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Creedence Clearwater Revival: Bad Moon Rising

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Creedence Clearwater Revival: Bad Moon Rising

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Ende der 60er waren Creedence Clearwater Revival enorm erfolgreich. Sicher lag noch größerer Erfolg vor ihnen. Doch was keiner von ihnen vorhersehen konnte: Stattdessen lauerten jenseits des Horizonts aufgeblasene Egos, Bruderhass, bittere Fehden, finanzieller Ruin und die Tragik des Todes.

Es ist halb ein Uhr morgens, als Creedence Clearwater Revival, mittlerweile große Stars in den USA, bei dem Festival auf die Bühne gehen, das als wichtigster Musikevent des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingehen wird: Woodstock, 1969. Sie beginnen ihr Set aus elf Songs mit ›Born On The Bayou‹ von BAYOU COUNTRY, einem der drei Alben, die sie in diesem Jahr veröffentlicht haben (neben GREEN RIVER und WILLY AND THE POOR BOYS).Der Floor Manager des Avalon Ballroom, der für Woodstock engagiert wurde, ist offensichtlich nicht beeindruckt. Er lässt sie nicht ihre Zugabe ›Suzie Q‹ spielen und sagt: „Aus euch wird doch sowieso nichts“. Als sie davonziehen, klatscht der nächste Act, Janis Joplin, vom Bühnenrand und nimmt einen Schluck aus der Flasche Southern Comfort, die sie wie so oft in der Hand hält. John Fogerty, der Anführer, Hauptsongwriter und Produzent von Creedence, hat gemischte Gefühle über diesen Auftritt in Woodstock und weigert sich, die Aufnahmen davon auf dem offiziellen Dreifachalbum sowie dem Film von1970 zu veröffentlichen. Eine katastrophale Fehlentscheidung, die seine Bandkollegen (seinen großen Bruder Tom, Bassist Stu Cook und Schlagzeuger Doug Clifford) erzürnt. Teile ihrer Show werden später veröffentlicht – aber erst auf der erweiterten Reissue von WOODSTOCK im Jahr 1994.

Heute beschreibt Clifford das Festival als „den Höhepunkt unserer Karriere, mit einer kinetischen Energie, wie ich sie davor oder danach nie wieder gespürt habe. Stu sagte: ‚Es ging sowieso nicht um die Bands, sondern die Leute – 500.000 von ihnen‘. Wir spielten nach Grateful Dead, die darauf bestanden, eine 45-minütige Version von ›Turn On Your Love Light‹ zu bringen [Außerdem schafften sie es, die Bühnenver-stärker zu zerstören]. Ich raufte mir die Haare aus. Es gab technische Probleme und welche mit dem Wasser. Es war stockdunkel. John schrie: ‚Ist da draußen irgendjemand? ‘Und eine einsame Stimme schrie aus der Entfernung zurück: ‚Wir sind bei euch‘. Cook fand, es war ‚ein Klassiker‘. Es erstaunt mich, dass die Leute nicht mal wissen, dass wir einer der Headliner waren. “Cook hatte Recht. Der Auftritt von Creedence in Woodstock, den man auf Bootlegs hören konnte, war genial. Alles daran, von Fogertys wahnwitziger Mundharmonika auf ›Keep On Chooglin’‹ bis zu Cliffords Micky-Maus-T-Shirt passte perfekt.

John Fogertys Sturheit wurde da schon normal. Er war laut Clifford ein „Kontrollfreak“ und hielt die anderen kreativ auf Distanz. Dann erniedrigte er sie, indem er auf dem letzten Album MARDI GRAS minderwertige Versionen von Songs verwendete, nur um seine Meinung zu unterstreichen. Jetzt wo Craft Recordings die CCR-Alben in einem Boxset zum 50. Jubiläum wiederveröffentlicht hat, ebenso wie Reissues von Cliffords Solo-LP DOUG COSMO CLIFFORD und Tom Fogertys zweites Solowerk EXCALIBUR (beide ursprünglich 1972 erschienen), sollte es doch eine Zeit des Feierns sein. Oder? „Die besten Zeiten waren am Anfang, als wir jedes Hindernis überwanden, außer dem Erfolg“, sagt Clifford heute aus seinem Zuhause in der Sierra Nevada. „Wir sahen, wie die Hippiebands aus San Francisco total high spielten und sich für genial hielten, obwohl sie tatsächlich furchtbar waren. Wir schlossen einen Pakt: Wenn die Musik allein nicht Rausch genug für uns wäre, warum sollten wir es dann überhaupt tun? Wir waren diszipli-iert. Der Goldregen des Rock kann die meisten Bands umbringen, aber wir spielten immer nüchtern, selbst bei den Proben. “In Woodstock verspottete man die so gar nicht hippiesken CCR abfällig als „Pfadfinder-Singles-Act“.

Doch bei ihrem Arbeitsethos drehte sich alles um Integrität: bodenständiger Roots-Swamp-Rock, gespielt von Bay-Area-Kaliforniern in karierten Hemden aus dem Arbeiterklasseviertel El Cerrito von San Fran-cisco. Sie waren das genaue Gegenteil der Kokain-und-Groupies-Kultur jener Zeit. Kaum überraschend also, dass Keith Richards sie 1979 abkanzelte: „Als ich sie zum ersten Mal hörte, war ich begeistert, doch bald langweilten sie mich. Nach ein paar Mal fingen sie an, mich zu nerven. Sie sind so primitiv und simpel, dass es vielleicht ein bisschen zu viel ist. “An den geschäftlichen Angelegenheiten von CCR war jedoch gar nichts simpel. Saul Zaentz, Besitzer ihrer Plattenfirma Fantasy und Produzent ihres Debüts, war für John Fogerty – der im Lager der Firma gearbeitet hatte – wie eine Vaterfigur gewesen. Nachdem Zaentz Fantasy übernommen hatte, finanzierte er die Band und legte ihnen einen Namenswechsel von The Golliwogs zu Creedence Clearwater Revival nahe. Zaentz hatte Fantasy von Max und Sol Weiss übernommen, die ihre Jazzkünstler angeblich mit Heroin und per Handschlag bezahlten.

Er säuberte das Image des Labels, gab CCR aber kaum mehr als die fünf Prozent, die ihnen die Weiss-Brüder 1964 angeboten hatten, als sie mit Ausnahme von Tom Fogerty noch alle minderjährig (also unter 21) waren und ihren Vertrag ohne unabhängige rechtliche Beratung unterschrieben hatten. 1967 wurden daraus zehn Prozent, doch Fantasy behielt nach wie vor alle Einnahmen aus den Verlagsrechten. „Wir waren die einzige wichtige Band auf dem Label“, sagte John Fogerty 2000 im „Guardian“. „Wir verkauften fast 99,9 Prozent ihrer Platten. Dabei hatten wir einen Vertrag unterzeichnet in dem Glau-ben, auch gerecht beteiligt zu werden. Ich dachte, wir würden einen großen Anteil am Unternehmen bekommen. Aber das passierte dann nicht.“

1970 kamen große Beträge an Tantiemen zusammen, aber John weigerte sich nach wie vor, einen Anwalt zu engagieren, und wollte lieber persönlich mit den Bossen verhandeln. „Er wollte das Opfer sein“, behauptet Clifford. „Schließlich bot man uns zehn Prozent der gesamten Firma an. Niemand hatte je einen solchen Deal gehabt, aber John war so ein Kontrollfreak, dass er glaubte, man würde ihn von den Verhandlungen ausschließen. Doch was wir zu sagen hatten, war egal. Sie [Fantasy] zogen John über den Tisch. Ein talentierter Musiker zu sein, heißt längst nicht, dass man auch ein guter Geschäftsmann ist. Das war Johns größter Fehler. Er war ein Idiot. Er dachte, er sei Steve McQueens Figur in ‚Gesprengte Ketten‘, also ging er mit einem Baseball unde inem Handschuh in die Meetings und spielte mit dem Rücken zu den Bossen Fangen gegen die Wand.“ Als sich John endgültig mit seinen Kollegen zerstritten hatte, einschließlich seinem Bruder, verhandelten Cook und Clifford einen davon unabhängigen Deal, der auf Samplern basierte, von denen es viele geben sollte.

Das meistverkaufte Album überhaupt von CCR ist CHRONICLE: THE 20 GREATEST HITS von 1976 (vielsagenderweise als „Creedence Clearwater Revival featuring John Fogerty“ veröffentlicht), das in den USA über zehn Millionen Käufer fand. „John hat selbst das bekämpft“, so Clifford. „‘Ich schrieb die Musik. Ich habe diese Songs gemacht. Dein Beitrag ist nichts im Vergleich zu meinem‘. Es ist wahr, dass er unter großem Druck stand, aber wir nahmen ihm viel davon ab. Wir waren die besten Nebendarsteller, die er je hatte. Wir gaben ihm die Chance, dieser Songwriterzu sein. Creedence hatten genau 17 Hits und zwischen 1968 und 1972 fünf Top-5-Alben in Folge. Das nach mir benannte COSMO’S FACTORY war das größte von ihnen. In mehr als 40 Jahren als Solokünstler hatte er zwei Top-10-Singles. Wir haben ihn also ganz sicher nicht ausgebremst, wir halfen ihm, diese großartigen Sachen zu schreiben und bekamen dafür nie irgendwelche Anerkennung. Man sah uns immer als die Typen, die John im Wegstanden.“Laurie Clifford, seit 50 Jahren Dougs Ehefrau, nennt es „die traurigste Geschichte des Rock’n’Roll“. Cook fügt hinzu: „Und die dümmste Fehde der Rockgeschichte.“Doch so erbärmlich die finanziellen Streitereien auch gewesen sein mögen, waren sie doch nichts im Vergleich zu dem Zwist zwischen John und seinem Bruder Tom, der 1971 nach PENDULUM ausstieg uns sagte: „Ich habe noch nie einen Haufen so egoistischer Wahnsinniger gesehen. Es ist eine Schande, dass sie sich alle so schnell verändert haben, aber so ist es nun mal. John und ich verstanden uns wirklich gut. Man weiß ja, wie lange die Band existierte, bevor wir den Durchbruch schafften. Am Anfang war es eine richtig demokratische Gruppe, doch als ich ausstieg, war es eine Diktatur.“

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