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Gitarrenhelden: Sylvain Sylvain

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Gitarrenhelden: Sylvain Sylvain

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Er hatte den Look, die Attitüde, das Talent und das Verlangen. Er glaubte, seine New York Dolls hätten statt der Stones die größte Rock’n’Roll-Band der Welt werden können – wäre ihnen nur nicht das Heroin zum Verhängnis geworden.

Am 13. Januar 2021 verlor Sylvain Sylvain seinen langen, mutigen Kampf gegen den Krebs. In Ägypten geboren, in Paris aufgewachsen und von New York geformt, war er Herz und Seele der New York Dolls, der Band, die er 1971 gründete und benannte. Seine Gitarre war das unverzichtbare ergänzende Eis, der Kontrapunkt des einzigartigen Proto-Punk-Feuers seines Sparringpartners Johnny Thunders: hartnäckige, spitze Scherben aus zuver- lässiger rhythmischer Wucht, die das animalische Post-Dick-Dale-Schreien, Heulen und Kreischen des unzähmbar launenhaften Thunders voranpeitschten. Der freigeistige Exzess des wilden Rock’n’Roll der Dolls ist zwar der Kern ihres anhaltenden Einflusses und Reizes, doch es war das disziplinierte Spiel von Sylvain, dem geradlinigen Bassisten Arthur Kane und dem übercoolen Swing-Spezialisten Jerry Nolan am Schlagzeug, das diesen Status untermauerte.

Er wurde immer als loyale, unterwürfige Brautjungfer von Thunders’ schriller Braut dargestellt, doch tatsächlich war es Sylvain, der ihn ursprünglich in die Band holte, ihn lehrte und dann mit der überraschenden Großzügigkeit eines Teamplayers beiseite trat, um dieser unbestreitbaren Charismabombe den Posten als Hauptgitarrist links auf der Bühne zu überlassen, wie einst von Keef himself etabliert. 2006 trafen wir den engelsgleichen, korkenzieherfrisierten Gitarristen in London zur Promotion des Albums ONE DAY IT WILL PLEASE US TO REMEMBER EVEN THIS der damals wiedervereinten Glam-Legenden, wo er immer tiefer im Ledersofa einer Hotelbar im West End abtauchte,
während er eine faszinierende Serie von Schnapp- schüssen aus einem gut gelebten Leben Revue passieren ließ.

Wann hat der Rock’n’Roll erstmals von dir Besitz ergriffen?
Ich fing schon früh damit an. Ich entdeckte mein Talent, als meine Eltern nach Buffalo, New York, zogen, neben den Niagarafällen. Wir waren aus Frankreich nach Amerika gekommen. Es war kalt, aber das Haus, das wir mieteten, war möbliert, und zu meinem großen Glück gehörte dazu auch ein Klavier. Mein Onkel spielte Akkordeon, also zeigte er mir ein paar Sachen. Ich fing an, Songs zu spielen, zeigte sie meiner Mom und sie sagte: „Hey, er ist begabt, lasst ihn uns auf die Musikschule schicken“. Also schickten sie mich auf die örtliche Zweigstelle der New York School Of Music und ich lernte, Klavier zu spielen. Das würde ich jedem empfehlen. Welches Instrument auch immer du lernst, lerne auch das Klavier.

Klavierunterricht und das Schicksal brachten also die Musik in dein Leben, aber wann kam die Einstellung dazu, ein Rock’n’Roller zu werden?
Als ich ein kleiner Junge in Paris war, hatte mein Onkel die coolsten amerikanischen Platten. Onkel Victor hatte Platten von Gene Vincent. Und Ray Charles? Mann, was für ein Rock’n’Roller! Das machte einen an, machte einen verrückt, und so kam ich zur Musik. Als ich dann in die Staaten kam, waren die Beatles im Fernsehen und ich liebte sie. Die Beatles waren für mich alles. Ich ließ meine Haare wachsen, fing an, Mod-Klamotten zu tragen, und weinte sechs Monate lang, bis mir mein Vater für 17 Dollar eine große spanische Gitarre kaufte. Und dann kamen die Rolling Stones ins Fernsehen und ich dachte, fick die Beatles, die sind ein Haufen Weicheier. Hör dir diese Typen an. Ich liebte die fucking Rolling Stones und wollte genau wie Keith Richards, Charlie Watts und natürlich Brian Jones sein. Er war der Beste, denn er sah so cool aus. Ich schnappte mir also meine Gitarre und fragte jeden schwarzen Typen in New York, ob er mir beibringen würde, wie man den Blues spielt. Und ich hatte diesen Freund in der Schule namens Joe, der mir all die besten Licks beibrachte: Sachen von B.B. King, den Scheiß von Chuck Berry. Er lehrte mich viel, und da fing ich an, gut zu werden.

Wie bist du mit den anderen New Yorks Dolls zusammengekommen?
Nun, Johnny [Thunders], Billy Murcia und ich gingen auf dieselbe High School in Queens, und Billy
und ich wollten Johnny in der Band, weil er so ein cooler Typ war, der all die Mädels abbekam. Ich sagte zu Billy: „Wenn der Kerl nicht spielen kann, dann scheiß drauf, wir können immer noch seine Tussen abgreifen“. Denn jeder kleine Junge träumte davon, flachgelegt zu werden. Also holten wir ihn in die Band. Er konnte nicht spielen, aber nahm sich den Bass, weil der nur vier Saiten hatte. Er fing also als Bassist an, aber ich brachte ihm die Gitarre bei. Ich lehrte ihn, den Blues zu spielen, Drei-Akkord-Folgen, Barrégriffe und Power-Akkorde, die einfach nur Barrégriffe waren, die auf zwei Basssaiten heruntergeschnitten waren, aber genauso gut klangen, wenn man sie durch einen aufgedrehten Verstärker spielte. Dann stieg ihm das alles so zu Kopf, dass er sagte: „Ich bin jetzt der Leadgitarrist und du wirst der Rhythmusgitarrist sein“.

Wie war die Szene in New York, als die Dolls anfingen?
Sie war völlig ausgestorben, das war ein großes Vakuum. Es war die Ära des Stadionrocks, so langweilig Da kam nichts mehr aus der Garage, aus dem Keller oder von der Straße. Als wir auf den Plan traten,
rebellierten wir also unterbewusst dagegen. Wir traten da auf, wo wir die Leute anfassen konnten und sie uns. Publikum und Performer waren eins und unsere Songs waren drei Minuten Magie. Sie gingen nicht endlos immer weiter. Der Song war immer genau so lang, wie er sein musste. Er bestimmte alles. Und der Stil? Wir waren die Beatles in Sachen Attitude und New York liebte uns. Sie sagten: „Wow, das ist so neu“. Doch alles, was wir taten, war ein kleines bisschen zurückzugehen zu dem, wie es einmal gewesen war, und wie es sein sollte: kurz, knackig, live und auf die Fresse. Als wir im Mercer Arts Center auftraten, brach das totale Chaos aus und wir wurden die Band dieser Generation. Suicide waren damals auch unterwegs, aber die Velvets waren schon verschwunden, Lou Reed war solo, also war das vorbei. MC5 waren auch noch da, aber sie hatten schon ihren Moment im Rampenlicht gehabt.

Kurz bevor ihr bei Mercury unter Vertrag genommen wurdet, verstarb Billy Murcia tragischerweise. Seitdem definiert ihn sein früher Tod, aber wie erinnerst du dich an Billy?
Wir waren Brüder, beide Einwanderer. Er kam aus Kolumbien und ich war in Ägypten auf die Welt gekommen. Als wir uns in New York kennenlernten, wurden wir also zu einem Team, denn so funktioniert Überleben. Meine schönste Erinnerung überhaupt ist an die Klamotten, die wir machten. Wir gründeten in den 60ern gemeinsam [das Modelabel] Truth And Soul, wodurch wir das Privileg hatten, nach Europa zu kommen. Im Winter arbeiteten wir uns den Arsch ab und kamen dann im Sommer hierher, um Marshall-Verstärker und solchen Scheiß zu kaufen, dann fuhren wir nach Amsterdam, um drei Monate lang Hasch zu rauchen. Wir befanden uns einfach eine Zeit lang in einem Nebel, während wir Musik und Stile aufsogen.

Zurück in New York und mit Jerry Nolan von Shaker am Schlagzeug hattet ihr dann endlich
einen Plattenvertrag und vermutlich auch ein Budget für Gitarren.

Jerry machte uns zu Profis, denn wir waren noch sehr unausgereift. Damit will ich nicht Billy kritisieren, denn er war sehr viel erfinderischer, doch Jerry Nolan hatte den Professionalismus, um alles ordentlich klingen zu lassen. Als wir den Vertrag unterschrieben, hatte Johnny schon als Leadgitarrist übernommen, und das wirkte sich darauf aus, was jeder von uns als Budget bekam. Als Leadgitarrist bekam er 800 Dollar, während ich als Rhythmusgitarrist nur 300 bekam. Ich zog los und gab das Geld für eine alte, gelbe Gibson Junior aus, die billigste Gibson. Man nannte sie das TV-Modell, weil das Gelb im Schwarzweißfernsehen gut aussah. Johnny kaufte sich eine Gibson Black Beauty: zwei Pickups, vier Regler, im Wesentlichen eine doppelt so gute Gitarre, und sie sah verdammt gut aus. Jedenfalls kam Johnny zu spät zur nächsten Probe. Ich hatte meine gelbe TV schon eingestöpselt, drehte sie über einen Marshall-Verstärker richtig auf und das kleine Baby klang fucking großartig. Nun, Johnny und ich teilten
damals alles: Klamotten, Jacken, Gitarren, Mädchen. Er kam herein, hörte mich spielen und sagte sofort: „Syl, ich tausche sofort mit dir. Ich gebe dir meine Black Beauty für deine TV“. Also sagte ich, okay.

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1 Kommentar

  1. Gemessen an dem, was Arthur „Killer“ Kane in seinen äußerst ausführlichen Memoiren „I, Doll“ zur Gründung und Geschichte der Band geschrieben hat, ist der gesamte Tenor dieser Silvain Silvain-Zitate ziemlich haarsträubender Unsinn. Zumal ich die New York Dolls 1974 selbst in Bremen getroffen habe, als sie einen Auftritt im MUSIKLADEN hatten. Johnny Thunders und David Johansen waren bei dieser Begegnunh die eindeutig dominierenden Mitglieder der Band, Silvain Silvain eher ein Sidekick.

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