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The Dead Daisies: Ruhelos

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The Dead Daisies: Ruhelos

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RADIANCE läutet nach dem famosen HOLY GROUND (2021) eine neue Ära in der Geschichte der Dead Daisies ein. CLASSIC ROCK sprach mit Leadgitarrist und Komponist Doug Aldrich im Detail über die kreative Verbindung zwischen ihm und Glenn Hughes (Gesang, Bass), die ursprünglichen Pläne für die aktuelle LP und den temporären Line-up-Wechsel bei ihren letzten Europa-Gigs.

Doug, du bist gerade nach einer über zweieinhalbmonatigen Europatour nach Los Angeles zurückgekehrt und stürzst dich umgehend in die Promotion eures neuen Albums RADIANCE.
Wir setzen uns selbst gerne ein bisschen unter Druck. Deswegen ist es auch genau das richtige Ding, mit dem Rückenwind dieser fantastischen Shows das nächste Kapitel der Dead Daisies aufzuschlagen. RADIANCE wäre ohne diesen stetigen inneren Push sicher nicht die LP geworden, die sie jetzt ist. In der Retrospektive hat HOLY GROUND (2021) unsere persönliche Messlatte extrem hoch gehängt. Deswegen sind wir mit der Prämisse an RADIANCE gegangen, autark vom Vorgänger klingende Stücke zu schreiben, die trotzdem alle Daisies Trademarks beinhalten. Glenn Hughes und ich haben uns während der letztjährigen, pandemiebedingten Konzertpause zu regelmäßigen Songwritingsessions verabredet. Das später titelgebende ›Radiance‹ war das erste Lied auf der Habenseite. Glenns unglaublich cooler, mit einer positiven Message versehener Text und mein Heavy Riff sind eine ganz eigene Hausnummer. Im Fahrwasser dieses Tracks gab es sogar Überlegungen, ein komplettes Konzeptalbum um die Nummer zu komponieren.

Warum ist diese Idee nicht weiter verfolgt worden?
Im Laufe der Sessions ist uns das Stück in seiner Urform soundmäßig doch etwas zu düster im Daisies-Kontext vorgekommen. Zum Glück haben wir von ›Radiance‹ postwendend ein richtig gutes Demo angefertigt, um es mit etwas Abstand nochmal auf uns wirken zu lassen. Auf HOLY GROUND hatten Hughes und ich schon mit ›My Fate‹ einen neuen Härtegrade erreicht. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, die Strukturen von ›Radiance‹ mit einem melodischeren Chorus und ein paar helleren Akkorden umzuschreiben. Der Vibe des Songs war ab diesem Zeitpunkt prädestiniert für eine Vorabsingle – frisch und trotzdem vertraut. Währenddessen ist der vage Plan des Konzeptalbums unter den Tisch gefallen.

Wie seid ihr weiter vorgegangen?
Wir haben uns den Stilmix von HOLY GROUND nochmal in Ruhe angehört und beispielsweise bemerkt, dass wir keinen straighten Rocker für diese LP aufgenommen haben. Diese Feststellung war die Initialzündung für ›Shine On‹, der zusammen mit ›Radiance‹ die Marschrichtung für die kommenden Stücke vorgegeben hat. HOLY GROUND ist in seiner Gesamtheit sehr groovig, RADIANCE hingegen geradlinig und direkt. Nachdem die Grundstrukturen der Instrumentierung fertig waren, hat sich Glenn an seine Lyrics gesetzt. Was ich an seinen Texten sehr bemerkenswert finde ist der Fakt, dass er stets Spielraum für Interpretationen zulässt.

Auf RADIANCE sind zehn singletaugliche Songs gelandet. Wie viele Lieder habt ihr insgesamt geschrieben?
Am Ende der Sessions waren 25 Stücke fertig. Aus ihnen haben wir dann die 15 knackigsten ausgewählt. Davon sind dann noch mal zwei der Schere zum Opfer gefallen und am Ende wurden 13 Lieder komplett aufgenommen. Das finale RADIANCE ist 50 Prozent Hughes und 50 Prozent Aldrich, garniert mit coolen Riffs von [Gitarrist und Bandgründer] David Lowy. In meinem Fall ist es so, dass ich zehn Riffs benötige, um eines für die Daises herauszufiltern. Das soll jetzt nicht heißen, dass die neun anderen Schrott sind. Ich schicke diese Zehnerpacks an Glenn und er pickt sich die Riffs raus, die seine Kreativität kitzeln. Es ist enorm wichtig, dass du deinen Sänger inspirierst. Wenn er bei einem Einfall, den du selbst verdammt cool findest, nichts fühlt, wird er unmöglich später auf der Bühne die Verbindung von Song und Publikum herstellen können.

Was passiert mit den drei nicht auf RADIANCE gelandeten Liedern?
Das Song-Trio werden wir auf jeden Fall veröffentlichen. Eine Nummer davon trägt den Titel ›The Healer‹ – ein totaler Knaller, langsam und richtig heavy. Dann gibt es noch die Powerballade ›Let It Set You Free‹ und ein Cover von Fleetwood Macs ›Oh Well‹. Aktuell ist der Plan, dass wir sie als EP mit ein paar Liveversionen der RADIANCESingles im Zeitraum unserer anstehenden USA Tour
nach dem Release von RADIANCE heraus bringen.

Verschnaufpausen scheinen bei euch im Moment nicht auf der Agenda zu stehen.
Ich sehe den Interviewmarathon zu RADIANCE als Ruhephase zwischen den Touren an. Seit ungefähr fünf Tagen bin ich wieder hier in L.A., spiele etwas Gitarre, verbringe Zeit mit der Familie und führe Gespräche wie das mit CLASSIC ROCK. Am 2. September treffe ich mich wieder mit der Band, bevor es am 7. mit den Shows losgeht.

Die Dead Daisies haben sich in den letzten Jahren von einem All-Star-Projekt zu einer Band mit konstantem Kern entwickelt.
Gerade jetzt mit der Rückkehr von unserem Schlagzeuger Brian Tichy [u. a. Billy Idol, Foreigner, Whitesnake] ist dieses Gefüge noch enger geworden. Brians Spiel hat viel zum Gesamtsound von RADIANCE beigetragen. Er spielt so unglaublich tight und heavy. Ganz nebenbei ist er nicht nur ein guter Freund, sondern auch mein absoluter Lieblingsdrummer. Er spielt in seiner Freizeit selbst Gitarre und kann sich deswegen so gut in meine Lage versetzen. Dazu kommt David Lowys aggressiver Rhythmus auf den sechs Saiten. Er drückt damit dem Fundament jedes Songs seinen Stempel auf. Bei uns gibt es zwar immerRaum für Veränderungen, aber die aktuelle Konstellation wird meinem Gefühl nach für lange Zeit bestehen.

Apropos Veränderungen: In Europa ist Glenn Hughes während eures Runs mit Judas Priest positiv auf COVID-19 getestet worden. Kurzerhand sind für ihn Dino Jelusick (u. a. Dirty Shirley, Whitesnake) am Mikro und Yogi Lonich (u. a. Buckcherry) am Bass eingesprungen.
Wir waren so verdammt dankbar, dass die Zwei den Job ohne Probe so super erledigt haben. Glenn ist ja bekanntlich ein paar Jahre älter als der Rest der Band und wir wollten seine Gesundheit keinesfalls gefährden. Als es passiert ist, hatten wir noch sechs Shows in der EU auf unserem Tourplan. In so einem Moment steht zwar die Sicherheit deines Kollegen an erster Stelle, auf der anderen Seite wollten wir unsere Fans nicht enttäuschen und die Konzerte absagen. Plötzlich hatte Brian den Geistesblitz, dass Whitesnake ihre restlichen Konzerte gecancelt haben und Dino ein möglicher Kandidat für den vakanten Sängerposten wäre. Und da ist mir sofort Yogi eingefallen. Er und Jelusick sind Freunde und leben beide in Kroatien. So ist eins zum anderen gekommen und unsere Gigs waren gerettet.

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