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Mike Tramp: Musikalischer und emotionaler Brückenschlag

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Mike Tramp: Musikalischer und emotionaler Brückenschlag

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Wenn ihm ein Thema zu trivial erscheint, merkt man das Mike Tramp sofort an. Nach einer White-Lion-Reunion brauche man sich gar nicht zu erkundigen – das hätten bereits viele Kollegen getan und die Antwort darauf laute immer: Nein, keine Reunion. Doch ein wenig Nachhakerei muss sich der sympathische Singer/Songwriter trotzdem gefallen lassen, wenn er nun auf SONGS OF WHITE LION die größten Hits seiner ehemaligen Band neu aufnimmt. Allem voran die Frage: Braucht’s das?

Die Antwort darauf lautet „Ja“, obwohl sich Tramp bis zuletzt selbst nicht sicher war über die Sinnhaftigkeit des Unterfangens: „Ich löste White Lion auf, weil der Grunge anrollte und unser Label sich nicht mehr für uns interessierte. Stell dir vor, nach der Trennung rief unser Management nicht mal an! Für mich war das also eine klare Sache. Abgesehen von ein paar unglücklichen Ausrutschern, bei denen ich wieder in die White-Lion-Welt schlitterte, bin ich seit 1996 solo unterwegs. Doch die Leute wollen immer White Lion hören, es schien, als würde mich meine Vergangenheit nicht gehen lassen wollen. Obwohl meine Tourband und ich gar nicht darauf ausgelegt sind, weil wir eher wie Tom Petty & The Heartbreakers klingen, performten wir einige dieser Songs live. Richtig fühlte sich das jedoch nie an. Das ist jetzt anders, auch wenn das hier natürlich nicht White Lion ist – diese Band bestand aus Vito Bratta und Mike Tramp. Für mich aber ist SONGS OF WHITE LION ein sinnvoller und angenehmer Weg, auch wenn es sich anfangs anfühlte, als würde man an der Tür der Exfrau klopfen.“ Womit Mike Tramp, neben der fast schon therapeutischen Aufarbeitung seiner Vergangenheit, einen springenden Punkt anspricht, der manchen Fans ein Dorn im Auge sein dürfte – White Lion auf Platte ohne das genuine Gitarrenspiel von Vito Bratta: „Ich verstehe, wenn manche Leute das nicht hören wollen. Ich arbeitete lange mit Gitarrist Marcus Nand, ein großer Vito-Fan, an diesem Projekt und sagte ihm: Du musst Brattas Gitarrenparts eigentlich original übernehmen, jedoch in einer anderen Tonlage – gar nicht so leicht umzusetzen. Als ich dann dazu sang, fühlte es sich plötzlich an, als käme ich nachhause.“ Vor allem jener Gefühlszustand des Ankommens ist einer der Hauptgründe für die Neuaufnahmen der alten Lieder, mit SONGS OF WHITE LION schlägt Tramp für sich eine sinnvolle Brücke zwischen seinem früheren und heutigen Ich: „Jetzt fühlt es sich endlich so an, als wären der Mann, den ich im Spiegel sehe und der, der aus den Lautsprechern kommt, dieselbe Person. Ich habe zwei Seiten vereint“, so der dänische Künstler beschwingt. Ein letztes Argument für die neue Platte ist die Anpassung der Songs an Tramps aktuelle stimmliche Möglichkeiten: „Rock’n’Roll hat sich selbst vorgemacht, unsterblich zu sein. Das ist ein Irrtum, den ich schon früh entdeckt habe. Man muss versuchen, elegant zu altern – sich optisch und stimmlich an neue Lebensabschnitte anzupassen. Einige meiner Kollegen können ihr früheres Ich nur schwer loslassen, in manchen Fällen mutet das wie ein Comedy-Act an, fast schon traurig. Wenn ich mit SONGS OF WHITE LION demnächst auf die Bühne gehe, soll das eine Show sein, die eine Geschichte von früher erzählt und nicht eine, die verbissen an der Vergangenheit festhält.“

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