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John Paul Jones im Interview: „Alles ging Schlag auf Schlag“

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John Paul Jones im Interview: „Alles ging Schlag auf Schlag“

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Led Zeppelin live

Er hat mit den Yardbirds, Marc Bolan, den Stones, R.E.M. und den Butthole Surfers gearbeitet. Und natürlich mit Led Zeppelin Weltruhm erlangt. Doch John Paul Jones ist auch heute noch auf der Suche nach kreativen Herausforderungen. Zeitweise fand er diese bei Them Crooked Vultures und einem Opern-Projekt über die skandalträchtige Schauspielerin Anna Nicole Smith, die 2007 verstorben ist.

John Paul Jones fühlt sich pudelwohl in seiner Rolle als Rock-Veteran. Er ist seit weit mehr als 50 Jahren im Musikgeschäft aktiv – im Alter von 14 trat er erstmals mit der Tanzkapelle seines Vaters auf, danach ging er mit den Shadows auf Tour und hat seit 1964 mit Größen wie den Yardbirds, Donovan, Marc Bolan, Cat Stevens, Marianne Faithfull, Tom Jones oder den Walker Brothers zusammengearbeitet. Sogar die Rolling Stones nutzten sein musikalisches Talent – sie buchten ihn für das Streicher-Arrangement ihrer 1967er-Single ›She’s A Rainbow‹.

Seinen Stammplatz im Riff-Olymp sicherte sich John Paul Jones schließlich ein Jahr später, indem er mit Jimmy Page Led Zeppelin gründete. Jones hielt sich dabei stets vornehm zurück: Im Vergleich zum schillernden Jimmy Page, dem gottgleichen Robert Plant oder dem tosenden John Bonham wirkte der Bassist und Keyboarder nie so, als ob er das Rampenlicht genießen würde. Und doch war er für Led Zeppelin von unschätzbarem Wert, denn er prägte den charakteristischen Sound der Band.

Auch nach dem Aus von Zeppelin hat sich John Paul Jones die Liebe zur musikalischen Innovation bewahrt. Er liebt es, mit unterschiedlichen Künstlern zu kollaborieren. So hat er inzwischen auch mit R.E.M., Peter Gabriel, Ben E. King, den Butthole Surfers, Heart, den Datsuns und Sonic Youth gerockt. 2009 standen Them Crooked Vultures im Mittelpunkt. Jones freute sich riesig darüber, dass ihm von seinen zwei Kreativ-Partnern so viel Respekt entgegengebracht wird. „Je älter ich werde, desto mehr Freiheiten bekomme ich“, kommentiert er lachend. „Denn die Leute denken, dass ich ganz genau wisse, was ich zu tun habe. Also wagen sie es nicht, irgendeinen Einwand anzubringen. Also mache ich einfach, was ich will.“

Das war am Anfang deiner Karriere noch ganz anders. Seit 1962 bist du im Hauptberuf Musiker – und hast zu Beginn bereits als Sessionmusiker und Arrangeur für Andrew Loog Oldham oder Mickie Most gearbeitet. Wie kam der Kontakt zu Stande?
Ich hing als 17-Jähriger immer in der Archer Street im Londoner Stadtteil Soho ab. Jeden Montag trafen sich dort alle möglichen Musiker. Eines Tages sah ich, dass Jet Harris auch da war. Ich hatte ihn schon ein paar Mal dort erspäht, mich aber nie getraut, ihn anzusprechen – denn er war damals ein großes Vorbild für mich. Doch schließlich fasste ich mir ein Herz und fragte ihn, ob er nicht einen Bassisten gebrauchen könnte. „Nein, tut mir leid“, antwortete er, zeigte aber auf ein paar andere Leute und sagte: „Aber die Jungs da drüben suchen jemanden!“ Es stellte sich heraus, dass es sich um die Jazz-Rocker The Jett Blacks handelte. Ich stellte mich vor, und wir vereinbarten, uns zu einer Session in ihrem Proberaum zu treffen. Harris kam auch vorbei, um sich das Ganze anzuhören. Damals war er gerade dabei, mit Tony Meehan The Shadows aus der Taufe zu heben. Und ich scheine ihn ziemlich beeindruckt zu haben, denn nach der Probe meinte er: „Hey, du bist an Bord – aber bei meiner Band!“ So kam es, dass ich den Jett Blacks zwar einiges zu verdanken habe, obwohl ich eigentlich nie Mitglied der Gruppe war.

Was passierte dann?
Alles ging Schlag auf Schlag. Ich war bei vielen Aufnahmesessions mit dabei und sah den Leuten bei der Arbeit zu. Schließlich hat mich jemand gefragt, ob ich nicht mithelfen könnte, einen Song umzuarrangieren. Ich war zunächst unsicher, erinnerte mich dann aber an einen Leitsatz meines Vaters: „Lehne nie ein Jobangebot ab!“ Also sagte ich zu. Bevor ich mit der Arbeit begann, rannte ich in einen Buchladen und kaufte mir einen Ratgeber mit dem Titel „Forsyth’s Orchestration“. Denn natürlich hatte ich so etwas noch nie zuvor gemacht und keine Ahnung, wie ich es anpacken sollte. Zudem lief das Ganze auch anders ab als heute. Wir hatten zwei bis drei Sessions pro Tag, und meistens war nicht klar, welcher Musiker überhaupt für welches Stück gebucht war. Das stellte sich im Grunde immer erst dann heraus, wenn derjenige in der Tür stand. Außerdem sind die Gesangsspuren früher parallel zu den Instrumental-Parts aufgenommen worden. Die Sänger standen in einer kleinen, abgetrennten Box und konnten die anderen Musiker nur durch ein kleines Glasfenster sehen.

Waren die Musiker damals rein technisch gesehen besser als heute?
Das würde ich so nicht sagen. Viele Leute behaupten, dass jemand, der mit Samplern arbeitet, nichts drauf hat, weil er kein Instrument spielt. Das stimmt ja so nicht. Denn sonst könnte jeder Mensch losgehen, sich ein paar Turntables oder einen Sampler besorgen und damit ein absolutes Hammeralbum produzieren. Aber das funktioniert nicht. Denn es geht bei der Komposition eines guten Songs nicht allein um die Technik, sondern um das Gespür für die Musik, den passenden Sound und das richtige Arrangement. Ob jemand Gitarre spielen kann oder nicht, ist dabei zweitrangig.

Einer der ersten Künstler, für die du gearbeitet hast, war Nico. Erinnerst du dich noch daran?
Oh ja. Und zwar insbesondere deshalb, weil sie ihren Sohn Ari dabei hatte – er verbrachte Stunden damit, das Studio in seine Einzelteile zu zerlegen. Ein absolutes Chaoskind! Nico sang gerade eine Version von ›Blowin’ In The Wind‹ ein – eine ziemlich ungewöhnliche Version sogar. Ich war zwar nur für die Testaufnahmen zuständig, wusste aber dennoch nicht, was ich tun sollte. Denn sie klang so ganz anders als alles, was ich bisher gehört hatte. Außerdem war ich ziemlich eingeschüchtert von ihr. Nicos imposante Erscheinung tat das Übrige dazu – sie überragte mich um einen ganzen Kopf!

Lief es bei der Arbeit an ›She’s A Rainbow‹ von den Stones besser?
Die Sessions selbst schon. Aber es hat ziemlich genervt, dass ich ständig auf irgendein Band-Mitglied warten musste. Das lief so ab: Ich kam montags ins Studio. Niemand da. Also fragte ich mich, ob wohl morgen jemand auf­tauchen würde. Am Freitag bekam ich schließlich einen Anruf, dass es nächste Woche losgehen könne. Und so ging es immer und immer weiter.

Anfang 1968 hast du Donovan bei ›Hurdy Gurdy Man‹ unterstützt. Gerüchte besagen, dass neben dir, Donovan und dem Toningenieur Eddie Kramer auch Jimmy Page und John Bonham mit von der Partie waren. Stimmt das?
Nein, Jimmy war nicht mit dabei. Ich spielte Bass, Alan Parker Gitarre, Clem Cattini Schlagzeug und Donovan Akustik-Gitarre. Eddie Kramer sollte das bestätigen können, denn er hat die Session aufgenommen und außerdem auch während der Recordings einige Bilder geschossen. Ich weiß, dass der arme Clem Probleme hatte, das zu beweisen, als es um die Royalties ging. Niemand wollte ihm glauben, dass er der Drummer war. Doch das ist die Wahrheit – und ich muss es wissen, denn ich habe ihn schließlich gebucht!

Warum hast du dich dazu entschlossen, nicht mehr als Sessionmusiker zu arbeiten?
Ich nahm an einer „Muzak“-Session teil – das waren Aufnahmen für eine Firma, die sich auf die Beschallung von Geschäften spezialisiert hatte, klassische Fahrstuhl- und Kaufhausmusik eben. Just in dem Moment, in dem es anfing, Spaß zu machen, rief der Produzent: „Stopp, das geht jetzt aber zu weit! Ihr seid hier, um Musik aufzunehmen, die Leute unterhalten soll – nicht mehr und nicht weniger!“ Das war zu viel für mich. Ich habe es gehasst und fühlte mich total ausgebrannt. Es musste etwas passieren. Meine Frau hat das Ganze dann in die Hand genommen, denn sie war mein Gejammer leid. Sie zeigte mir eine Anzeige in einem Musikmagazin, in dem Jimmy Page inseriert hatte, weil er auf der Suche nach Leuten zur Gründung einer neuen Band war. Ich rief ihn an – und schon war ich an Bord. Anfangs fühlte es sich komisch an. Ich machte zwar Musik, die ich mochte, aber es war trotzdem etwas anderes als meine Arbeit als Sessionmusiker. Denn bei Zeppelin war ja nicht klar, ob wir je einen Cent mit der Band verdienen würden.

Was ja schließlich wunderbar funktioniert hat. Und nicht nur das Geld, auch der Ruhm sind dir bis heute geblieben. Zudem hast du in der Zeit nach Led Zep mit etlichen interessanten Künstlern gearbeitet, von R.E.M. und Brian Eno über die Butthole Surfers, Diamanda Ga-las bis hin zu The Datsuns. Wie kam’s?
Nun, hier kommen zwei Dinge zusammen. Erstens: Ich möchte mich nicht wiederholen, daher mag ich es, immer wieder mit anderen Menschen zusammenzukommen. Und zweitens: Die Musiker dieser Künstler unterscheidet sich nicht sonderlich voneinander – sie alle erfüllen mit ihren Songs nämlich das einzige Kriterium, das für mich zählt: Sie gefallen mir. Und natürlich lerne ich stets etwas Neues dazu, das ist mir wichtig. Ich würde sehr gerne mal mit Neil Young arbeiten. Er hat etwas sehr Spezielles, Einzigartiges an sich. Und er verändert sich ständig, das mag ich.

2009 warst du mit Them Crooked Vultures aber ganz gut ausgelastet. War die Band deiner Ansicht nach für Zeppelin-Fans eine Art Entschädigung dafür, dass nach der O2-Reunion-Show nichts weiter passiert ist?
Puh, keine Ahnung. Aber mal ehrlich. Wenn jemand Led Zeppelin liebt und die Musik auch live hören möchte, dann wird er mit einer der vielen hervorragenden Tribute-Bands glücklicher sein als mit Them Crooked Vultures. Und selbst wenn wir als Led Zeppelin nach dem Reunion-Gig auf Tour gegangen wären, hätte das nur wenig mit der Band zu tun, die wir in den Siebzigern waren. Selbst bei dem O2-Konzert haben wir die Songs nicht so gespielt wie früher. Nicht, weil wir es nicht gewollt hätten, sondern weil das einfach nicht mehr möglich ist. Meiner Ansicht nach hängt das damit zusammen, dass ein Mensch nicht aufhören kann, sich ständig weiterzuent­wickeln. Und immer, wenn man etwas Neues dazulernt, verändert sich automatisch auch das Alte. Das ist zumindest die romantische Vorstellung, die ich als Kreativer vertrete. Aber natürlich gibt es auch eine realistischere Wahrheit: Ich erinnere mich an viele Dinge oder Momente einfach nicht mehr. So einfach ist das. Als wir für die Reunion-Show geprobt haben, musste uns meist Jason Bonham auf die Sprünge helfen! Einmal spielten wir einen Song, und Jimmy und ich kamen nicht weiter. Wir wussten nicht, wie es weitergehen sollte. Jason sagte schließlich: „Also, 1972 bei eurem Auftritt im ‚Forum‘ habt ihr das so gelöst. 1973 aber war es anders, da habt ihr diesen Part drangehängt…“ Bei ›For Your Life‹ ist sogar etwas noch Krasseres passiert. Ich war unsicher und meinte: „Leute, ich kann mich wirklich nicht entsinnen, wie ich das damals immer gemacht habe…“ Jimmy drehte sich zu mir um und pflichtete mir bei: „Mir geht es genauso. Sag mal, Jason, woran liegt das wohl?“ Er lachte nur und antwortete: „Na, ist doch klar. Ihr habt dieses Stück noch nie live ge­­spielt!“ Und er hatte recht. Es gibt genau eine einzige Version von dem Song: die Studioaufnahme.

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