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Blackie Lawless im Interview – Die Jagd nach dem perfekten Gig | ungekürzt

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Blackie Lawless im Interview – Die Jagd nach dem perfekten Gig | ungekürzt

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Leicht nervös verlässt man die schützenden Räume der Redaktion. Mit aufmunternden Worten versuchen einen die Kollegen zu beruhigen, doch sie wissen es selbst ganz genau: Die Gerüchte um die Launen des W.A.S.P.-Gründers gestalten sich mannigfaltig und bunt. Dann aber zeigt sich Blackie Lawless im November 2017 vor seiner Show im Münchener Backstage umso höflicher und verzaubert mit einer spontanen Verdopplung der Interviewzeit. In 40 Minuten erklärte Herr Gesetzlos alles über das jüngste REIDOLIZED-Paket anlässlich des 25. Jubiläums von THE CRIMSON IDOL und warum er seit 1992 der perfekten Performance nachjagt.

Wir sind heute hier, um über das ganze REIDOLIZED-Paket zu sprechen. Vor 25 Jahren hast du THE CRIMSON IDOL herausgebracht, wir feiern also ein großes Jubiläum. Die größte Neuigkeit ist wahrscheinlich, dass du endlich den Film veröffentlichst, der ja eigentlich schon 1992 rauskommen hätte sollen…
Naja, das behaupten die Leute zumindest. Der Film ist nie fertig geworden. Alle paar Jahre kamen Leute und haben gefragt: Wann kommt der Film raus? Und ich so: Äh, keine Ahnung, in ein paar Jahren wahrscheinlich. Und dann kommt dieses 25. Jubiläum um die Ecke und man denkt für sich: Wenn wir das jetzt nicht machen, dann machen wir es gar nicht mehr. Ich meine, das ist echt eine kostspielige Angelegenheit. Und das war auch einer der Gründe, warum ich die Sache immer abgeblasen habe.

Wie teuer ist teuer?
Eine halbe Million. Heutzutage ist es wirklich schwierig, ein solches Produkt zu verkaufen. Du wirst dein Geld nie wieder zurückbekommen. Also, seien wir mal ehrlich: Was für eine Motivation steckt dahinter? Die Motivation hinter diesem Film war völlig persönlich: Ich wollte es einfach zu Ende bringen. Ich würde dir gerne von besseren oder nobleren Gründen erzählen als das, aber das ist die Wahrheit. Die Zeit war gekommen und ich wollte das Kapitel endlich abschließen. Das ist alles.

Naja, das hört sich aber nach einem relativ vernünftigen Grund an…
Ja, aber es hat jetzt ungefähr 1,5 Jahre gedauert und war unfassbar teuer. Weißt du… wahrscheinlich wirst du so etwas von jemand anderes nicht mehr zu Gesicht bekommen. Nur noch Leute, die wirklich die Fähigkeiten, die Motivation und den Willen haben, ziehen so etwas durch. Einfach wegen der unfassbaren Kosten. Finanziell gesehen würde dir kein Manager dieser Erde dazu raten, so etwas durchzuziehen. Heutzutage nicht mehr. Das ist traurig.

Naja, aber ich bin mir sicher, deine Fans sind ziemlich froh darüber, den Film endlich sehen zu können. Live performst du ja simultan zum Film auf der Leinwand hinter dir. Wie schwer oder leicht ist das?
Ach, nicht schwer. Man muss sich halt gut vorbereiten. Da gibt es einfach viele technische Dinge zu beachten, das interessiert jetzt aber bestimmt keinen. Es steckt einfach sehr viel Vorbereitungsarbeit in diesem Projekt. Ich bin kein Filmemacher, das ist nicht mein Beruf. Ich würde das niemals wiederholen wollen, ich bin echt froh, dass es vorbei ist. Eine weitere Last, die von meinen Schulter fällt. Ich war in Kontakt mit fünf Typen, die über den ganzen Erdball verstreut waren. Alle arbeiteten an dem Film und ich sollte das alles koordinieren. Also, mindestens einmal oder zweimal die Woche musste ich mit allen kommunizieren, mir Schnipsel und Ausschnitte zeigen lassen und so Zeug: Wie gefällt dir dies, wie findest du jenes? Und einer dieser Typen stellt mir eine Frage, um sich vorstellen zu können, woran ein anderer Typ auf der anderen Seite der Erde gerade arbeitet und ich versuche irgendwie, ihnen die Antworten zu liefern. Puh, also wie ich schon sagte: Ich bin kein Filmemacher, also… das war echt Sisyphosarbeit. Ich war irgendwann an einem Punkt, wo ich nur noch meinte: Kommt schon, schneidet es einfach zusammen und zeigt es mir. Und sie aber dann so: Ja, aber wie willst du es denn genau haben? Das ist, wie wenn fünf verschiedene Köche eine Mahlzeit zubereiten, aber jeder von ihnen nur an einem kleinen Bruchteil arbeiten und du versuchst, das alles zu koordinieren, hast sowas aber vorher noch nie gemacht.

Hört sich kompliziert an!
Ja, du brauchst echt Geduld, sagen wir mal so. Oh und nebenbei habe ich natürlich auch noch dieses kleine Ding namens Album aufgenommen.

Ein neues?
Naja, den Soundtrack eben. Wir haben das ja alles neu aufgenommen.

Achja, klar. Mein Fehler, ich Idiot. Sorry. (lacht)
Ja, das lief ja alles gleichzeitig ab. Ich hatte quasi meinen Job tagsüber und nebenbei wollten diese Typen noch ständig Antworten und Anweisungen von mir.

Da warst du ja ziemlich beschäftigt. Was würdest du sagen: Wie sehr warst du in den kreativen Prozess des Filmmachens involviert?
Naja, ich war anwesend bei jeder Szene, die gedreht wurde. Ich war da, als wir angefangen haben. Ich habe genau darüber vor zwei Nächten nachgedacht: Gab es eigentlich irgendeinen Moment, bei dem ich nicht anwesend war? Und ich denke, nein. Ich meine, ich war sogar da, als wir die Schauspieler gecastet haben. Ich habe alles final abgesegnet. Also, am Ende des Tages war ich wirklich in jeden einzelnen Prozess involviert.

Aber du bleibst lieber Musiker. Aus dir wird definitiv kein Filmemacher?
Ja, genau. Das weiß ich jetzt sicher. Ich habe mir oft Filme angeschaut und die Leute dahinter echt bewundert. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit da dahinter steckt. Aber ich will das nie wieder machen. Ich geh echt lieber für 10 Euro ins Kino und schau mir da einen Film an.(lacht)

Okay! (lacht) Wie schätzt du die Lage bisher ein: Wissen deine Fans das zu schätzen, was sie da sehen?
Das kann ich so nicht sagen. Es scheint so. Wir haben diese Show bisher 50 Mal gespielt und es gab keinen einzigen Abend ohne Standing Ovations. Also, daran gemessen… Weißt du, ich surfe nicht auf Social Media Webseiten herum oder solches Zeug. Ich mache das altmodisch: Was sehe ich, wenn ich auf der Bühne stehe und den Leuten ins Gesicht schaue? Ich denke, so kann man immer noch am Besten beurteilen: Es ist in Echtzeit, es ist ein echter Moment, wenn du den Ausdruck auf ihren Gesichtern und in ihren Augen siehst. Und weißt du, es ist nicht ungewöhnlich, dass Leute Tränen in den Augen haben oder sowas. Und das ist mein Anhaltspunkt. Aber wie bei jeder anderen Platte auch dauert es ein bisschen, bis man die finale Analyse abschließen kann. Aber bisher würde ich vorsichtig behaupten, es läuft ganz gut.

Irgendwo steht geschrieben, dass über 100 Stunden an Filmmaterial vorhanden sind.
Ja, wir haben echt ziemlich viel gedreht.

Der Film dauert eine Stunde. Was passiert mit den übrigen 99 Stunden?
Naja, wir haben das benutzt, was wir gebraucht haben. Die Musik gibt die Story vor, du kannst nicht mehr Film reinpressen, wie das Album lang ist. Naja, es macht keinen Sinn, den Rest irgendwie zu verwerten. Wenn ein Song fünf Minuten dauert, kannst du kein Visual dazu gestalten, das sechs Minuten dauert.

Irgendeine „Outtake“-DVD oder so?
Nein. Ich meine, schau her. Zum Beispiel was wir für ›The Invisible Boy‹ gedreht haben, es würde einfach keinen Sinn machen, das irgendwo anders reinzuschneiden. Du wirst es ja heute Abend sehen – ich gehe mal davon aus, dass du dableibst – dass das alles nur so Sinn macht.

Ich dachte auch eher an eine Art Bonus-DVD oder so. Aber egal. (lacht) Wenn du heute zurückblickst: Wie beurteilst du THE CRIMSON IDOL von deinem heutigen Standpunkt aus? Viele Fans und Kritiker halten die Platte schließlich immer noch für dein Meisterwerk.
Das ist schwierig, denn es gibt eins, das du irgendwann kapierst, wenn du selbst Platten machst: Du wirst dein eigenes Album nie zum ersten mal hören. Denk nur mal daran, wo du warst, als du deine Lieblingsplatte zum ersten mal gehört hast. Du erinnerst dich bestimmt an das Gefühl, das diese Musik bei dir hinterlassen hat, als der letzte Song aufgehört hat. Naja, dem Künstler selbst bleibt diese Erfahrung verwehrt. (Pause) Wurdest du betrogen? Nein, denn es sind viele Dinge während der Aufnahmen passiert, wirklich spezielle Momente, die der Rest der Welt nie erfahren wird. Und du wünschtest dir, die anderen könnten das auch erfahren, du hättest gerne, dass sie auch dagewesen wären, wenn etwas Besonderes passiert ist. Das ist irgendwie echt vielschichtig. Aber ich weiche ein gerade deiner Frage aus. Es ist schwierig: Wenn du etwas geleistet hast, das wertgeschätzt wird – ich denke, das ist der richtige Begriff – dann ist es nicht leicht, dazu noch etwas zu sagen. Ähm, ich schätze mal, ich kann es so ganz gut beschreiben: Nachdem ich die Platte fertig gestellt hatte, habe ich sie circa ein Jahr lang nicht mehr angehört. Ich mache das immer so, wenn Platten fertig sind, weil ich natürlich nicht objektiv sein kann. Und ich erinnere mich daran, wie ich nach einem Jahr mal wieder reingehört habe und ein Gefühl extremer Furcht von mir Besitz ergriff. Ich hatte echt Angst, denn ich dachte damals: Wie um alles in der Welt habe ich das hinbekommen? Und noch wichtiger: Wie kann ich das nochmal schaffen? Ich denke, so kann ich die Frage vielleicht am besten beantworten.

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