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Volbeat – Schicksals-Riffs

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Volbeat – Schicksals-Riffs

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Volbeat 2010Kaum eine Rockband hat in den vergangenen beiden Jahren einen größeren Karrieresprung gemacht als Volbeat. Den Dänen ist es mit ihrer Mischung aus Fünfziger-Flair, markanten Melodien und eisenharten Riffs gelungen, die scharf bewachte Genre-Grenze zwischen Metal und Mainstream zu durchbrechen.

Die Phase zwischen 30 und 40 ist die wohl stressigste im Leben der Menschen: Hier passiert alles. Man ist endgültig erwachsen geworden, die meisten haben einen geregelten Job, in dem sie nun Karriere machen möchten, bei vielen stehen Familienplanung, Hausbau, Zukunftssicherung auf dem Programm. Und in diese Zeit fallen häufig auch die ersten großen Schicksalsschläge.

Diese Entwicklung ist natürlich – und daher macht sie auch vor einem Rock’n’Roller nicht Halt. So hat Volbeats Karriere in den letzten Monaten einen enormen Schub bekommen, es gab Familienzuwachs innerhalb der Band und auch eine Hochzeit, zudem mussten zwei Musiker mit herben Rückschlägen kämpfen. Ein Auf und Ab der Emotionen also – anstrengend zwar, aber eben auch eine fruchtbare Basis für die Komposition neuer Songs und die Erstellung von Texten.

So ist Volbeats aktuelles Album BEYOND HELL/ABOVE HEAVEN in vielerlei Hinsicht ein besonderes Werk geworden. Das gilt sowohl in rein ge-schäftlicher Hinsicht, denn die Scheibe ist das erste Werk der Dänen, das auf einem Major-Label er-scheint. Aber eben insbesondere auch aufgrund der persönlichen Umstände, unter denen es entstanden ist.

Speziell im Leben von Frontmann Michael Poulsen hat sich einiges getan. Sein Vater, seit jeher Respektsperson und zugleich wichtiger Orientierungspunkt für den Sänger und Gitarristen, ist verstorben. Er hat seinen Sohn stets in musikalischer Hinsicht beraten, alle Song-Ideen vorab getestet und Michael mit seinen Kommentaren wertvolle Hinweise gegeben, in welche Richtung sich der Track noch entwickeln könnte. „Die Arbeit an der neuen Platte war für mich schwieriger als sonst“, gibt Poulsen daher offen zu. „Für mich war es immer eine große Hilfe, dass sich mein Vater alle Demos anhörte und seine Meinung dazu sagte. Denn wenn er etwas wirklich mochte, wusste ich immer, dass es auch andere Menschen gut finden würden.“

Um den Verlust zu verarbeiten und sich neu zu orientieren, hat er seinem Papa auch einen Song gewidmet: ›Fallen‹. Das Lied ist sehr emotional, was besonders an den ergreifenden Melodien liegt, die der Sänger und Komponist dafür ausgewählt hat. Es hat eine tief berührende, introvertierte Note, obwohl es keine balladesken Züge trägt.

Im harschen Kontrast dazu stehen einige extrem harte Songs wie ›7 Shots‹ oder ›Evelyn‹, bei dem Volbeat Gastmusiker ins Studio geladen haben. Es sind jedoch nicht die üblichen Verdächtigen, die man bei einer Band mit Fifties-Vorliebe erwarten würde. Nein, die Dänen wollten ein Zeichen setzen – und haben ihre alten Metal-Vorbilder zu sich gebeten. „Die Fans wissen inzwischen, dass wir Johnny Cash und Elvis verehren“, erläutert Michael die Entscheidung. „Daher es war uns wichtig, auch die andere, harte Seite von Volbeat zu zeigen. Mit Mille Petrozza von Kreator und Michael Denner von Mercyful Fate als Gäste bei ›7 Shots‹ und Barney Greenway von Napalm Death bei ›Evelyn‹ ist uns das gut gelungen, finde ich.“

Zudem hat sich die Band damit einen ihrer Jugendträume erfüllt. Alle Mitglieder von Volbeat sind mit Heavy-Riffs groß geworden, und obwohl sie heute niemals mehr auf Melodien & Co. verzichten möchten, wollen sie ihren Vorbildern doch Tribut zollen. Denn ihre Jugendzeit ist den Musikern nach wie vor in bester Erinnerung. Auf die erste Berührung mit der Metal-Szene angesprochen, gerät Poulsen sofort ins Schwärmen und plaudert los: „Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Jugendlicher jede Woche die MTV-Sendung ›Headbanger’s Ball‹ geschaut habe. Sie lief immer sehr spät nachts, was für mich nicht gerade optimal war, denn ich musste am nächsten Tag früh zur Schule“, so der Kopenhagener. „Doch das war mir egal – ich wollte trotzdem keine Sekunde verpassen. Eines Tages lief ein Video, das ich ultracool fand. Am Ende des Stück kam dann endlich die Bauchbinde, auf der stand, von wem der Song war: Napalm Death, vom Album HARMONY CORRUPTION. Ich bin sofort am nächsten Tag mit dem Fahrrad in den nächsten größeren Ort geradelt, weil es dort einen Plattenladen gab, in dem ich HARMONY CORRUPTION kaufen konnte. Ich hatte extra dort angerufen, ob die Platte auch wirklich vorrätig war – denn die Fahrt dorthin dauerte anderthalb Stunden! Für ein Zugticket hatte ich natürlich kein Geld…“

Einen ähnlich großen Einfluss wie Napalm Death hatte eine dänische Band auf den jungen Michael Poulsen: Mercyful Fate. Deren Gitarrist Michael Denner ist nun auf BEYOND HELL/ABOVE HEAVEN zu hören – sozusagen als verspätetes Dankeschön dafür, dass Denner Poulsen derart inspiriert hat. Und zwar nicht nur rein spieltechnisch – denn auch die Optik der Band hat Michael begeistert. Das lässt sich sogar noch heute nachvoll-ziehen: Auf seinem Bein prangt ein fettes Tattoo von Mercyful Fates DON’T BREAK THE OATH-Artwork.

Die Musik begleitet ihn bis heute – und so sind Cash, Elvis, Napalm Death, Metallica oder Kreator allesamt in seiner iPod-Playlist vertreten. Obwohl oft krasse Stimmungswechsel zwischen den Songs herrschen, kann sich Poulsen alles problemlos durcheinander anhören. Es ist die Musik an sich, die ihn entspannt, weniger der spezielle Sound. Vor allem auf Tour legt er sich gerne in seine Koje und entspannt sich beim Zuhören. Allerdings klappt das nicht immer, wie Michael berichtet: „Auf der letzten Tour wachte ich des Öfteren mitten in der Nacht auf und hörte irgendwelche Musik – aber es war nichts, das ich auf dem Player gespeichert hatte. Es scheint, als hätten mich die anstrengenden Monate unterbewusst doch mehr gestresst als erwartet. Nun ja, eigentlich nicht weiter verwunderlich, denn ich musste nicht nur den Verlust meines Vaters verkraften, sondern auch die Trennung von meiner Freundin, mit der ich sieben Jahre zusammen war. Zum Glück habe ich danach rasch die Liebe meines Lebens gefunden. Das hat mir geholfen, aus dem schwarzen Loch herauszukommen. Plötzlich fühlte ich wieder neue Energie, sah Licht am Ende des Tunnels. Sie ist wie ich mit Elvis aufgewachsen und mag fast alle Dinge, die mir etwas bedeuten. Für mich ist sie wirklich wie eine Seelenverwandte – ich hätte auch nie gedacht, dass ich einmal jemanden finden würde, der so perfekt zu mir passt. Vor einigen Monaten sind wir nach Graceland gefahren, um dort zu heiraten.“

 

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