, mit dem Fuß mitwippt, ganz in der Musik aufgeht und wie es ihn immer wieder nicht mehr auf seinem Sitz hinterm Flügel hält. Da hören auch Kids, die schon auf Cardi B. warten, gebannt dem alten Mann zu.
Setlist:
1. Things have changed, 2. It ain’t me babe, 3. Highway 61 Revisited, 4. Simple Twist Of Fate, 5. Cry A While, 6. Honest With Me, 7. Make You Feel My Love, 8. Pay In Blood, 9. Like A Rolling Stone, 10, Early Roman Kings, 11. Girl From The North Country, 12. Sick Of Love, 13. Thunder On The Mountain, 14. Soon After Midnight, 15. Gotta Serve Somebody, 16. Blowin’ In The Wind, 17. It Takes A Lot To Laugh It Takes A Train To Cry