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Suzi Quatro: „Ich fürchte nichts und niemanden“

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Suzi Quatro: „Ich fürchte nichts und niemanden“

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Achtung, Suzi kommt! Susan Kay Quatro aus Detroit bedarf keinerlei Vorstellungsrunde.

Seit ihrem ersten Megahit ›Can The Can‹ von 1973 ist das Energiebündel ein nicht wegzudenkender Teil der Musikgeschichte. Auch mit 68 Jahren streift Suzi noch regelmäßig ihr Leder über und entlockt ihrem Bass selbstbewusst ein mächtiges Donnergrollen. Im Interview spricht die Ikone über ihr neues Album und die kommende Deutschlandtour.

Gehen dir die Fragen über deine Rolle als Frau in der Rockmusik langsam auf die Nerven?
Nein, ich bin wirklich stolz darauf. Ich war nun mal die erste ernstzunehmende Musikerin, die Rock’n’Roll spielte. So schreibt sich die Geschichte nun mal…

Dann frag ich da mal weiter: Du denkst ja irgendwie nicht in Geschlechter-Kategorien…
Das stimmt, ich habe mich auch nie als weibliche Musikerin gesehen. Das ,weiblich‘ hat mich nie interessiert, so wurde ich nicht erzogen. Das Geschlecht spielte keine Rolle, aber retrospektiv war ich natürlich die erste Frau. Ich dachte aber nicht so und das ist der Grund, warum ich die erste war.

Ungewöhnlich für diese Zeit. Deine Familie war da wohl sehr fortschrittlich…
Ja, wir waren anders. Mein Vater wollte wohl einfach keine vier abhängigen Frauen großziehen. Es gab keine Geschlechterunterscheidungen, das existierte in seinem Kopf nicht.

Eine Besonderheit…
Oh ja, das war mir damals nicht bewusst, aber rückblickend wird mir das immer klarer. Ich habe nie über Geschlechterrollen nachgedacht, ansonsten hätte ich wohl nicht diese riesige Bassgitarre in die Hand genommen. Ich wusste nicht, dass Frauen so etwas vielleicht nicht machen. (lacht)

Wann hast du kapiert, dass du eine Vorbildfunktion für andere Musikerinnen hast?
Kurz nach meinen ersten Hits, als das Thema in den Interviews aufkam. Da ist mir das erst aufgefallen. Aber das war jetzt keine Mission oder so. Oft frage ich Musikerkollegen, ob sie damals dachten: Oh, da ist jetzt ein Mädchen, das zeigt, dass sie wie die Jungs sein kann. Und sie antworten immer mit Nein. Und dann will ich wissen: Was habt ihr gesehen? Sie antworten: Wir sahen eine Musikerin. Eine natürliche Person, die sexy wirkt, ohne es darauf anzulegen. Und genau so sehe ich mich selbst auch.

Du hattest also auch nie Probleme mit Sexismus…
Nein. Ich habe immer an mich geglaubt. Ich nehme mich selbst ernst und wenn du so nach außen auftrittst, respektieren dich die anderen auch. Das ist das einzige, was zählt: Sei du selbst, entfache dein Licht. Das ist mein Ratschlag an alle Menschen.

Ich denke gerade an Joan Jett, deren Gitarrenlehrer sie als Frau ja sehr entmutigte…
Ja, aber sie hatte mich als Vorbild, deswegen hatte sie bessere Voraussetzungen. Sie war mein größter Fan, nach jedem meiner Konzerte in L.A. brachte sie stapelweise Zeug zum Signieren mit. (lacht) Als sie mit ihrer eigenen Band durchstartete, war ich wirklich froh, weil sie diese Anbetung von da an in sich selbst investierte. Ich bin sehr stolz auf sie. Ich meine, sie kopierte mein Image ein wenig, aber das ist völlig okay. Sie nahm sich von mir, was sie brauchte, und schneiderte es sich selbst auf den Leib.

Ja, das Leder beispielsweise…
Genau, nicht den Anzug. Das ist mein Outfit, niemand sonst würde es wagen. (lacht)

Interessiert dich, was aktuell so im Business passiert?
Ich bleibe schon am Ball, vor allem durch meine Kinder und Enkel. Gerade stelle ich mein neues Album fertig, zusammen mit meinem Sohn. Er hat Songs für mich geschrieben und es ist, als wäre die Suzi Quatro von früher wieder zurück. Ich wusste gar nicht, dass er so viel Talent hat. Wir saßen im Studio und ich spielte Bass und irgendwann sah er mich an und meinte: Oh Gott, Mama, plötzlich sitze ich hier vor Suzi Quatro! (lacht)

Wird man auf deiner kommenden Tour schon neue Songs hören?
Ich glaube nicht, aber sag niemals nie. Aber ich spiele zwei Stunden, es gibt keine Vorband: Man kriegt viel für sein Geld. Ich gebe euch das ganze Paket. Einer meiner Agenten meinte mal: Du bist Rock’n’Roll-Entertainment. Und das stimmt genau. Ich liefere einfach eine gute Show.

Erklärst du dir so auch deine Beliebtheit bei einem so breiten Publikum?
Ja, ich bin einfach nicht begrenzt. Klar bin ich Suzi Quatro mit dem Bass, aber ich bin der ganze Regenbogen. Ich spiele Klavier, Percussions, Bass. Es gibt Balladen, Soli, Hits. Der Rock’n’Roll ist der Fels, auf dem ich stehe, aber mich macht noch viel mehr aus.

Bist du eine furchtlose Person?
Ja, absolut. Manchmal ist das gar nicht so klug, aber ich fürchte nichts und niemanden.

Auch nicht das Altern, richtig?
Überhaupt nicht. Ich habe damit kein Problem, das ist alles eine Einstellungssache.

Du beschäftigst dich mit Astrologie. Du bist Zwilling, was sind da Stärken und Schwächen?
Ich bin ungeduldig und schonungslos ehrlich. Wir können sprunghaft sein, aber wenn wir lieben, dann richtig. Wir haben viel Energie und sind sehr sensibel. Wenn es zu einer Tragödie kommt, gehe ich durch den Schmerz und am anderen Ende wieder heraus.

Wenn du dein Leder anziehst, ist das wie ein Schutzanzug?
Ja natürlich. Ich denke, das hat jede berühmte Person. Du ziehst dir dein Image über. Es gibt in mir immer Suzi Quatro und die kleine Susi aus Detroit. Ich erkläre das gerne mit meinem Ego-Zimmer. An der Tür hängt ein Schild: „Pass auf deinen Kopf auf.“ Darin sind alle meine Errungenschaften, ich kann mir alles ansehen und danach schließe ich die Tür wieder. Und so lebe ich auch.

Hast du dich eigentlich jemals als Teil der Glam-Bewegung gesehen?
Nein, niemals. Ich meine, alle Typen hatten mehr Make-up drauf als ich. (lacht)

Fühlst du dich mächtig, wenn du Bass spielst? Viele belächeln heute ja Bassisten…
Oh ja, es ist ein mächtiges Instrument. Ich meine, ich erzähle selber Bassisten-Witze, aber im Grunde sind der Bass und die Drums der Motor. Und ich bin eine verdammt gute Bassistin, immer gewesen. Ich habe das ernst genommen, ich wollte einfach gut spielen.

Die Magie ist bis heute ungebrochen und an die Rente denkst du auch noch nicht?
Ja, bis heute. Das ist meine Leidenschaft. Und ich denke, dass ich es spüren werde, wenn die Zeit gekommen ist, um loszulassen. Aber jetzt noch nicht.

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4 Kommentare

  1. Suzi Quatro hat mich seit meinem 12. Lebensjahr begleitet. Nächste Woche werde ich 60. Sie hat bewiesen, dass man von ganz unten nach ganz oben kommen kann und zwar mit Talent.
    Nicht so wie Stars heute… halb nackt und live singen können die meisten überhaupt nicht.

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