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Blues-Boom: Willi Dixon

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Blues-Boom: Willi Dixon

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Der Produzent, Bassist und außerordentlich produktive Songwriter zeichnete verantwortlich für einige der langlebigsten Hits des Blues und der Populärmusik überhaupt.

Ein Blick auf die Liste der von Willie Dixon verfassten Lieder lässt einem die Kinnlade runterklappen. Sie ist wie der Rosettastein der Musik und strotzt nur so vor Hits, die jeder Mensch mit auch nur beiläufigem Interesse an der Geschichte von Blues, Soul, Rock, Pop und sogar Punk kennen muss: ›You Shook Me‹, ›I Just Want To Make Love To You‹, ›Hoochie Coochie Man‹, ›Bring It On Home‹, ›Talk To Me Baby‹, ›Whole Lotta Love‹ (als Co-Credit auch Led Zeppelin zugeschrieben), ›I Can’t Quit You Baby‹, ›Evil‹ …

Eine lange Reihe an Titeln, die von Größen wie Zeppelin, Fleetwood Mac, Muddy Waters, Etta James, The Sensational Alex Harvey Band, Canned Heat, UFO, Grateful Dead, Johnny Thunders, Tom Petty, New York Dolls, The Jesus And Mary Chain, Greta Van Fleet und unzähligen mehr unsterblich gemacht wurden. Es waren aber wohl die Rolling Stones, die Willie Dixons wichtigsten Song der breiten Öffentlichkeit vorstellten. Am 20. November 1964 traten sie in der britischen TV-Popshow „Ready Steady Go!“ auf und spielten ihre neunte Single, ›Little Red Rooster‹. In dem seither zur Legende gewordenen Clip stolziert Mick Jagger über die Bühne, singt und spielt abwechselnd Mundharmonika, während Brian Jones seitwärts in die Kamera blickt, als er auf seiner Vox-Mk-III-„Teardrop“-Gitarre den Slide-Lick in Angriff nimmt.

Selbst wenn sie sich für Blues interessiert hätten, wäre es den Teenie-Mädels, die sich im Publikum die Lungen wund kreischten, völlig egal gewesen, dass diese Nummer ursprünglich ›The Red
Rooster‹ hieß und zuerst vom Blues-Titanen Howlin’ Wolf aufgenommen worden war. Abgelenkt von Jaggers enger Hose, hätte es die hormonsprühende erste Reihe ebensowenig gekratzt, dass das Stück von einem rundlichen, 1,96 Meter großen, 110 kg schweren Schwarzen geschrieben worden war, der auf die 50 zuging.


Dixon war Bassist, Produzent und der produktivste Songwriter des Blues. Aber er war es auch absolut gewohnt, dass seine Lieder bekannter waren als ihr Schöpfer. Jahrelang hatte er für Blueser aus Chicago wie Muddy Waters, Howlin’ Wolf, Bo Diddley und andere Bestseller geliefert. Ebenso hatte er auf vielen Chicago-Blues-Nummern Bass gespielt, die wir heute verehren. Und im Großbritannien der 60er, das vom elektrischen Blues besessen war, konnte man seine Werke in den Setlists so ziemlich jeder R’n’B-Band hören, die vor den Mods in der Hauptstadt und der Provinz auftrat. Man könnte meinen, dass die Stones und andere UK-Acts Dixons Songs einfach von importierten Singles von Muddy Waters, Howlin’ Wolf oder Little Walter nachspielten.

Das war teilweise auch so, doch in Don Snowdens essenzieller Biografie von 1990, „I Am The Blues“, verriet Dixon, dass er Kassetten mit seiner Musik zusammenstellte, um Jungs wie Brian, Mick und Keith bei ihrem Blues-Studium zu helfen: „Diese Kids kamen und sagten, sie mögen unsere Musik und wollen sie spielen. Manchmal schrieb ich ihnen die Noten auf, manchmal machte ich Tapes für sie. So bekamen die Rolling Stones und die Yardbirds ihre Songs.“ Am 29. Januar 1992 starb dieser große Mann an Herzversagen in Kalifornien. Er wurde zwar nie so bekannt wie die Künstler, denen er zu ihrem Durchbruch verhalf – Muddy Waters, Howlin’ Wolf, The Rolling Stones, Led Zeppelin, The Doors und all die anderen –, doch die ganze Welt kennt seine Songs.


Killer-Track: ›Evil‹

Weitere Blues-Boomer:

Alles über Robert Johnson lest ihr hier.

Alles über Leadbelly lest ihr hier.

Alles über Sister Rosetta Tharpe lest ihr hier.

Texte in dieser Serie: Marcel Anders, Geoff Barton, Max Bell, Mark Blake, Joe Bosso, Jamie Dickson, Paul Elliott, Hugh Fielder, Polly Glass, Siân Llewellyn, Joel McIver, Ed Mitchell,
Tony Russell, Johnny Sharp, Mick Wall, Henry Yates

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