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Brother Dege: Songevolutionen

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Brother Dege: Songevolutionen

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Spätestens seit seinem „Django Unchained“-Beitrag (2012) ›Too Old To Die Young‹ ist der Grammy-nominierte Brother Dege auch diesseits des Atlantiks bekannt. Mit dem gerade erschienenen AURORA legt der in Lafayette, Louisiana beheimatete Singer/Songwriter ein emotionales Americana-Werk mit Tiefgang auf den Plattenteller.

Dege, wie viel Zeit ist von der ersten Idee bis zum finalen Studio-Take für das intensive AURORA verstrichen?
Die Stücke drehen sich um verschiedene menschliche Beziehungen, deswegen könnte ich locker sagen, dass die Arbeit an dem Album vor gut 20 Jahren begonnen hat. Ohne diese Ausschweifung ging die Reise irgendwann zwischen 2020 und 2021 los, als die Welt während der Pandemie stillstand. Damals hatten meine Band und ich verständlicherweise unendlich viel Zeit zur Verfügung … dass dann tatsächlich knappe vier Jahre bis zur Fertigstellung ins Land ziehen, hätte ich allerdings niemals geahnt.

Die Scheibe besteht aus sieben Songs und zwei Instrumentals, die wie die Intros zu Theaterakten anmuten.
Ab und an packt mich die Inspiration für Instrumentals, von denen ich für gewöhnlich eines auf jeder LP unterbringe. Im Fall von AURORA sind es zwei sehr individuelle Tracks, die für den Hörer ungewöhnliche Arrangements bereithalten. Dazu passen sie eben perfekt als Einleitungen für den ersten und zweiten Akt beziehungsweise Seite A und Seite B der Vinyl-Version.

Die Kompositionen auf AURORA besitzen allesamt einen zeitlosen Touch.
Als Beispiel dafür erkläre ich die Entstehung der Single ›Where The Black Flowers Grow‹. Die Rohversion des Lieds ist auf einer Akustikgitarre geschrieben worden und klang sehr ruhig und soft. Umso öfter ich es spielte, desto eher hörte ich auf einmal in meinem Inneren mehr und mehr Schlagzeugparts. Es entwickelte sich urplötzlich dieser ureigene Drive, der mit meiner Band später zur finalen Instrumentierung heranwuchs. Die massiven Rimshots sind übrigens nicht auf einem regulären Kit entstanden, sondern es sind Mülltonnen, auf denen wir alle herumtrommelten. Im Studio legten wir die Aufnahmen übereinander, um diesen besonderen Vibe zu kreieren.

In deinen Texten benutzt du eine sehr visuelle Sprache. Sind die Lyrics fiktionaler Natur oder verarbeitest du selbst- oder von deinem Umfeld erlebte Begebenheiten?
Sie sind meistens eine Kombination aus verschiedenen realen Erlebnissen. Sie können aus meinem Leben oder dem einer mir bekannten Person stammen. Ich finde es ziemlich spannend, wie sich manche Ereignisse zu einer schlüssigen, neuen Story verschmelzen lassen. Das kann man sich in etwa wie superplakative Fotografien vorstellen, aus denen man eine Collage erstellt. Dabei
gehe ich nicht geradlinig, sondern eher wie bei einem abstrakten Gemälde vor, um dem Hörer genug Interpretationsspielraum zu lassen. Der Kniff dabei ist, dass es am Ende trotzdem Lyrics für einen knackigen drei- bis fünfminütigen Song werden.

Wie sammelst du diese Ideen?
Normalerweise mache ich mir kleine Notizen oder Sprachmemos auf meinem Smartphone. Auf diese Art und Weise habe ich die Einfälle immer bei mir und manchmal zeichnet sich über die Zeit hier schon eine Marschroute für ein Stück ab.

Vorhin hast du kurz über Arrangements gesprochen – wie sind denn die auf jede Komposition individuell zugeschnittenen AURORA-Instrumentierungen entstanden?
Die Basis arbeite ich immer mit meiner Gruppe aus. Aber hier und da habe ich einen Sound im Hinterkopf, der nach einem oder mehreren Gästen verlangt. In meinem Umfeld gibt es so viele tolle Musiker, die ich dann kurzerhand ins Studio einlade und spielen lasse. Wenn es passt, hat man ungezwungen einen Mehrwert für den Track. Im Endeffekt zeigt dir ja jedes Lied, nach was es verlangt und wie es klingen will. Am Reißbrett kann man hier meiner Erfahrung nach eh nichts planen, sondern lässt jedem Stück lieber von Anfang an freien Lauf. (Aus CLASSIC ROCK #128)

Anmerkung der Redaktion: Brother Dege ist leider am 8. März im Alter von 56 Jahren verstorben. Ruhe in Frieden, Brother Dege.

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