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Jesper Lindell: Schwede mit Americana im Blut

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Jesper Lindell: Schwede mit Americana im Blut

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Eine Stimme wie Van Morrison und musikalisch ganz auf bluesige Americana gepolt – dabei stammt Jesper Lindell aus einer schwedischen Kleinstadt. Wir waren neugierig…

Pünktlich auf die Minute erscheint Jesper Lindell im Zoom-Fenster. Zu sehen: ein netter Kerl. Sehr unaufgeregt und fast schon bescheiden sitzt er da an seinem Arbeitsplatz in dem schwedischen Kaff namens Brunnsvik – hinter den Mischpultreglern in seinem eigenen Tonstudio. „Ich nehme gerade das neue Album von Magnus Carlsson auf“, sagt er und – wie aufs Stichwort – erscheint das ehemalige Mitglied der Hitband Alcazar auch schon im Bild. „Er ist so unglaublich talentiert“, lacht Carlsson aufgedreht in die Kamera und deutet auf den etwas verdutzten Jesper Lindell, dem diese spontane Huldigung etwas peinlich ist. Warum nur? Der aufgedrehte Popper hat recht. Mehr noch: Lindell wird in Insider-Kreisen schließlich schon seit einer ganzen Weile als scheues Musik-Genie gehandelt. Mit seinem neuen Werk BEFORE THE SUN befeuert er diese Expertise bestimmt noch mehr. Denn der junge Musik-Nerd aus der schwedischen Provinz präsentiert auf der Platte ein ausgeschlafenes Potpourri von bluesigen und souligen Retro-Stücken. Musik, die erstens nicht nach 2024 und zweitens schon gar nicht nach Schweden klingt. Wie kommt’s?

„Ich bin mit dieser Musik aufgewachsen“, verrät er, „bei uns lief den ganzen Tag über Musik von Neil Young, Bob Dylan oder Van Morrison. Meine Mutter mochte dazu noch David Bowie und mein Vater liebte Wishbone Ash. Das Retro-Ding steckt also irgendwie in mir – und das zeigt sich auch in meiner eigenen Musik.“ Obwohl Jesper noch weitere Bands wie Thin Lizzy, Mando Diao und The Hives als Inspirationsquellen nennt, hat es ihm der knorrige Van Morrison ganz besonders angetan. Die Stimmlage, die Art zu singen und zu phrasieren, das Gefühl für die Blue Notes, die Schönheit der Melancholie … „Es ist dieses Gefühl von Freiheit in seiner Musik“, sagt Jesper über seinen irischen Hero, „er hat sich nie auf nur eine Richtung festgelegt, er ließ vieles zu und auf sich zukommen.“ Vor allem aber liebt er seine Stimme. „Ganz besonders in seinen frühen Arbeiten in den 60er-Jahren. Das liegt wohl auch daran, dass ich auch ein großer Louis-Prima-Fan bin. Ich liebe den rhythmischen Jazz-Scat-Gesang.“ Wer die zehn Lieder seines aktuellen, von ihm gemeinsam mit Björn Pettersson produzierten Albums hört, wird sich Augen und Ohren reiben. Denn in den Credits ist als Aufnahmeort nicht ein Studio wie Fame Recordings in Muscle Shoals oder das Bluebird in Nashville angegeben, sondern: Jesper Lindells eigener Recording-Tempel in Brunnsvik. „Klar“, sagt er, „es wäre schon ein Traum, einmal in Muscle Shoals aufzunehmen. Diese Vibes würde ich gerne mal auskosten.“ Noch heißer wäre er aber auf eine Session in den legendären Stax-Studios in Memphis. Dass er das dafür geeignete Song-Futter mitbringen würde, beweist er im Track ›Howlin’‹. „Der Titel ist wirklich Stax-inspiriert“, gibt er zu, „der hat was von Elvis, und die Horns geben richtig Zunder.“ Mit Sessions in einer der legendären amerikanischen Tonschmieden wird es vielleicht noch dauern. Ein Besuch dieser Kultstätten ist aber für dieses Jahr fest eingeplant: „Es wird mein erster Trip nach Amerika sein“, sagt ausgerechnet der ausgewiesene Americana-Experte.

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